Hitzeschlacht um Wien fängt erst an

Hitzeschlacht um Wien fängt erst an
Hunderte Hitzeopfer und die ersten Flächenbrände. Der KURIER war mit den Rettern im Einsatz.

Die Hitze legt in Ostösterreich nur eine kurze Pause ein. Schon am Wochenende wird es wieder sonnig und heiß. Für Sonntag sind bis zu 32 Grad prognostiziert. Auch für den Trauerzug für Otto Habsburg am Samstag quer durch die Innenstadt werden Temperaturen von bis zu 30 Grad erwartet. "Für die Senioren unter den Trauergästen eine enorme Belastung.

Es wird ein intensiver Tag. Malteser und alle Rettungsorganisationen stehen verstärkt im Einsatz", erklärt Franz Mikulcik, Vize-Chef der Wiener Berufsrettung. Schon bis Mitte der Woche hatten die Einsatzkräfte hitzebedingt alle Hände voll zu tun. Der KURIER raste bei 34 Grad mit der Berufsrettung durch die köchelnde Stadt.

Blaulicht und Sirene

Hitzeschlacht um Wien fängt erst an

Von der Zentrale am Radetzkyplatz im 3. Bezirk führte der erste Hitze-Notruf im Einsatzwagen in die Prinz-Eugen-Straße. Dank Folgetonhorn und Blaulicht waren Rotphasen, Sperrlinien und Kolonnen kein Thema. Der ältere Herr im dritten Stock hatte einen Schwächeanfall erlitten. Die beiden Notfallsanitäter hasteten - mit Defibrillator ausgerüstet - im Gründerzeithaus die Stiegen hinauf. Der Patient war ansprechbar. Keine Gefahr im Verzug.

Noch im kühlen Gang stehend wurden Notfallsanitäter und Fahrer Karl Fleck, 35, und das KURIER-Team zu einem heiklen Einsatz zum Millennium-Tower kommandiert. Eine 22-Jährige war in einem Supermarkt zusammengebrochen. Trotz Klimaanlage. Fleck, seit 13 Jahren bei der Wiener Rettung, wählte den schnellsten und auch kürzesten Weg. Mit 70 km/h unter Blaulicht und Sirene ging es über den Schwarzenbergplatz. Der Praterstern wurde kompromisslos über den Schienenkörper gequert. "Kfz-Lenker passen zwar auf Einsatzfahrzeuge auf, sind beim Ausweichen aber oft überfordert. Wir müssen auf der Hut sein."

Knappe zehn Minuten dauerte die rasante Fahrt vom 3. in den 20. Bezirk (Ungeübte kommen dabei trotz Klimaanlage im Wagen gehörig ins Schwitzen). Am Einsatzort angelangt lag die Patientin bereits im Wagen des Arbeiter Samariter Bundes und wurde erstversorgt. Ihre Freundin Roxane war geschockt: "Im Supermarkt hat niemand geholfen. Die Leute haben nur geglotzt. Ich habe den Notruf kontaktiert." Ihre Freundin Franciska wurde in die Rudolfsstiftung gefahren. Alleine in dieser Woche verzeichnete die Rettung mehr als 100 Hitze-Notrufe. Im Sommer steigen die Einsätze um zehn Prozent.

Flächenbrände

In der Nacht auf Donnerstag zog auch die Wiener Berufsfeuerwehr in die Hitzeschlacht. In der Lobau und in der Donaustadt hatten sich mehrere Hektar Wiese entzündet. Brandlinien von 100 bzw. 300 Metern bedrohten auch Siedlungen. Einige Häuser wurden evakuiert. Da sich in der Nacht der Wind drehte und dank eines Großaufgebotes blieben die Flächenbrände ohne Folgen.

Hitzeschlacht um Wien fängt erst an

Zurzeit stehen auch die Taucher und Rettungsschwimmer der Feuerwehr auf allen Donaugewässern der Stadt im Dauereinsatz. Mit ihrem neuen 400-PS-Boot erreichen sie Ertrinkende wesentlich schneller. Branddirektor Gerald Hillinger: "Hier zählt jede Sekunde. Totbergungen gehören leider auch zum Geschäft."

Sicherheit: 2500 Profis im Einsatz

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Wiener Rettung: 287.000 Einsätze absolvierte die Wiener Berufsrettung im Vorjahr. Pro Tag gehen an die 1000 Notrufe ein. 750 hauptberufliche Mitarbeiter kämpfen in 24-Stunden-Schichten um die Gesundheit der Patienten. Knapp mehr als 100 Fahrzeuge stehen zur Verfügung.

Feuerwehr: 1765 Bedienstete. Täglich stehen 513 Männer und Frauen im Einsatz. Im Vorjahr wurden 35.802 Einsätze (100 pro Tag) absolviert.

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