Betrugsprozess: Herzensbrecher war "so glaubhaft"

Der Fall muss vor Schöffengericht
Frauen schlossen für den Frühpensionisten bis zu zwölf Handy-Verträge ab, er machte das zu Geld.

Frau Beate sagt: "Er hat das immer so glaubhaft rübergebracht." Eine andere Dame meint, bei ihr habe "das Denken ausgesetzt." Und eine dritte erinnert sich: "Ich hab’ mir selbst zugeschaut und konnte es nicht stoppen."

Sechs Frauen mittleren Alters sind dem Frühpensionisten Josef F. auf den Leim gegangen. Er nennt das "Pantscherln", die Damen haben sich wohl mehr erwartet. Der 46-Jährige nannte sich Robert oder Manfred oder Werner, er gab sich als OP-Gehilfe oder Flughafen-Mitarbeiter aus. Und er brauchte stets mehrere Handys, die er dann zu Geld gemacht haben soll. Die Damen schlossen bis zu zwölf Verträge ab. Einmal brauchte F. neben dem privaten ein Dienst-Handy, dann hatte er keinen Empfang in seiner Wohnung, dann wollte man miteinander günstiger im selben Netz telefonieren, dann war ein Handy kaputt ...

"Wie kann man einer Frau zwölf Handy-Verträge herauslocken?", will Richterin Martina Hahn am Dienstag beim Betrugsprozess gegen den geständigen F. im Wiener Landesgericht wissen. "Ich dachte eh nicht, dass es geht, ich dachte maximal zwei bis drei", sagt der Angeklagte.

Kennengelernt hatten die Frauen den übergewichtigen Mann über das Internet. Er kam mit einem Strauß Rosen und "das war ein schönes Gefühl, dass es da wieder jemanden gibt" (erzählt Frau Beate). "Endlich ein Mann, der mich auf Händen trägt" (beschreibt Frau Ingrid das erste Gefühl). Er lockte ihnen auch Geld für Liebes-Reisen – zum Beispiel nach Gran Canaria – heraus, die nie stattfanden. Als Frau Hanni ihr Geld zurück haben wollte, soll er aggressiv geworden sein: "Immer wollt’s alle a Geld von mir!", habe er gesagt und einen Berg Münzen auf den Tisch geknallt.

Enttäuschung

Josef F. weist neun Vorstrafen auf. Sieben Jahre war er straffrei, preist sein Verteidiger Roland Friis. Aber dann habe man ihm das Pensionsgeld gestrichen und "ich bin leider Gottes wieder straffällig geworden", sagt Josef F. Die Frauen haben sich für den 46-Jährigen verschuldet und leben nun vom Existenzminimum. Eine stellt ihn im Gerichtssaal zur Rede: "Wie kannst du so was machen?" Sie habe sich nach der Enttäuschung das Leben nehmen wollen.

Eine der sechs nennt F. seine Lebensgefährtin. Sie hat ihn zwar auch angezeigt, durfte ihn aber im Gefängnis besuchen (was im Prozess Rätsel aufgibt) und will angeblich auf ihn warten. Der Herzensbrecher hat es übrigens mit dem Herzen. Nach einem Infarkt wurde er schon 2005 für haftuntauglich erklärt, was für die U-Haft allerdings nicht gilt.

Weil der Schaden 50.000 Euro übersteigt, muss der Fall nun vor ein Schöffengericht.

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