Harte Bandagen im Wahlkampf der Ärzte

Eine Anzeige gegen einen aussichtsreichen Kandidaten gelangte an die Öffentlichkeit und sorgt für Unmut.

Es ist ein Sumpf. Im Endeffekt geht es um einen Haufen Geld“, sagt der Sprecher der Grünen Ärzte Wiens, Franz Mayrhofer. 16 Gruppen treten zur Wahl an. Ein Kandidat für den Posten des Ärztekammerpräsidenten von Wien ist der Chefarzt der Austro Control, Wolfgang Köstler, sollte es zu einem Patt zwischen den Favoriten Thomas Szekeres (AKH-Betriebsrat) und Johannes Steinhart (Göttlicher Heiland) kommen.

Pünktlich vor der Wahl wird eine Anzeige gegen den 64-jährigen Köstler bei der MA 40 (Gesundheitsrecht), datiert mit 14. März 2012, bekannt. Darin werden ihm unfaire Methoden bei der Ernennung und Enthebung flugmedizinischer Sachverständiger vorgeworfen. So soll er versucht haben, einen bereits über 80-jährigen Sachverständigen in dessen Ordination „zu überführen“: Ein junger Arzt, der sich als Flugschüler ausgab, erklärte, dass er noch am selben Tag ein medizinisches Tauglichkeitszeugnis benötige, das er aber letztlich nicht bekam.

Köstler weist alle Vorwürfe zurück. Er sieht auch keine Unvereinbarkeit darin, dass er als Chefarzt der Austro Control die Sachverständigen ernennt, obwohl er selbst Gutachter ist. In der Ärztekammer hält seine „Initiative 0,3 Prozent“ (Kammerbeiträge senken) derzeit elf Mandate, damit könnte er bei Koalitionsverhandlungen Wiens Kammerpräsident werden. Denn auch der nö Ärztekammerpräsident Christoph Reisner mischt mit. Eine Gruppe seiner Leute tritt in Wien an, will dann Köstler zum Präsidenten machen und dafür soll Reisner Ärztekammerpräsident für Österreich werden. So die Gerüchte.

Gegen diesen Deal laufen viele andere Gruppen Sturm, die Köstler und Freunde als „Kreativmediziner im Geldverdienen“ bezeichnen. Franz Mayrhofer hält auch vom Arzt Köstler wenig, da er eine eigene Gesellschaft für Onkologie betreibt und eine Reihe von Krebstherapien anbieten soll, die „wissenschaftlich sehr umstritten sind“.

Als Kammerfunktionär verdient der Flugmediziner derzeit 1200 € monatlich und erhält eine monatliche Aufwandsentschädigung in derselben Höhe. Verfahren Unter Beschuss geriet auch der favorisierte Kandidat Johannes Steinhart, Geschäftsführer und ärztlicher Direktor des Spitals Göttlicher Heiland. Wie der KURIER berichtete, laufen zwei Verfahren gegen das Spital wegen mutmaßlicher ärztlicher Fehler. In einem der Fälle kam es nach einer Routine-OP 2008 bei einer jungen Frau im Aufwachraum zu Komplikationen. Die Frau liegt seither im Wachkoma. Im zweiten Fall starb die 23-jährige Kristin Rehberger 2008 nach einem Eingriff an ihren Füßen. Beide Verfahren sind noch immer nicht abgeschlossen. Die Eltern beider Patientinnen warten bis heute eine Entschuldigung.

 

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