Jahrelang Kinder missbraucht: Fünf Jahre Haft und Einweisung

Wiener Straflandesgericht
43-Jähriger vergriff sich an drei Mädchen - Urteil nicht rechtskräftig.

Wegen des jahrelangen sexuellen Missbrauchs von drei Kindern aus seinem Bekanntenkreis ist am Dienstag ein 43-jähriger Wiener zu fünf Jahren Haft sowie zur Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt worden. Über 80 Mal fiel der Mann über die Mädchen her. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der ehemalige Bahnbedienstete fand seine Opfer auf dem FKK-Gelände der Wiener Lobau und zeigte sich gerne bereit, auf die Kinder seiner Bekannten aufzupassen. In der Obhut des 43-Jährigen wurden die Mädchen jedoch schwer sexuell missbraucht. Ein Kind musste seit 2010 an die 50 Übergriffe über sich ergehen lassen. Zwei weitere Mädchen - ein Geschwisterpaar - wurden 30 Mal missbraucht. Der Schuldspruch erfolgte wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen, sexuellen Missbrauchs von Unmündigen, Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses und wegen des Besitzes von kinderpornografischem Material. Vom Vorwurf der Vergewaltigung wurde der 43-Jährige freigesprochen, da bei den Kindern keine entsprechenden Verletzungen festgestellt wurden, sagte Schöffensenatsvorsitzender Richter Andreas Böhm. Auch vom Vorwurf des Missbrauchs eines Buben aus dem Jahr 2006 (rpt. 2006) wurde er im Zweifel freigesprochen.

"Ich bin eine Gefahr für Kinder"

Aufgeflogen war der Mann, nachdem sich eines der Mädchen im Oktober 2013 einem Familienmitglied anvertraute, das wiederum die Exekutive verständigte. "Gut, dass sie da sind, ich bin eine Gefahr für Kinder", sagte der Beschuldigte laut Einvernahmeprotokollen zu den Polizisten bei seiner Festnahme.

"2008 hat das angefangen, ich hab' mir pornografische Fotos runtergeladen und dann ist es immer schlimmer geworden", sagte der bisher unbescholtene 43-Jährige vor Richter Böhm. Er habe die Kinderpornos dann wieder gelöscht, um sie wenig später doch wieder hochzuladen. "Ich war in einer eigenen Welt. Ich hab' es nicht mehr kontrollieren können." Bei der Hausdurchsuchung wurden laut Polizei 15.000 kinderpornografische Fotos auf der Festplatte seines Computers gefunden.

Mit Frauen habe er nur kurze Beziehungen geführt, so auch 2010 zu der Mutter seines ersten Opfers. Auch als die Beziehung in die Brüche ging, kümmerte er sich um das Mädchen, machte mit ihm Ausflüge, das Kind durfte sogar bei ihm übernachten. "Ich hatte keine Hintergedanken zunächst, erst als die Beziehung mit der Mutter in die Brüche ging", sagte der 43-Jährige. Über 50 Mal soll er über das Mädchen hergefallen sein und die Kleine auch in eindeutigen Positionen fotografiert haben. "Die Mutter hat keinen Verdacht geschöpft, sie hat mir vertraut. Und dem Kind hab' ich gesagt, es soll nichts sagen, das ist unser Geheimnis." Das Kind durfte mit dem Mann Ausflüge machen und sogar bei ihm übernachten.

"Die Sucht wurde immer größer"

Da die "Sucht immer größer wurde", machte sich der Mann auch an das Geschwisterpaar heran. Mit "Doktorspielen" brachte er die Kinder zu den sexuellen Handlungen. Der Mann zeigte sich vor Gericht größtenteils geständig, den mitangeklagten Übergriff auf den Buben dementierte der Beschuldigte heftig.

Der psychiatrische Sachverständige Karl Dantendorfer stellte in seiner Expertise eine hohe Rückfallquote des Mannes mit einer 45-prozentigen Wahrscheinlichkeit fest. Er brauche ab sofort eine fachlich qualifizierte Behandlung. In der normalen Haft würde er die nicht bekommen, nur im Maßnahmenvollzug würde diese bestehen, meinte Dantendorfer. Der Angeklagte wehrte sich bis zum Schluss gegen die Unterbringung in eine Anstalt. Er wolle eine Therapie absolvieren, "aber freiwillig" und nicht im Maßnahmenvollzug, "wo man zwangsbeglückt wird".

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