Mafia-Prozess: Bedrohter Kronzeuge packte in schusssicherer Weste aus

Strenge Sicherheitsvorkehrungen im Gericht
Auf Hauptbelastungszeugen soll "Kopfgeld" ausgesetzt worden sein, Attentat im Gerichtssaal befürchtet

Im Prozess gegen eine mutmaßliche Mafia-Bande, die unter anderem Schutzgeld-Erpressungen begangen haben soll, hat am Dienstag im Wiener Landesgericht der Hauptbelastungszeuge ausgesagt. Der Mann wurde unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen vernommen, nachdem er im Vorfeld bedroht worden sein soll. "Ich weiß, dass sie jeden erpressen wollten. Jedes Lokal auf der Ottakringer Straße", gab der Kronzeuge an.

Der 38-jährige Serbe wurde von der Justizwache und schwer bewaffneten, vermummten Cobra-Beamten in den Verhandlungssaal gebracht. Er selber trug eine schusssichere Weste, zumal das Bundeskriminalamt von Gerüchten Wind bekommen hatte, denen zufolge jemand im Gerichtssaal eine Waffe ziehen und den Zeugen "erledigen" wolle.

Der Zeuge hatte wesentlich zur Festnahme der insgesamt sieben Angeklagten rund um den angeblichen Bandenboss Edin D. alias "Edo" beigetragen. Wegen Beteiligung an dessen Erpressungen wurde er dafür in einem separat gegen ihn geführten Verfahren in erster Instanz zu drei Jahren teilbedingter Haft verurteilt. Dass er zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem Strafverfolgungsbehörden kooperierte, wirkte sich bei der Strafbemessung mildernd aus. Im Gefängnis wurde der Mann, der die Seiten gewechselt hat, von einem tschetschenischen Mithäftling bedroht. Dieser wurde mittlerweile in eine andere Justizanstalt verlegt. Außerdem soll auf den Kronzeugen ein "Kopfgeld" von 250.000 Euro ausgesetzt worden sein. Der Mann packte trotzdem umfassend aus: So erklärte er, die Angeklagten hätten – was noch gar nicht von der Anklage umfasst ist – die gesamte Ottakringer Straße erpresst. Etwa mit der Drohung, die Verlobte eines Gastronomen würde vergewaltigt, wenn er nicht zahle. Es wurde vertagt.

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