Löschversuch bei der Feuerwehr

Löschversuch bei der Feuerwehr
Umstritten: Die Kosten für die Sanierung der Feuerwehrzentrale am Hof explodieren. Der Umbau dauert noch ein Jahr.

Es ist dies die älteste Feuerwache der Welt (gegründet 1686). Sie wird ab Herbst 2012 eine der modernsten Feuerwehr-Zentralen Europas sein.

Die seit fünf Jahren laufende Sanierung der Zentralfeuerwache am Hof in der Wiener Innenstadt, löst gleichermaßen Bewunderung wie Aufregung aus.

Feuer am Dach

So sorgte der Bericht des Kontrollamtes im Mai 2010 für Feuer am Dach. Das Projekt kostete plötzlich statt 18,8 Millionen satte 49,8 Millionen Euro Steuergeld. Freitag präsentierte Wiens Vizebürgermeisterin Renate Brauner das Prestigeprojekt.

Grund genug für die Rathausopposition zu zündeln. Wiens VP-Chefin Christine Marek: "So locker sitzt das Steuergeld in der Stadtregierung. " FP-Landesparteisekretär Hans-Jörg Jenewein ging noch einen Schritt weiter: "Die SP hat für die Sanierung die Schulden bewusst in Kauf genommen. Eigentlich eine Chuzpe gegenüber jedem Steuerzahler."

Tatsache ist, dass die Arbeiten im Zentrum der Stadt zur Herausforderung wurden. Teile der denkmalgeschützten Häuser am Hof mussten erhalten bleiben. Bei der Errichtung der Tiefgarage gaben Archäologen das Tempo vor. Es wurde sogar eine römische Maske gefunden. Im Juni 2007 knickte eine Windböe den Baukran. Er stürzte auf die Dächer der Feuerwehrzentrale. Der Kranführer kam ums Leben.

Freitag blickte Branddirektor Gerald Hillinger in die Zukunft: "Bei der Generalsanierung werden 300 Kilometer Kabel verbaut. Unser Kommunikationszentrum ist ein technisches Juwel. Dort gehen täglich über 1000 Notrufe ein. Und in fünf Minuten erreichen wir jeden Punkt der Stadt." Denn von der Zentrale am Hof werden alle Einsätze der 27 Feuerwachen koordiniert. Im Vorjahr gab es 35.872 Einsätze.

Wobei die Brandbekämpfung nur noch 27 Prozent ausmacht. Technische Einsätze wie Katastrophenhilfe liegen mit 39 Prozent bereits an der Spitze. Die Rettung von Mensch und
Tier rangiert bei 14 Prozent und sensible Schadstoffeinsätze bei zwei Prozent.

Drei Frauen

Löschversuch bei der Feuerwehr

Warum nur drei Frauen unter der 1765 Kräfte starken Truppe zu finden sind, erklären die strengen Aufnahmekriterien. Brand-Direktor Hillinger: "Es gelten gleiche Rechte und Pflichten. Auch bei den körperlichen Tests. Und Anwärter müssen einen technischen Beruf erlernt haben."

Sollten Teile Wiens - wie etwa nach den Bombardements im Zweiten Weltkrieg - jemals in Schutt und Asche liegen, bleibt die Feuerwehr weiter einsatzfähig. Dank der neuen unterirdischen Ausweichzentrale am Hof.

Nachgefragt: "Die Stadt hat sich bei den Kosten verschätzt"

KURIER: Wie erklärt sich die Finanzstadträtin die Kostenexplosion von 31 Millionen Euro für die Feuerwehrzentrale am Hof?
Renate Brauner:
Die Stadt Wien hat sich bei der Bemessung der Kosten verschätzt.

Um ganze 31 Millionen Euro ...

Das damals eingereichte Projekt hat mit dem jetzigen nichts mehr zu tun.

Was hat sich gegenüber der ursprünglichen Projektierung geändert?
Die Idee, gewisse Bereiche auszulagern. Die Planer haben sich entschlossen, eine moderne Feuerwehrzentrale am ursprünglichen City-Standort zu errichten.

Warum keine kostengünstigeren Auslagerungen?
Wir hätten trotz Sanierung in den Bereichen Organisation und Kommunikation ein Flickwerk hinterlassen. Und das wäre keine g'scheite Entscheidung gewesen. Das wurde aber erst im Laufe der Entwicklungen erkannt. Daher auch der City-Standort.

Die Arbeiten haben 2007 begonnen und sollen im Herbst 2012 abgeschlossen sein. Ist das nicht eine sehr lange Sanierungszeit?

Die Wiener Feuerwehr ist ja kein Theater, das sagen kann "Wir haben wegen baulicher Maßnahmen jetzt einmal eine Saison spielfrei". Der Umbau fand unter voller Einsatzfähigkeit der Feuerwehr statt.

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