Hotel in Italien verschüttet: Lebenszeichen von weiteren möglichen Überlebenden

Bisher elf Personen gerettet, fünf Leichen geborgen. Hoffnung auf weitere Überlebende. Rettungseinheiten versuchten die Mobiltelefone der Vermissten zu lokalisieren.

Mindestens elf Personen haben die Lawine überlebt, die am Mittwoch das Hotel Rigopiano in Farindola in der mittelitalienischen Region Abruzzen verschüttet hat. Neben den zwei Männern, die im Auto auf die Retter gewartet hatten, wurden neun Personen, darunter vier Kinder, aus den Trümmern lebend geborgen, teilten die Rettungseinheiten mit. 23 Vermisste wurden weiter gesucht.

Die neun aus den Trümmern geholten Vermissten befanden sich im Krankenhaus der Adria-Stadt Pescara und seien wohlauf. Fünf Leichen wurden bisher geborgen, drei Männer und zwei Frauen. Bei zwei Toten handelte es sich um Kellner des Hotels.

Die Hoffnung, weitere Überlebende bergen zu können, ist gewachsen. Es gebe Lebenszeichen von Verschütteten, berichteten die Retter. "Es gibt Signale, die wir gerade prüfen. Es könnten Überlebende sein, aber auch nur Geräusche von Trümmern, die sich unter der Schneelast bewegen", sagte ein Retter.

Die Rettungseinheiten versuchten die Mobiltelefone der Vermissten zu lokalisieren. Zu den Vermissten zählen Gäste des Hotels, Angestellte sowie Personen, die im Gebäude waren, auch wenn sie dort nicht übernachtet hatten. Ein 34-jähriger Römer, der geborgen worden war, musste am Arm operiert werden. Er liegt im Krankenhaus der Adria-Stadt Pescara, sein Zustand sei aber nicht besorgniserregend. Seine 32-jährige Frau wurde noch vermisst. Der Zustand aller Überlebenden sei gut, berichtete der Direktor des Krankenhauses von Pescara, Rossano Di Luzio.

135 Retter standen weiter am Unglücksort im Einsatz. Sie arbeiteten auf der Suche nach weiteren Überlebenden gegen die Zeit. Es bestehe hohe Lawinengefahr in der Gegend, hieß es seitens der Einsatzkräfte. Die Lage sei durch die Wetterlage erschwert. Nebel könnte den Einsatz von Hubschraubern erschweren. Die Wetterlage sei wesentlich schwieriger als in den letzten Tagen.
Alle Kinder, die sich unter den Trümmern fanden wurden gerettet. Die gesamte Familie des 38-jährigen Kochs Giampiero Parete, der als erster am Mittwoch Alarm geschlagen hatte, ist in Sicherheit. Parete hatte in seinem Auto auf die Retter gewartet, während er um seine verschüttete Familie bangte.
Seine Frau und seine beiden Kinder im Alter von sechs und acht Jahren konnten aus den Trümmern geholt werden und befinden sich im Krankenhaus der Adria-Stadt Pescara. "Danke allen aus tiefen Herzen. Ich umarme euch", antwortete Giampiero Parete auf die Schreiben von Freunden und Angehörigen nach der Rettung seiner Familie.
Hotel in Italien verschüttet: Lebenszeichen von weiteren möglichen Überlebenden
A still image taken from a video shows a survivor, rescued by Italian Firefighters, at the Hotel Rigopiano in Farindola, central Italy, which was hit by an avalanche, in this January 21, 2017 handout provided by Italy's Firefighters. Vigili del Fuoco/Handout via REUTERS ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. EDITORIAL USE ONLY. TPX IMAGES OF THE DAY

Das Lawinenunglück am Gran-Sasso-Massiv warf mehrere Fragen über die Sicherheit des exklusiven Vier-Sterne-Hotels in 1.200 Meter Höhe auf. Während die Suche nach Vermissten noch voll im Gange ist, sammelte die Staatsanwältin von Pescara, Cristina Tedeschini, Beweismaterial, das Fahrlässigkeit in Zusammenhang mit der Katastrophe bezeugen könnte. "Wir wollen feststellen, ob etwa unvorsichtiges Verhalten die Lawine ausgelöst hat und ob das Hotel den Sicherheitsstandards entsprach", meinte Tedeschini.

Die Staatsanwaltschaft will unter anderem die Entstehung des Hotels Rigopiano prüfen. Der Hotelchef, Roberto Del Rosso, der unter den Verschütteten ist, hatte das Haus von seinem Vater geerbt, der eine einfache Berghütte in ein Hotel umgewandelt hatte. 2007 wurde erneut groß investiert und das Hotel in ein Viersterne-Resort umgewandelt.
Hotel in Italien verschüttet: Lebenszeichen von weiteren möglichen Überlebenden
Karte Mittelitalien, Lokalisierung GRAFIK 0071-17, 88 x 55 mm
Durch eine Serie aus vier schweren Erdbeben am Mittwoch und Schneefällen, wie sie seit Jahrzehnten nicht mehr in der Region vorgekommen waren, erlebt das Gebiet zwischen den Abruzzen, Latium und Marken schwierige Tage. Die Regierung geriet unter Beschuss. Innenministerium und Zivilschutz wurde vorgeworfen, den Schneealarm der lokalen Behörden auf die leichte Schulter genommen zu haben.
Hotel in Italien verschüttet: Lebenszeichen von weiteren möglichen Überlebenden
Karte Mittelitalien, schwere Beben seit 2016 GRAFIK 0067-17, 88 x 55 mm
Ob die Lawine am Mittwoch von den vier Erdstößen, die alle eine Stärke von mehr als 5 hatten, ausgelöst wurde, war weiter unklar. Wegen des vielen Schnees sind Tausende Haushalte seit Tagen ohne Strom, einige Orte sind von der Außenwelt abgeschnitten. Allein am Freitag brachten Einsatzkräfte 120 Menschen in Sicherheit, wie die Feuerwehr auf Twitter mitteilte.

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