Hausbesetzung: Utopia mit Ablaufdatum

Hausbesetzung: Utopia mit Ablaufdatum
Das besetzte Haus in der Neubauer Lindengasse soll vorerst nicht geräumt werden. Stattdessen setzt der Eigentümer auf Verhandlungen.

FREIHE" hat jemand auf eine Mauer im besetzten Haus in der Lindengasse in Wien-Neubau gesprayt. Ganz fertig hat er seinen Schriftzug nicht gebracht. Und geht es nach der Immobilienfirma BUWOG, soll die "Freiheit" in der Lindengasse auch gar nicht vollständig ins Werk gesetzt werden.

Seit zehn Tagen ist das Areal in der Lindengasse 60 besetzt. Der Eigentümer des drei Häuser umfassenden Areals, die BUWOG, hat bis dato auf eine Räumung verzichtet. Stattdessen setzt man auf Verhandlungen mit den Besetzern.

"Es hat bereits ein konstruktives Gespräch gegeben", sagt BUWOG-Unternehmenssprecher Thomas Brey. Für Dienstag war eine zweite Runde geplant. Dort wollte man den Besetzern einen Vertrag für eine bestimmte Zeit vorlegen, erklärt Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger, der ebenfalls in die Verhandlungen eingebunden ist.

Strom und Gas

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Die BUWOG müsse sich rechtlich absichern und schadlos halten, sagt der grüne Bezirksvorsteher, der dem Projekt offen gegenübersteht: "So lange es gut funktioniert und es keine Beschwerden gibt, ist das okay." Auch Strom- und Gaskosten werden derzeit von der BUWOG übernommen. Brey: "Daran soll es nicht scheitern, das ist keine alltägliche Situation."

Trotzdem ist allen Beteiligten klar, dass der Komplex bald abgerissen werden soll, denn die BUWOG will dort im Frühjahr neue Wohnungen errichten. "Ich würde mich freuen, wenn das ohne Konflikte funktioniert", sagt Blimlinger, "sonst müssen wir andere Wege finden."

Die Besetzer zeigen sich jedenfalls verhandlungsbereit. "Für uns ist es eine vollkommen neue Situation, dass der Besitzer nicht sofort räumen lässt. Wir wollen jetzt zeigen, dass wir keine Chaoten sind, die nur Sachen beschädigen", sagt einer der Besetzer. "Wir wollen Freiraum für Künstler und einen Ort ohne Konsumzwang", sagt ein anderer. Nachsatz: "Und das geht eben nur ohne Miete."

Jugendamt

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Ärger mit Behörden ist bisher ausgeblieben. Aufgrund der Behauptung einer Gratiszeitung, dass auch Kinder in dem besetzten Haus leben, war am Dienstag zwar das Jugendamt vor Ort - zu beanstanden gab es aber nichts. "Sie haben sich umgesehen und als sie festgestellt haben, dass hier keine Kinder leben, sind sie gegangen", erzählt ein Besetzer.
Die Skepsis bei den Hausbesetzern sitzt trotzdem tief: "Vielleicht will die BUWOG ja nur zum Schein verhandeln und dann wartet die WEGA vor der Türe."

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