Magere Zeiten am Wiener Flughafen

Magere Zeiten am Wiener Flughafen
Der Vorstand rechnet mit einem Null-Wachstum bei den Passagieren, halbiert die Dividende und spart beim Personal.

Die gute Nachricht vorweg: Im Vorjahr hoben erstmals mehr als 21 Millionen Reisende am Flughafen Wien ab. Mit dem daraus resultierenden Plus von 7,2 Prozent gegenüber 2010 liege man sogar leicht über dem europäischem Durchschnitt, freuten sich die Flughafen-Vorstände Julian Jäger und Günther Ofner bei der Präsentation der Passagierzahlen am Donnerstag.

Dennoch streicht das Führungsduo die Dividende für 2011 zusammen. Die Aktionäre müssen sich wohl mit einem Euro pro Anteilsschein zufriedengeben, im Jahr davor wurden noch zwei Euro ausgeschüttet. Insgesamt werden also 21 Millionen Euro ausbezahlt. Bedient werde die Dividende aus dem Gewinn, sagte Ofner. Viel davon übrig bleiben dürfte dem Flughafen freilich nicht, mussten 2011 doch Sonderabschreibungen von 74 Millionen Euro geschultert werden. Die genauen Bilanzzahlen gibt der Airport im März bekannt. Für 2012 rechnet Ofner mit einem Plus beim Umsatz und einem verbesserten Ergebnis, das „allerdings deutlich hinter den letzten Jahren zurückbleiben wird“.

Magere Zeiten am Wiener Flughafen

Der Grund ist nicht schwer auszumachen: Die Passagierzahlen brechen heuer ein. Das Wachstum werde bei null bis einem Prozent liegen, lautet die magere Prognose. Vom Vorstand wurden in erster Linie die schlechten Konjunkturaussichten als Begründung genannt.

Aber auch das Sparpaket bei der AUA bereitet Sorgen. Die Lufthansa-Tochter passt, wie berichtet, sein Streckennetz an und verkleinert die Mittelstreckenflotte. Die von der AUA geforderte Nachverhandlung bei den Gebühren blockt Jäger nicht ab. Obwohl man ohnedies günstiger sei als Frankfurt, München oder Zürich, sei man zu Gesprächen bereit.

Skylink

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Neben der geplanten dritten Piste, für die Ende des ersten Quartals ein Bescheid erster Instanz zur Umweltverträglichkeit erwartet wird, ist die Inbetriebnahme des neuen Terminals Skylink im Juni freilich das Schlüsselprojekt. Derzeit laufe der Testbetrieb. „Wir finden laufend Fehler“, freute sich Jäger. „Besser jetzt, als nach der Eröffnung.“ Die Kapazität des Flughafens wird sich mit dem Skylink auf 30 Millionen erhöhen. Die Kosten werden sich auf „unter 770 Millionen belaufen“, sagte Ofner.

Der neue Terminal helfe zudem, leichter mit dem Personalüberschuss umzugehen. Rund 400 Mitarbeiter werden in den Skylink umgeschichtet. Im Zuge des laufenden Sparprogrammes werden im Personalbereich Kosten durch einen Aufnahmestopp, Nicht-Nachbesetzungen und Überstunden- und Urlaubsabbau eingespart. Die Mitarbeiterzahl beläuft sich derzeit auf 4500.

Sparpaket: „Die AUA fliegt gegen die Wand“

Die kaufmännisch-technischen Mitarbeiter der Lufthansa-Tochter AUA machen den Anfang. Für heute, Freitag, hat die Gewerkschaft GPA-djp um neun Uhr zur Betriebsversammlung aufgerufen. Auch die Piloten und Flugbegleiter bereiten Informationsveranstaltungen vor.

Über Streik wird zwar noch nicht gesprochen, die Belegschaftsvertreter schließen aber einen Arbeitskampf nicht aus. Der neue AUA-Chef Jaan Albrecht will die schwer defizitäre Airline heuer in die schwarzen Zahlen bringen. Teil seines Sanierungsprogramms zur geplanten Ergebnisverbesserung um 200 Millionen Euro sind neue Kollektivverträge für die Belegschaft. „Wenn das Sparpaket nicht gelingt, fliegt die AUA gegen die Wand“, betont man im Management den Ernst der Lage. Die Belegschaftsvertreter halten entgegen, dass es seit der Übernahme durch die Lufthansa bereits drei Sparpakete gegeben habe, ein fünfprozentiger Gehaltsverzicht läuft noch.

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