Kurden besetzten Wiener Redaktion

Kurden besetzten Wiener Redaktion
Die internationale Zeitung Zaman hat einen Ableger in der Wiener Rotenturmstraße. Kurden drangen kurzzeitig in das Gebäude ein.

Am Montagnachmittag hat eine Gruppe Kurden Redaktionsräume in der Wiener Innenstadt besetzt. In den Räumlichkeiten wird die Zeitung Zaman produziert, die in Österreich in deutscher und in türkischer Sprache erscheint. Wir haben diesen Ort gewählt, weil Zaman hier ein Ableger der auflagenstärksten Türkischen Zeitung ist.", so ein Mitglied der "Initiative der kurdischen Jugend Österreich". Nach rund zwei Stunden wurde die Besetzung friedlich beendet.

Laut eigenen Angaben der Besetzer waren etwa 40 kurdische Jugendliche an der Aktion beteiligt. Die Zeitung sei besetzt worden, um gegen die Haft des PKK-Führers Abdullah Öcalan zu protestieren. Außerdem wurden von den Kurden demokratische Rechte, kulturelle Freiheit und ein Recht auf ihre Muttersprache eingefordert. Um wie viele Besetzer es sich tatsächlich handelte, war unklar. Die Jugendlichen protestierten lautstark gegen Verhaftungen von Kurden und forderten laut eigenen Angaben eine friedliche Lösung der Kurden-Frage.

Am Nachmittag drangen sie in das Büro in der Rotenturmstraße 1-3 ein. Arbeiter, die sich im Gebäude aufhielten, hätten gleich gehen können, sagte einer der Kurden, der sich Baz Mordem nennt, zu KURIER.at. Aus der Zaman-Redaktion sei niemand mehr im Haus gewesen. Bei der Aktion dürfte niemand verletzt worden sein.

Die Polizei hatte das Gebäude eingekesselt. Schließlich verließen die Besetzer die Redaktion unter lautem Protest wieder. Als ein türkischstämmiger Passant seinen Unmut über die Aktion herausrief, stürmten einige Kurden auf ihn los, wurden aber von den Einsatzkräften zurückgehalten.

Verärgert waren vor allem auch die Fiakerfahrer. Wohl weil ihnen die Einsatzfahrzeuge den Parkplatz blockierten und die Demonstation das Geschäft mit den Pferdekutschen für diesen Abend ruinierte.

Schließlich zogen die Aktivisten von Dannen - getrennt von türkischen Gegendemonstranten. Ob es Anzeigen gibt, wird geprüft.

Aktion in Köln

Bereits Ende September gab es eine ähnliche Aktion in Köln beim Fernsehsender RTL. Etwa 30 Anhänger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hatten Redaktionsräume eines Fernsehmagazins gestürmt und forderten, dass der Sender einen Beitrag über Abdullah Öcalan senden solle. Nach zähen Verhandlungen wurden die Räumlichkeiten von der Polizei geräumt, nachdem sich die PKK-Anhänger geweigert hätten, friedlich das Gebäude zu verlassen.

Öcalan hatte im Vorjahr seinen Anhängern und der türkischen Regierung aus dem Gefängnis heraus einen Waffenstillstand nahegelegt. Der PKK-Chef war vom türkischen Geheimdienst aus Kenia entführt und von einem Staatssicherheitsgericht zum Tod verurteilt worden. Das Urteil wurde nach Abschaffung der Todesstrafe in lebenslange Haft umgewandelt.

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