Straßensperre noch bis Ende der Woche

Äußere Mariahilfer Straße 182: Der auf den Schienen liegende Haus-Schutt stoppt weiterhin den Betrieb der Bim-Linien 52 und 58.
Ein Ehepaar filmte die Explosion. 20 Geschäfte wurden beschädigt. Eine WK-Soforthilfe läuft.

Am Samstag, drei Minuten nach 10 Uhr, brach die Hölle los. Geschäftsfrau Ludmila Liebiediev und ihr Mann befanden sich zum Zeitpunkt der Gasexplosion in ihrem Haushaltswaren-Geschäft auf der Mariahilfer Straße 207 – schräg gegenüber jenem Haus, das in die Luft flog.

„Wir suchten in den Ecken unseres Lokals Schutz. Es regnete Staub und Steine und die Ohren waren durch den Knall verlegt. Die wenigen Menschen auf der Straße drängten in Hauseingänge“, beschrieb die Geschäftsfrau die ersten Sekunden nach der Explosion. Ihr Mann fand als erster die Fassung und traute sich mit Videokamera und Fotoapparat ausgerüstet ins Freie (Video siehe unten).

Straßensperre noch bis Ende der Woche

Die Druckwelle verursachte im Geschäft der Familie Liebiediev einige Schäden. Die sind nicht weiter schlimm. „Aber wegen der anhaltenden Straßensperre machen wir keinen Umsatz. Da wir erst seit September 2013 geöffnet haben, ist jeder Euro wichtig“, sagt Liebiediev.

Aus diesem Grund war die Geschäftsfrau gestern, Dienstag, in der Wiener Wirtschaftskammer. Denn Montag kündigte WK-Präsidentin Brigitte Jank an, geschädigten Kammer-Mitgliedern, mit einer Soforthilfe unter die Arme zu greifen: „Damit sollen Umsatzrückgänge ausgeglichen und der reguläre Betrieb möglichst rasch wieder ermöglicht werden.“

Jank spielte den Ball aber auch an die Politik weiter: „Ich erwarte Unterstützung seitens der Stadt Wien, die Unternehmer in dieser unverschuldeten, schwierigen Situation nicht im Stich lassen darf.“

Schadens-Evaluierung

Dienstag inspizierten Kammer-Mitarbeiter die Schäden vor Ort. „Betroffen sind 20 Betriebe. Parallel dazu wurden unseren Mitgliedern Antragsformulare für die Soforthilfe ausgehändigt“, hieß es von Seiten der Wirtschaftskammer. Mitglieder-Infos unter 01/51450-0. Wie viel ausbezahlt wird, hängt aber auch von der Versicherungssituation ab.

Wie lange die Sperre der Äußeren Mariahilfer Straße noch andauert, ist offen. Geschäftsführer Heimo Ernst Weiss, Chef des Sanierungsunternehmens Belfort: „Im schlimmsten Fall bleibt die den Rest der Woche aufrecht.“

Unklar ist auch, wie es mit dem Gebäude weitergeht. Die Hausverwaltung erklärt, das es sich um einen Versicherungsschaden handelt. Die Eigentümer selbst wollten sich bisher öffentlich nicht äußern.

Beata Gaber trägt eine viel zu kleine Jacke. Eine Freundin hat sie ihr gegeben. "Wir haben ja nichts mehr. Ich bin im Schlafrock auf die Straße gerannt", sagt sie. Seit Samstagvormittag liegt ihre Wohnung in der Äußeren Mariahilfer Straße in Schutt und Asche.

Dominik S., der schräg über ihr wohnte, hatte den Gasherd manipuliert, um Suizid begehen zu können – eine gewaltige Explosion war die Folge.

Straßensperre noch bis Ende der Woche
Suizid, 19-Jähriger, Mariahilfer Straße
Jetzt steht Gaber an der Polizeiabsperrung und sieht dabei zu, wie die Feuerwehr Balken für Balken und Ziegel für Ziegel des Hauses vom Kran aus entfernt. "Es herrscht noch immer Einsturzgefahr", erklärt Feuerwehr-Sprecher Gerald Schimpf. Und die beschäftigt die Einsatzkräfte weit mehr als die angebliche Angst vor der entkommenen Vogelspinne von Dominik S.

Gaber hatte gehofft, kurz in ihre Wohnung zu dürfen. "Damit wir ein paar Erinnerungsstücke rausholen können. Und die wichtigsten Dokumente." Doch sie gehört nicht zu den Bewohnern, die Montagvormittag in Begleitung kurz ihre Wohnungen betreten durften, um ein paar Habseligkeiten abzuholen. Derzeit lebt sie in einer Notwohnung von Wiener Wohnen. "Wir haben elf Jahre hier gelebt. Aber zurück will ich nicht mehr", sagt Gaber.

Auch für das Haus vis-à-vis und die ARBÖ-Zentrale daneben herrscht aus Sicherheitsgründen ein Betretungsverbot. "Derzeit gibt es kein Zeitfenster, wie lange dieser Zustand anhält", erklärt Maria Unterköfler von der Baupolizei.

"Alles ist weg"

Bei seinem Vater ist Michael Maritschnig untergekommen. "Mein Sohn hatte Riesenglück. Er war gerade bei einer Taufe in Kärnten, als die Explosion passiert ist", erklärt Vater Simon Wiedl. Maritschnig lebte hier mit seiner hochschwangeren Freundin. "Sie haben erst alles für das Baby gekauft – Kinderwagen und Gitterbett. Das ist alles weg."

Auch Theresia Oppolzer muss nun bei Bekannten leben. "Sie war gerade bei mir frühstücken, als der Anruf kam", erzählt ihr Bekannter Manfred Moser. "Wir haben das für einen Aprilscherz gehalten. Und dann haben wir das Ausmaß gesehen."

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