In Wien wird immer weniger abgeschleppt

„Ich muss langsam schauen, dass ich genügend Arbeit für meine Leute habe“, scherzt der Chef der Abschleppgruppe Christian Jurkovits
Des einen Leid, ist des Autofahrers Freud. Aber was ist der Grund für den Rückgang?

Das Parkpickerl ist schuld, dass das Jahr 2012 für Christian Jurkovits und sein Team kein allzu gutes Jahr war. „Das Pickerl und die verstärkte Parkraumüberwachung“, präzisiert der Chef der Abschleppgruppe in der MA 48. Scherzender Nachsatz: „Ich muss langsam schauen, dass ich genügend Arbeit für meine Leute habe.“

Was ist passiert? Seit Jahren nimmt die Zahl der abgeschleppten Autos in Wien ab. „Im Vorjahr waren es nur noch 25.051 Autos, die wir von der Straße geholt haben“, sagt Jurkovits. „Im Jahr 2011 waren es immerhin noch 26.429 Autos.“

Doch was ist der Grund für diesen Trend? Jurkovits macht vor allen Dingen zwei Faktoren dafür verantwortlich.

„Zum einen ist der Rückgang sicher auf die Einführung der neuen Kurzparkzonen zurückzuführen.“ Viele Pendler würden die neuen Pickerlzonen bereits meiden. „In diesen Bezirken ist die Zahl der Abschleppungen um 1484 zurückgegangen.“ Starke Anstiege gab es hingegen in Transdanubien, wo das Pickerl noch nicht gilt. „Vor allem im Bereich der U- und S-Bahn-Stationen.“ So wird etwa in der Donaustadt wild und unerlaubt geparkt. Wurden im 22. Bezirk 2010 noch 845 Autos abgeschleppt, so waren es im Vorjahr bereits 1587. „Nur in Favoriten ist die Zahl mit 2676 Einsätzen noch höher.“ Doch auch dort gehe die Zahl langsam, aber sicher zurück.

Den zweiten Grund für den Rückgang ortet Jurkovits sodann auch in der Neuorganisation der Parkraumüberwachung. „Im Moment liegt wahrscheinlich der Schwerpunkt der Parkraumüberwachung im Bereich der neu eingeführten Kurzparkzonen“, sagt Jurkovits.

Seit September sind die Blaukappler bekanntlich Geschichte. Seither sind nur noch sogenannte Weißkappler im Auftrag von Stadt und Polizei für die Kontrollen von Kurzparkzonen und Falschparkern verantwortlich. 420 von ihnen sind derzeit auf Wiens Straßen unterwegs. „Zumindest, was Lade- und Behindertenzonen anbelangt, schauen die Weißkappler offenbar weniger. Hier wird nicht mehr im notwendigen Ausmaß kontrolliert.“Ein Vorwurf, den sich Oberstleutnant Wolfgang Schererbauer, der oberste Weißkappler der Stadt, nicht gefallen lässt.

Kontrolldruck

„Das stimmt sicher nicht. Im Gegenteil: Wir haben heute mehr Personal, das den ruhenden Verkehr überwacht.“ Der Kontrolldruck nehme zu. „Aber in den Pickerlbezirken wurde es schlicht ruhiger, während die Pendler in Nicht-Pickerl-Bezirken „drunter und drüber stehen“. „Aber nachdem es heute schon fast mehr Pickerl- als Nicht-Pickerlbezirke gibt, ist die Zahl wohl generell rückläufig.“

Wie auch immer – Jurkovits könnte den Rückgang der Abschleppungen relativ entspannt verfolgen. Mit den Einnahmen – voraussichtlich knapp sechs Millionen Euro im Jahr 2012 – können und dürfen nur die entstehenden Kosten gedeckt werden. Kopfgeld für abgeschleppte Autos gibt es nicht. „Auch die 20 privaten Schleppfahrzeuge, die für uns tätig sind, werden nach Stunden und nicht nach abgeschleppten Autos bezahlt.“

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