Media Quarter Marx: Undurchsichtige Verhältnisse

Media Quarter Marx: Undurchsichtige Verhältnisse
Die Ungereimtheiten um den Partner der Stadt Wien beim Medienzentrum in St. Marx werden immer verwirrender.

Wer steckt tatsächlich hinter dem Partner der Stadt Wien im Großprojekt auf dem Gelände der ehemaligen Schlachthöfe? Eine Frage, die Wiens Bürgermeister Michael Häupl zuletzt als Gerüchte abtat, die nur "wirtschafts- und standortfeindlich" seien. Von Gerüchten kann allerdings keine Rede sein, es handelt sich vielmehr um Dokumente, die im österreichischen Firmenbuch aufliegen. Und die jetzt gegenüber dem KURIER von der Aussage eines Wirtschaftsprüfers bestätigt werden.

Das Media Quarter Marx MQM wird von der Stadt Wien als erfolgreiches PPP-Modell präsentiert. Eine Public Private Partnership, an der die Stadt über ihre Technologie-Agentur ZIT 40 Prozent hält. Der private Partner ist die VBM Beteiligungsmangement. Die gehört laut Firmenbuch dem Ex-Croupier Christian Bodizs und über eine dazwischen geschaltete Gesellschaft der Ehefrau des ehemaligen Tennishallen-Betreibers und Versicherungsverkäufers Andreas Lenzinger. Dieser ist auch einer der beiden Geschäftsführer des MQM.

Mysteriös

Jetzt aber wird’s mysteriös. Denn eine A. V. Maximus Holding gibt sich wie berichtet ebenfalls als hundertprozentige Eigentümerin des Stadt-Wien-Partners VBM aus. Im Prüfbericht der PWK Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft über den Jahresabschluss 2010 der Maximus ist die VBM als hundertprozentige Tochter angeführt. Mit 6,832308,41 Euro Eigenkapital. Die VBM weist in ihrer Bilanz auf den Cent genau diese Summe als ihr Eigenkapital aus. Lenzinger beteuerte, er könne sich das nicht erklären und dementiert auch, dass die Maximus über Treuhandverträge hinter der VBM stehe.

Die PWK dagegen erklärte nun offiziell auf KURIER-Anfrage: "Unser Ansatz ist völlig korrekt." Die VBM gehöre zu hundert Prozent der Maximus. Was bedeutet, dass die Wirtschaftsprüfer Lenzinger diametral widersprechen und die Angaben über die VBM im Firmenbuch zu hinterfragen sind.

62 Millionen Euro

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Andrea Hodoschek

62 Millionen Euro haben die Stadt Wien und die VBM bis dato im Media Quarter investiert. Die ZIT brachte laut den Angaben ihres Geschäftsführers Claus Hofer 4,5 Millionen Euro an Eigenmitteln auf, 6,78 Millionen kamen von der VBM. Rund 50,7 Millionen Euro sind über Kredite finanziert. Stellt sich die Frage, wie Bodizs und Lenzinger eigentlich ihr Eigenkapital aufstellen konnten. Möglicherweise mit Hilfe der Maximus, die Lenzinger aber gar nicht kennen will. Auch interessant, denn die VBM hatte in der Vergangenheit von einer Maximus-Tochter in Deutschland (der IFF ) einen Kredit über 1,475 Millionen Euro erhalten, der inzwischen zurückgezahlt wurde.

Die Maximus wies jedenfalls die VBM erstmals bereits mit Datum 14. Mai 2007 aus, mit einem Eigenkapital von rund sieben Millionen Euro. Am 15. Mai 2007 kaufte die Media Quarter in St. Marx von der Gustana ein Grundstück um sieben Millionen Euro. Zufall?

Die Maximus dürfte sich über Gelder aus der Schweiz und der Ukraine finanzieren. In der Bilanz scheinen ein Darlehen einer a. v. maximus s.a. in Genf sowie ein Kredit über 7,5 Millionen Euro einer Argocom LTD in der Ukraine auf.

Als Eigentümer der Maximus wird offiziell eine A & P Power Holding Ltd. in Malta angeführt, von dort führte die Spur weiter in eine karibische Steueroase. Die A & P ist seit kurzem jedoch aus dem Firmenbuch in Malta verschwunden. Schon seit längerem wird darüber spekuliert, die Maximus gehöre nach wie vor dem umstrittenen kasachischen Ex-Botschafter Rakhat Aliyev . Dessen Anwalt dementierte aber. Aliyev habe mit der Maximus seit 2007 nichts mehr zu tun.

Unabhängig davon, ob Aliyev noch mit an Bord ist oder nicht, kann die Frage des tatsächlichen Eigentümers derzeit nicht geklärt werden. Maximus-Vorstand und Anwalt Christian Leskoschek war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Das Media Quarter ist nach wie vor tief in den roten Zahlen. 2011 wurden 4,2 Millionen Euro Verlust ausgewiesen, seit der Gründung fielen insgesamt sieben Millionen Minus an. 49,5 Millionen stehen noch an Verbindlichkeiten in den Büchern.

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