Kunstbetrug: Wiener narrt die Polizei in Florida

Kunstbetrug: Wiener narrt die Polizei in Florida
Ein Wiener soll sich als Freund des reichsten Mannes der Welt ausgegeben und zehn Millionen Euro ergaunert haben.

Robert P. kam in Sarasota, Florida, wie ein Rockstar an: Europäische Maßanzüge, seidig glänzendes Haar, immer in Bentley oder Lamborghini unterwegs. Dazu sein Schwarzenegger-Dialekt, den die Amerikaner so lieben. Er wirkte so seriös, dass ihm Sammler der Reihe nach auf den Leim gingen und ihm Kunstwerke von Dalí und Picasso zum Verkauf überließen. Teilweise verkaufte sie P. auch – das Geld steckte er aber offenbar in die eigene Tasche.

Nun ist P. bereits zum dritten Mal in einen Betrugsfall verwickelt, wieder laufen Ermittlungen gegen den Lebemann. Insgesamt dürfte P. einen Schaden von knapp zehn Millionen Euro angerichtet haben – in Wien, Niederösterreich, Südafrika und in den USA. Besonders pikant: Österreich hat, obwohl es einen Haftbefehl gibt, offenbar auf P. (und einen Auslieferungsantrag) vergessen. Im Landesgericht Wien werden nach KURIER-Recherchen nun die alten Akten gesichtet.

Bewegte Vergangenheit

Kunstbetrug: Wiener narrt die Polizei in Florida

„Er war immer sehr kreativ“, sagt ein Bekannter des Mittvierzigers aus Wien. In Österreich soll P. in den 90er-Jahren ein großes Ding abgezogen haben: Er gründete eine Werbefirma. Rund 80 Millionen Schilling (umgerechnet gut 5,8 Millionen Euro) zahlten oder liehen ihm Kunden und Banken. Doch P. soll das Geld nur für seinen Luxus ausgegeben haben. Kurz bevor sich die Schlinge zuzog, floh er 1996 in die USA. Eine Strafverfolgung in Österreich blieb dem mutmaßlichen Großbetrüger so erspart. P.’s Schwester und seine Lebensgefährtin hingegen mussten zeitweise hinter Gitter.

2006 gründete P. die R&R Bond Galleries in Sarasota und handelte dort mit Werken von Rubens oder Michelangelo. Plötzlich war er jemand in Floridas Gesellschaft. Er bezeichnete sich als engen Freund des reichsten Mannes der Welt, Carlos Slim, dem er alles verkaufen könne. Kunstwerke um etwa 2,5 Millionen Euro, sogar Fabergé-Eier, landeten in seinen Händen. Seither fehlt von Geld und Werken jede Spur. „Fünf Monate vergingen und als ich fragte: ,Robert, wo ist das Geld‘, da wurde ich mit Mails über Multimillionendollar-Deals überhäuft“, sagte Sharon Claud, die Stücke um eine halbe Million Euro vermisst, zur Sarasota Herald Tribune. US-Künstler Dick Zimmerman malte sogar eigens ein Bild für Carlos Slim: Allein dieses Werk soll 200.000 Euro wert sein.

Kaution

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2009 klickten für P. erstmals die Handschellen. Obwohl ihm 30 Jahre Haft drohten, wurde er nur zu zwei Jahren verurteilt. Eines saß er ab, dann gelang es ihm, den Staatsanwalt mit Spitalsbildern und seiner angeblichen Herzkrankheit zu überreden, ihn gegen Kaution auf freien Fuß zu setzen. Nur so könne er den Schaden wiedergutmachen , beteuerte P.

Seit seiner Enthaftung dürfte er erneut als Carlos-Slim-Freund aktiv geworden sein. Diesmal wollte er angeblich Kunstwerke im Wert von rund 1,5 Millionen Euro über eine neue Galerie in St. Petersburg an reiche Russen verkaufen, Kunden aus New York, Kalifornien und Südafrika schickten ihm dafür Bilder und Skulpturen, die nun verschwunden sind. Seit einigen Tagen laufen in Florida wieder Ermittlungen gegen P. Und vielleicht stellt Österreich ja doch auch noch einen Auslieferungsantrag.

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