Gulasch für den Extremschrammler

Roland Neuwirth ist mit seiner Band Extremschrammeln derzeit auf Jubiläumstour.
Wienerlied-Sänger und Komponist Roland Neuwirth schätzt die Wiener Küche des "Brandstetter".

Es hängt vom Gulasch ab. Wenn in einem Lokal das Rindfleisch zart, die Sauce g’schmackig und die Semmel knusprig ist, kommt Roland Neuwirth mit großer Wahrscheinlichkeit wieder. Und wenn das Gulasch richtig gut schmeckt, dann probiert der Sänger und Komponist vielleicht sogar ein anderes Gericht.

Gulasch für den Extremschrammler
Interview mit Roland Neuwirth am 23..2. 2015 in Wien
Das Wirtshaus "Der Brandstetter" in Hernals konnte Neuwirth mit seinen Kochkünsten offenbar überzeugen. Von dem Gulasch hat er seinem Bandmanager jedenfalls noch Tage nach dem Besuch erzählt – und er kam wieder.

Gut, ein wenig hat wohl auch die urige Beisl-Atmosphäre dazu beigetragen, dass ihm das Lokal von Thomas Platzer und Tina Csenar gefiel. Und die Tatsache, dass er zu Fuß nur 15 Minuten hierher braucht.

Vom Gast zum Wirt

Gulasch für den Extremschrammler
Interview mit Roland Neuwirth am 23..2. 2015 in Wien
Das Ambiente des Brandstetter hat vor zwanzig Jahren auch Thomas Platzer und seine Lebensgefährtin Tina Csenar angezogen. Vom Rastplatz während ihres Wohnungsumbaus wurde es zum Stammlokal. Bis die damalige Pächterin in Pension ging und das Paar beschloss, das Lokal zu übernehmen. Seitdem versorgen Platzer und Csenar Frühaufsteher um sieben Uhr mit dem ersten Kaffee; servieren geröstete Leber oder steirische Endivie zur angeregten Diskussion oder während einer Partie Tarock und bieten alle zwei Wochen Livemusik.

Apropos Auftritt. Roland Neuwirth ist derzeit auf Jubiläums- und anschließend auf Abschiedstour. Vor 40 Jahren gründete er die Band Extremschrammeln und erneuerte damit das Wienerlied. Bis Ende des Jahres tourt das Quintett durch Österreich. Angefangen hat für Neuwirth alles mit einer Wandergitarre. Die hing im Wäschekasten und faszinierte ihn. Also traktierte er seinen Vater, bis der ihm drei Griffe zeigte. Den Rest brachte Neuwirth sich selbst bei.

Zuerst spielte er hauptsächlich Blues. "Ich dachte lange Zeit ja auch, ich sei ein Schwarzer aus Louisiana", sagt Neuwirth und lacht. Denn der Musiker ist zwar in Floridsdorf aufgewachsen, wohnt nun in Hernals und schreibt Wienerlieder – seine große Liebe gilt aber Amerika. Das macht sich nicht nur in den Blues- oder Jazz-Elementen seiner Lieder bemerkbar, sondern auch in seinem Chrysler 300C und dem Schaukelstuhl auf der Veranda seines Bauernhauses im Waldviertel. Das erinnert an ein Herrenhaus in den Südstaaten. Auch sein Hut ist aus Amerika. Den rückt er nun zurecht, lehnt sich nach den Debrezinern mit Saft zurück und zündet eine Zigarette an: "Zu Bier und Kaffee braucht es einfach eine Zigarette." Und wenn das verboten wird? "Dann geh ich einfach nicht mehr aus", scherzt er.

Lebenstraum Amerika

Das Rauchen – oder eher das Daran-gehindert-Werden – ist auch der einzige Grund, warum Neuwirth Amerika nicht öfter besucht. An seine Amerikatour 1999 erinnert er sich trotzdem gerne. "Da hat mir mein Manager einen Lebenstraum erfüllt. Die Leute sind auf den Sesseln gestanden. Es war wunderbar!" Wunderbar auch deshalb, weil er dort – am anderen Ende des Atlantik – das alte Wien kennengelernt hat. "Ich habe viele ausgewanderte Juden getroffen. Die haben Wienerisch gesprochen, als wären sie erst gestern rübergekommen."

Ob er die Musik vermissen wird, wenn er keine Konzerte mehr spielt? (Die Abschiedstour startet im Herbst 2016 .) "Aber mit der Musik höre ich doch nicht auf", stellt Neuwirth klar. Komponieren wird er weiter. Libretti für Operetten vielleicht. "So richtig schön bissige." Denn ein Leben ohne Musik? Das sei noch schlimmer als eines ohne Gulasch. Undenkbar!

Info

40 Jahre Extremschrammeln Roland Neuwirth ist mit seiner Band auf Jubiläumstour. In Wien ist er das nächste Mal am 11.4. im Orpheum und am 18.4. im Metropol; Info: www.extremschrammeln.com

Gulasch für den Extremschrammler
Angebot Klassische Wiener Küche, aber auch leichte Gerichte; frisch gezapfte Biere und heimische Weine.
PreisePreiswert; großes Gulasch 7,80 €; Cordon Bleu 11,60 €; 1/8 Weißwein 1,50 €; großes Kozel 3,50 €.

Atmosphäre Urig, rustikal, gemütlich; große Holzschank; gemischtes Publikum und lange Öffnungszeiten (7 bis 23 Uhr).
Livemusik Etwa alle zwei Wochen treten im Lokal heimische Musiker auf.

Die typische Wiener Schrammelmusik ist nach einer Musikerfamilie aus Litschau benannt. Von dort kommt auch die Küche des Schrammelbeisls in der Kalvarienberggasse 51 (17. Bezirk). Die Niederösterreicher Patrick Pavlon und Manuel Holzinger haben das renovierte Lokal übernommen. Besonders empfehlenswert ist der Schweinsbraten mit Erdäpfelknödel (11 €), aber auch die Mohnnudeln (6 €).

Ein paar Gassen nordwestlich, nicht mehr in Hernals, sondern bereits in Währing, befindet sich der Biergasthof Edelmann (Gersthofer Straße 21). 1995 eröffnete unter dem Namen „Merlin“ das erste Gasthaus an dieser Stelle, danach wurde es zum „Avalon“. Seit 2007 bietet der „Edelmann“ nun regionale sowie internationale Gerichte. Dazu gibt es eine Auswahl an steirischen und Wiener Bieren. Highlight im März: Das Porterhouse-Steak.

Noch ein paar Gassen weiter bietet Haubenkoch Meinrad Neunkirchner im Freyenstein (Thimiggasse 11) moderne Wiener Küche. Das fünfgängige Menü kommt auf 48 Euro. Im März können Gäste dafür beispielsweise Mariniertes Hendl mit Chinakohl und Spitzwegerich bestellen.

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