In einem Jahr 600 Taxis weniger

In einem Jahr 600 Taxis weniger
Gleich mehrere Faktoren setzen dem Taxigewerbe zu.Obmann Keskin sieht jetzt die Politik gefordert.

Für Taxifahrer herrschen dieser Tage eigentlich optimale Bedingungen. Denn generell gilt: Je kälter und unbeständiger das Wetter, desto mehr Fahrten gibt es. Dennoch sehen viele Taxiunternehmer keinen Grund zur Freude. "Die Zeiten werden immer schwieriger", sagt Gökhan Keskin, Taxiobmann in der Wirtschaftskammer Wien. Im vergangenen Jahr sei die Zahl der Taxis* in Wien von 5000 auf 4400 zurückgegangen.

Gleich mehrere Faktoren würden dem Gewerbe zusetzen: Neben der Nacht-U-Bahn, mehreren Carsharing-Anbietern oder der Registrierkassenpflicht gebe es natürlich Konkurrenz durch den US-Fahrtendienst Uber. Dieser hat im Dezember, also just vor dem Beginn der stärksten Zeit des Jahres, mit Aktionen wie "UberTree" (Lieferservice für den Weihnachtsbaum) oder "UberEats" (Uber liefert Essen) verstärkt auf sich aufmerksam gemacht. Ziel von Uber ist es nämlich, so bald wie möglich auch in Wien die Sammeltaxi-Funktion UberPool anzubieten. Und die macht erst ab einer gewissen Nutzerdichte Sinn, damit zwei Fahrten in Teilstrecken aufeinander fallen und sich die Nutzer Auto und Fahrpreis teilen können.

Wie viele Uber-Fahrer in Wien aktuell schon unterwegs sind verrät das US-Unternehmen nicht. In den vergangenen zwölf Monaten konnte die durchschnittliche Ankunftszeit jedoch von acht auf zirka viereinhalb Minuten gesenkt werden. Das sei eine Verbesserung um fast 50 Prozent.

In der Wirtschaftskammer schätzt man, dass es rund 700 Uber-Autos in Wien gibt. Sogar Lenker aus den Bundesländern, teilweise sogar aus Klagenfurt, seien mittlerweile in Wien unterwegs.

Fairness gefordert

In einem Jahr 600 Taxis weniger
Gökhan Keskin
"Hier muss etwas getan werden", sagt Keskin. "Es geht nicht darum, dass wir gegen Uber sind. Es geht um faire Rahmenbedingungen." Denn bei Uber gibt es keine verbindlichen Tarife, die Fahrer besitzen oftmals keinen Taxischein. Das verzerre den Wettbewerb. "Wenn die Politik nicht aktiv wird, blüht uns ein Schicksal wie den Fiakern. Dann gibt es in zehn, fünfzehn Jahren nur mehr ein paar Exemplare", warnt Keskin.

Doch schärfere Regeln sind nicht so einfach. Weil Uber keinen Fuhrpark besitzt, sondern nur vermittelt, sieht sich das Verkehrsministerium nicht zuständig. Vielmehr ging es um die Gewerbeordnung. Somit sei das Wirtschaftsministerium gefordert. Aus dem Wirtschaftsministerium heißt es wiederum, dass die Gewerbeordnung bei Uber nicht greife, weil das Unternehmen dem E-Commerce-Gesetz unterliegt. Das Unternehmen muss sich also an die Regeln des Herkunftslandes halten – und das ist Holland.

Prüfungsreform & App

Um einen weiteren Rückgang der Taxis aufzuhalten, ist aber nicht nur die Politik gefordert. Dessen ist man sich im Taxigewerbe sehr wohl bewusst – und arbeitet an entsprechenden Maßnahmen.

So gab es im vergangenen Jahr eine Reform bei der Taxiprüfung. In puncto Orts- und Deutschkenntnissen wird den Fahrern künftig mehr abverlangt werden.

Auch an einer neuen App wird gebastelt, die den nächsten Taxistandplatz inklusive aktueller Taxi-Bestückung anzeigen soll.

Positive Zahlen kann indes die Taxifunkzentrale 40100 vermelden: In den vergangenen zwei Jahren habe es einen Fahrtenzuwachs gegeben. Ausruhen dürfe man sich auf diesen Zahlen in Anbetracht der aktuellen Situation aber nicht. Es gelte, das Profil zu schärfen und sich zu verbessern.
So gibt es im 23. Bezirk seit Kurzem eine neue Taxischule, die computergestütztes Lernen ermöglicht. „Die Taxifahrer bekommen auch eine eigene Sicherheitsausbildung“, verkündeten die Geschäftsführer Leopold Müllner und Christian Holzhauser bei der Eröffnung. Dabei werden die künftigen Taxilenker von der Wiener Polizei geschult, wie sie sich bei Überfällen und anderen kriminellen Handlungen richtig verhalten. Pro Kurs werden 24 künftige Taxifahrer ausgebildet. Der erste Einheit startet kommenden Montag.

Auch die Botenfahrten, die die Taxifunkzentrale bereits ausübt, sollen weiter ausgebaut werden.

Weiters ist eine einheitliche Dienstkleidung in Planung. Die soll in Gelb und Schwarz gehalten sein und „ein bisschen futuristisch aussehen“, verrät eine Sprecherin. Die Präsentation der Modelle ist für das erste Halbjahr dieses Jahres vorgesehen. Verpflichtend ist die Uniform aber natürlich nicht. Für Fahrer, die viel mit Hotels zusammenarbeiten, könnte die Kleidung interessant sein.

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