Polizeichef: „Menschen durch Vorfälle verunsichert“

Polizeichef: „Menschen durch Vorfälle verunsichert“
KURIER-Telefon: Polizeichef Mahrer sprach mit KURIER-Lesern über den „U-Bahn-Vergewaltiger“ in Wien.

Mustafa A., mutmaßlicher Serienvergewaltiger sitzt in Wien in U-Haft. Die ungarischen Behörden übergaben den gebürtigen Türken am Mittwoch der österreichischen Exekutive. Er soll seit November drei Frauen in Wien vergewaltigt haben. Der Türke suchte sich seine Opfer in der Linie U 6 aus, verfolgte sie und fiel in einem günstigen Moment über sie her. Danach raubte er Handy und Bargeld. Am 30. Dezember wurde er in Ungarn festgenommen. Mustafa A. wollte in die Türkei flüchten.

Mittwoch stand auch Wiens Landespolizei-Vizepräsident Karl Mahrer in einer Telefonsprechstunde den KURIER-Lesern zur Verfügung. Thema: „Sind Wiens Öffis noch sicher?“

Dabei zeigte sich – überraschend – ein nicht zu erwartender Aspekt. Einige Anrufer glaubten, dass bei Problemen in den Öffis die Verständigung der Polizei (Notruf 133) sowie die darauffolgende Amtshandlung kostenpflichtig sei. „Weder die telefonische Alarmierung noch der Einsatz kostet etwas. Ganz im Gegenteil: Wer sich bedroht fühlt, soll die Polizei kontaktieren. Unabhängig, ob es sich um strafrechtlich relevante Vorfälle handelt“, beruhigte General Mahrer.

KURIER-Leserin Vilma Mayer machte einen interessanten Vorschlag: „Man könnte doch Arbeitslose als Sicherheitskräfte in den U-Bahnen einsetzen.“ Polizeivize Mahrer dazu: „Kräfte, die für Sicherheit sorgen, müssen dafür auch geeignet sein. Dazu ist eine fundierte Ausbildung nötig.“

Vielen Anrufern fiel – ausgelöst durch die gehäuften Gewalttaten in den U-Bahnen – die verstärkte Polizeipräsenz in Stationen und Garnituren auf. Mahrer bestätigte: „Die Menschen sind durch diese Vorfälle verunsichert. Wir gehen aber von einer zufälligen Häufung aus.“

Problemstationen

So streiften Mittwoch 40 Mann der Bereitschaftseinheit durch das U-Bahnnetz. Diese Truppe soll vor allem bei Problem-Stationen wie Praterstern, Schweden- oder Reumannplatz usw. Gewaltdelikte alleine durch ihre Präsenz verhindern. Mahrer erklärt: „Wir sind spätestens in vier Minuten an jedem Tatort in der U-Bahn.“

Einige spektakuläre Fälle machen offenbar noch kein Kriminalitätsproblem in der Wiener U-Bahn. "Jeden Tag fahren in Wien 2,5 Millionen Passagiere in den Wiener öffentlichen Verkehrsmitteln. Im Verhältnis dazu haben wir sehr wenig Delikte", sagte Karl Mahrer, stellvertretender Landespolizeidirektor in der Bundeshauptstadt, der APA.

Es habe in jüngster Vergangenheit sieben aufsehenerregende Verbrechen im Bereich der Öffis gegeben, von denen sechs geklärt worden seien. Mahrer: "Wir haben uns diese Delikte auch genau angesehen und unser Verhalten genau analysiert. In allen diesen Fällen waren Polizeibeamte innerhalb von zwei bis vier Minuten am Tatort. Er wies darauf hin, dass täglich 300 Mitarbeiter der Wiener Linien im Dienste der Fahrgäste und damit auch der Sicherheit unterwegs seien. Dazu kommen die Beamten der Bereitschaftspolizei, von denen 40 jeden Tag im Einsatz seien.

Überlegungen zu einer eigenen U-Bahnpolizei gibt es dem Spitzenbeamten zufolge nicht. Nicht zuletzt aufgrund dieser Zahlen sieht man die Situation in der Wiener U-Bahn bei der Exekutive etwas entspannter, als sie derzeit öffentlich dargestellt wird. Die verfügbaren Daten aus der Kriminalstatistik weisen jedenfalls nicht auf ein größer werdendes Problem hin. Im Gegenteil: Demnach sind im Bereich der öffentlichen Verkehrsmitteln in Wien im Jahr 2010 insgesamt 53 Raube angezeigt worden. 2011 waren es 49, in den ersten drei Quartalen 2012 waren es 33. Auch bei den Diebstahlsfakten weist alles auf einen Rückgang hin: 2010 wurden 8.467 derartige Delikte angezeigt, 2011 gab es 7.658 und in den ersten drei Quartalen 2012 wurden 4.147 Diebstähle in den Öffis registriert.

Allerdings: Für Gewaltdelikte im öffentlichen Verkehr gibt es keine eigene Statistik. Mahrer führt den Rückgang bei Raubüberfällen und Diebstählen vor allem auf zwei Faktoren zurück: Einerseits auf die verstärkte Präsenz on Polizei und Mitarbeitern der Wiener Linien, andererseits auf die immer umfassendere Videoüberwachung in U- und Straßenbahnen sowie Bussen.

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