Kolibri fliegt nicht mehr

Kolibri fliegt nicht mehr
Christine Marek gibt auf. Sie scheiterte an der Partei und an sich selbst.

Am Ende ihrer knappen Erklärung sagte Christine Marek einen denkwürdigen Satz: "Ich übergebe hier etwas, auf dem aufgebaut werden kann." Das, so muss festgehalten werden, ist nicht richtig. Marek übergibt ein Jahr nach der historischen Wahlniederlage in Wien eine Partei, die von vorne beginnen muss; eine zum größten Teil müde, auf 13 Mandatare zusammengeschrumpfte Truppe, der es auch im letzten Jahr nicht gelang, in der Opposition Tritt zu fassen.

Nur: Es ist nicht allein Mareks Schuld. Es ist auch das zweifelhafte Verdienst von Spindoktoren der Bundespartei, die der einst als liberal geltenden Politikerin (Spitzname: Kolibri) einredeten, die Stimmen der Wiener nur mit Burkaverbot und Sicherheitsstadtratsfantasien gewinnen zu können.

Mareks Fehler

Ihr Fehler war, dass sie sich nie gegen diese Imagekorrektur zur Wehr setzte. Ihr größtes Problem, dass sie eine zerstrittene Partei mit größtenteils antriebslosen Funktionären im Klub und machtbewussten Kaisern in den Bezirken nicht einen konnte. Das unausgesprochene Versprechen, das Marek bei ihrem Dienstantritt gab, nämlich den liberalen und erfolgreicheren Kurs ihres Vorgängers Gio Hahn fortzuführen, wollte, konnte und durfte sie nicht einlösen.

Gerade darin besteht ihr tragisches Schicksal: Marek, die VP-Chefin, scheiterte mit einer Politik, die Marek, die Staatssekretärin, nie verkörperte. Dabei hätte Letztere der Partei besser getan.

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