Kindergärten: "Gerangel um Pädagoginnen"

Kindergärten: "Gerangel um Pädagoginnen"
In Wien fehlen 600 Kindergärtnerinnen. Mitschuld sei die Konkurrenz durch Niederösterreich,klagen Betreiber.

Mit personellen Engpässen hat derzeit die St. Nikolaus Kindertagesheimstiftung zu kämpfen. Sie betreibt in Wien an 78 Standorten Kindergärten und Horte. "Auf eine Stelle kommen vielleicht zwei Bewerbungen", sagt die Pädagogische Leiterin Susanna Haas. "Das ist sehr wenig, wenn man bedenkt, dass wir auch unvorhergesehene Ausfälle wie Krankenstände und Karenzen abdecken müssen."

Über ähnliche Probleme klagen viele Kindergarten-Betreiber in Wien. Insgesamt fehlen rund 600 Pädagoginnen. Dies hat nicht zuletzt mit der Einführung des beitragsfreien Kindergartens zu tun, der die Nachfrage an Betreuungsplätzen wachsen ließ.

Manche Kindergärtnerinnen zieht es nach Niederösterreich, weil dort das Einstiegsgehalt höher ist. Eine Vertragsbedienstete bekommt in Wien derzeit 1916,33 Euro brutto bezahlt. Das sind zwar um 260 Euro mehr als noch vor zwei Jahren, dennoch liegt das Gehalt in NÖ mit 2126,70 Euro noch darüber. "Solange es keine einheitlichen Gehälter gibt und die Ausbildung nicht reformiert ist, wird es auch ein Gerangel um die Pädagoginnen geben", sagt Haas dazu.

"Problem entschärft"

Von offizieller Seite bestreitet man dieses Problem: Im Büro von Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) ist man überzeugt, durch die Gehaltserhöhungen dieses Problem entschärft zu haben. Und auch bei der nö. Landesregierung will man nur wenige derartige Fälle kennen.
Es gibt allerdings Pädagoginnen, die aus privaten Gründen ohnehin lieber in Niederösterreich arbeiten wollen, dort aber keine Stelle bekommen. Sie weichen nach Wien aus, um bei der ersten Gelegenheit wieder nach Niederösterreich zu wechseln. Von rund 50 Fällen in den vergangenen eineinhalb Jahren spricht man bei der nö. Landesregierung.

Eine davon ist die 21-jährige Martina Bürgmayr, die in der Nähe von St. Pölten wohnt. "Ich habe meine Ausbildung in Pressbaum gemacht, habe aber dann in Niederösterreich keinen Job bekommen." Also musste sie zwei Jahre lang nach Wien pendeln, ehe eine Stelle zu Hause zur Verfügung stand.

Manche Absolventinnen wiederum haben nicht den Notendurchschnitt, den das Land NÖ verlangt. Auch sie arbeiten dann häufig ein paar Jahre lang in Wien, wo man nicht so streng ist. Die Berufspraxis, die sie sich so erwerben, genügt dann, um auch in ihrem Heimatbundesland einen Job zu bekommen.

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