„Straße wurde mutwillig geopfert“

Nächste Nachbesserung: Dieses Transparent soll rücksichtslose Radler zur Räson bringen. Zuletzt fuhren viele zu schnell durch die neue Fußgängerzone. Auch die 13A-Strecke wurde wieder geändert
Was muss auf der neuen Mariahilfer Straße geändert werden? Stimmen Sie ab!

Murks“, „Stückwerk“ – das sind noch die harmlosesten Begriffe, die Besuchern der neu gestalteten Mariahilfer Straße einfallen.

Auch in der zweiten Woche des Testbetriebs ebbt die Kritik an der Fußgängerzone in der Einkaufsmeile nicht ab: Während sich Anrainer über Staus und lange Umwege in den Seitengassen beschweren, bleiben viele Fußgänger aus Angst vor zu schnellen Radlern wie bisher auf den Gehsteigen. Indes wird laufend an der Route für den Bus 13A gebastelt.

Jetzt sind die KURIER-Leser am Wort: Stimmen Sie unter diesem Link ab, was am aktuellen Konzept verbessert werden muss, damit die Fußgängerzone Mariahilfer Straße doch noch funktioniert (mehr Infos siehe unten). Braucht es zusätzliche Querungen für Autofahrer? Sollen die Radler aus der Fußgängerzone verbannt werden? Oder ist es am besten, das Projekt überhaupt abzublasen?

Letzteres fordert die Initiative „Gegen Mariahilferstraßenumbau“. Gegründet von Anrainern hat sie schon mehr als 2500 „likes“ auf Facebook gesammelt. „Mutwillig wird hier eine funktionierende Einkaufsstraße für ein politisches Projekt geopfert“, sagt Andreas Wimmer, Anrainer in Neubau und einer der Initiatoren. Wovor man schon lange vor der Umgestaltung gewarnt habe, sei jetzt Realität: „In der Burg-, Linden- und Stollgasse haben wir jetzt Dauerstau.“ Statt erst nach der jetzt laufenden Probephase hätte man die Bevölkerung schon davor über das Projekt abstimmen lassen sollen, sagt Wimmer. „Aber man hatte wohl Angst, dass die Menschen dagegen stimmen.“

Kritik an Häupl

Sein Mitstreiter Christian Weissinger ist FSG-Personalvertreter bei den ÖBB. Mit seinem Parteikollegen Bürgermeister Michael Häupl geht er hart ins Gericht: „Es war ein Fehler zuzulassen, dass Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou so die Oberhand gewinnt. Das soll Häupl auch offen eingestehen“, fordert der SPÖ-nahe Gewerkschafter. „Am besten wäre es aber überhaupt, diese Koalition zu beenden.“

„Straße wurde mutwillig geopfert“
Christian Weissinger (li.), Andreas Wimmer, Initiative gegen Mariahilferstraßenumbau

Unterdessen stehen auf der und rund um die Mariahilfer Straße schon wieder Änderungen an: Der 13A bekommt – zumindest am kommenden Samstag – erneut eine neue Linienführung: Die erst vor Kurzem beschlossene Teilung der Linie wird wieder aufgehoben. Stattdessen fährt der Bus von der Amerlingstraße kommend ab der Haltestelle Neubaugasse Richtung 8. Bezirk eine Ausweichroute über Gumpendorfer Straße, Getreidemarkt und Neustiftgasse (siehe Grafik). Haltestellen gibt es in diesem Abschnitt keine, die Regelung gilt zwischen 9 und 19 Uhr. In den Morgenstunden sowie am Abend und an den restlichen Wochentagen wird der Bus weiter durch die Mariahilfer Straße geführt.

Unabhängig davon wird weiter an einer grundsätzlich neuen Linienführung für den 13A gearbeitet. Das Ziel: Auch unter der Woche soll die Fußgängerzone nicht mehr befahren, sondern in beiden Richtungen nur gequert werden. Die nun für Samstag beschlossene Umleitung wird laut Wiener Linien kaum die neue Streckenführung werden. Mit ihr könne man den 7. Bezirk nicht ausreichend erschließen.

Auf der Mariahilfer Straße selbst wurden Dienstag Transparente aufgehängt, die Radler dazu auffordern, die in der Fußgängerzone vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit einzuhalten. Wie berichtet, sind rücksichtslose Radler eines der Haupt-Ärgernisse in der neu gestalteten Einkaufsstraße.

Zankapfel "MaHü": Keine Stammtisch-Debatte in der Bundeshauptstadt kommt momentan ohne einen Beitrag zur Neugestaltung der Mariahilfer Straße aus. Am neuen Verkehrskonzept scheiden sich die Geister: Zu verwirrend und sogar gefährlich, monieren die einen. Endlich weniger Autos und weniger Lärm, jubeln die anderen. Und die Politik? Die bittet um Verständnis und verspricht Adaptierungen: "Man muss dem Ganzen eine Chance geben", sagte der Bezirksvorsteher von Neubau, Thomas Blimlinger, unlängst im KURIER-Stadtgespräch.

„Straße wurde mutwillig geopfert“

Was würden Sie auf der Mariahilfer Straße verändern? Was gefällt Ihnen am neuen Verkehrskonzept? Was weniger? Schicken Sie uns Ihre Verbesserungsvorschläge per E-Mail an leserreporter@kurier.at und stimmen Sie in der Umfrage für die aus Ihrer Sicht beste Lösung ab.

Die interessantesten Leserbeiträge werden in den nächsten Wochen in diesem Artikel veröffentlicht.

Kommentare