Lange Haftstrafen für "Moneymaker"-Bande

Lange Haftstrafen für "Moneymaker"-Bande
Bei 23 Überfällen erbeuteten die beiden Mazedonier über eine Million Euro. Das Geld gaben sie für "Bordell, Drogen und Casino" aus.

Mit langjährigen Freiheitsstrafen für die beiden Angeklagten ist am Dienstag im Wiener Straflandesgericht der Prozess um die  größte Bankraubserie in der österreichischen Kriminalgeschichte zu Ende gegangen. Vulnet H. (34) und Nuri N. (33) wurden für 23 Überfälle zu neun bzw. zwölfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Vulnet H. sitzt bereits seit rund zwei Jahren eine rechtskräftige Strafe von neun Jahren für drei weitere Überfälle ab. Er hat daher insgesamt 18 Jahre ausgefasst.

Die beiden Mazedonier, die bei den inkriminierten Coups 1,15 Millionen Euro erbeutet hatten, akzeptierten die Urteile. Der Staatsanwalt gab allerdings noch keine Erklärung ab, so dass diese formal nicht rechtskräftig sind.

Das Duo, gegen das seit vergangenem Dienstag verhandelt worden war, hatte zwischen 2004 und 2008 in der Bundeshauptstadt, in Wiener Neudorf und in Graz gemeinsam 15 Banken ausgeraubt. Sechs Überfälle, zu denen Vulnet H. zum Zeitpunkt seiner ersten Verurteilung  noch nicht überführt war, gingen auf das alleinige Kerbholz des Älteren. Nach dessen Festnahme im Juni 2009 suchte sich Nuri N. neue Komplizen, mit denen er zwei weitere Coups verübte, ehe er im Februar 2011 in Deutschland verhaftet werden konnte.

Gaspistole

Das Duo hatte als "Moneymaker"-Bande Schlagzeilen gemacht: Bei einem Überfall riss ihnen das Plastiksackerl, in das sie ihre Beute gestopft hatten. Daher schafften sie mit ausgebreiteten Armen die Banknoten-Bündel ins Freie, womit sie bei Kriminalisten Assoziationen an Kandidaten in der "Moneymaker-Gelddusche" der gleichnamigen ORF-Sendung weckten.

Vulnet H. hatte mit einer in Tschechien gekauften Gaspistole seine Raubzüge begonnen. Nach kurzer Zeit überredete er seinen beschäftigungslosen Freund aus Kindertagen zum Mitmachen. "Er hat mir erzählt, was er gemacht hat. Das hat mir gepasst. Ich hatte damals kein Geld", berichtete Nuri N. dem Gericht.

Die Angeklagten wären bei ihren Taten geradezu "lehrbuchartig" vorgegangen, bescheinigte ihnen Verteidiger Christian Werner. Weil es ihm einmal zu lang dauerte, richtete Vulnet H. die Gaspistole gegen einen Kunden und kündigte an, er werde bis fünf zählen und abdrücken, falls er bis dahin nicht sämtliches verfügbare Geld ausgehändigt bekomme.

"Bordell, Drogen und Casino"

Die Überfälle wurden stets penibel geplant. Über Kleinanzeigen besorgte man sich Fluchtfahrzeuge oder borgte sich diese von ahnungslosen Bekannten aus. Von der Beute war angeblich stets nach kurzer Zeit nichts mehr übrig, denn diese hätten sie "für Bordell, Drogen und Casino verbraucht", wie Nuri N. zu Protokoll gab. Also marschierte man wieder in Bankfilialen, wobei auffallend oft Zweigstellen der "Ersten" zum Handkuss kamen. "Die Foyers dort hab ich gekannt, die schauen immer gleich aus", erläuterte dazu der jüngere Räuber.

Einmal wurde es brenzlig, als ein Radfahrer auf der Mariahilfer Straße die Verfolgung der flüchtenden Schwerkriminellen aufnahm. Da nahm einer der "Moneymaker" den sportlichen Mann unter Beschuss, der laut Staatsanwalt Juan Pablo Gomez Reyes nur um 1,5 Meter verfehlt wurde.

Kommentare