Hauptbahnhof nimmt Fahrt auf
Ab 14. Dezember 2014 werden erstmals Fernzüge auf dem Wiener Hauptbahnhof halten. Nach knapp vier Jahren Bauzeit geht der Hauptbahnhof damit fast in Vollbetrieb. Sechs Monate davor präsentierten gestern, Dienstag, ÖBB-Chef Christian Kern und Verkehrsministerin Doris Bures die Eckdaten.
Während die Züge der Weststrecke erst ab Dezember 2015 auf dem Hauptbahnhof halten werden, profitieren heuer besonders die Fahrgäste aus dem Norden, Süden und Osten vom neuen Bahnhof. Dabei rechnet die ÖBB mit deutlichen Fahrzeitverkürzungen. So wird es ab Dezember eine neue Direktverbindung zwischen Graz und Prag geben. Die Fahrtzeit wird um eine Stunde verkürzt. Von Klagenfurt nach Budapest ersparen sich Bahnfahrer 30 Minuten.
Flughafen
„Wien wird damit zu einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in Europas“, sagte Bures am Dienstag.
Dazu zählt auch die Direktverbindung vom Hauptbahnhof zum Flughafen, die ab Dezember von Fernverkehrszügen angefahren wird. So werden von Linz aus acht Mal am Tag ICE-Züge über den Wiener Hauptbahnhof zum Flughafen fahren.
Die Fahrtzeit von Linz zum Flughafen beträgt dann nur 107 Minuten. „Damit sind wir schneller als jedes Auto“, sagte Kern stolz. Dass damit weitere Konkurrenz für den oft leeren City-Airport-Train (CAT), an dem die ÖBB mit 49 Prozent beteiligt sind, geschaffen wird, glaubt Kern nicht: „Wir bedienen hier unterschiedliche Segmente.“ Das neue Angebot richte sich vor allem an Kunden aus den Bundesländern.
Keine Änderungen gibt es vorerst für die Railjets und Intercitys, die über die Weststrecke nach Wien fahren. Sie halten noch bis Dezember 2015 am Westbahnhof.
Im Dezember 2015 wird der Hauptbahnhof endgültig in Vollbetrieb gehen. Alle Fernzüge aus dem Westen halten dann am Hauptbahnhof, die meisten fahren weiter bis zum Flughafen.
Auch fallen viele Umstiege weg. Fahrgäste, die beispielsweise von St. Pölten nach Wiener Neustadt reisen, sparen sich nicht nur eine halbe Stunde, sondern auch eine Odyssee durch die Stadt.
Denn alle Fernverkehrszüge ab und bis Wien werden sowohl am Hauptbahnhof als auch in Meidling halten. Während in Meidling die Zeiten auf das Umsteigen von der West- auf die Süd-Strecke optimiert ist, steigen alle anderen am Hauptbahnhof um.
So wird es möglich sein, aus Budapest kommend in wenigen Minuten in einen Zug in Richtung Graz umzusteigen. „Unsere Kunden werden enorm von den besseren Verbindungen profitieren“, ist Kern überzeugt. Er erwarte sich davon auch einen deutlichen Impuls in Sachen Fahrgastaufkommen. 1100 Züge sollen im Vollbetrieb schließlich hier halten.
Nahverkehr
Auch der Nahverkehr soll vom neuen Bahnhof profitieren. Mit der Umstellung der Weststrecke 2015 können Fahrgäste aus dem Westen rasch in S-Bahnen umsteigen. Durch die Anbindung an die U6 in Meidling und die U1 am Hauptbahnhof sowie weitere Bus- und Straßenbahnlinien ist man auch schnell im Zentrum.
Der Westbahnhof selbst wird künftig als Regionalbahnhof geführt. Durch die freien Kapazitäten will man aber die Intervalle im Nahverkehr verbessern.
Schon vor der Fahrplanumstellung im Dezember eröffnet die neue Bahnhofcity. Neben einem neuen Reisezentrum mit 14 Fahrkartenschaltern gibt es hier auch ein Einkaufszentrum mit vielen Geschäften.
Insgesamt investieren die ÖBB in den neuen Hauptbahnhof knapp eine Milliarde Euro. Nach wie vor ist man im Zeit- und Kostenrahmen. „Wir haben hier ein strenges Controlling bei jedem Euro, der investiert wird“, erklärt Bures.
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