Fahrrad-Event Europas lockt 100.000 Besucher an

100.000 Gäste genießen das Event bei perfektem Wetter
Tolles Programm bei feinem Wetter. Doch herbe Kritik wegen nächster Ringsperre durch Bike-Parade.

Wenn die stetig wachsende Radler-Gemeinde ausrückt, dann ist ein Massenansturm garantiert. Am Rathausplatz startete Samstag die größte Fahrrad-Veranstaltung Europas. Der Organisator des Bikefestivals, die Plattform Argus , erwartet am Wochenende 100.000 Besucher.

Doch das Mega-Event sorgt für herbe Kritik. Denn heute ab 11.30 Uhr wird wieder einmal der Ring gesperrt. 4000 Rad-Enthusiasten rollen in einer Parade vom Burgtheater über den Ring zum Praterstern und wieder über die Prunkstraße retour. Die City wird bis 14 Uhr zur Stauzone (siehe unten).

Schon am frühen Vormittag war der Rathausplatz bestens besucht. Argus-Sprecher Andrzej Felczak führte den Andrang auf das Wetter zurück: "Es ist frühlingshaft angenehm. Und wir zeigen die aktuellsten Trends." So stehen neben E-Bikes vor allem Transporträder im Vordergrund. "In Wien könnten damit 25 Prozent der Lieferfahrten abgedeckt werden. Denn diese Bikes sind nicht von den Ein- und Ausfahrtszeiten auf Fußgängerzonen abhängig. Und es wird weitere verkehrsberuhigte Zonen geben", ist sich Felczak sicher.

Für glänzende Augen – nicht nur bei den Kids – sorgte die Fahrradmesse. Die Bikes lösten Begehrlichkeiten bei allen Generationen aus. Das Fahrrad ist zeitlos und trotzdem zum Status-Symbol geworden. Und wer sich kein neues Gefährt leisten will, wurde am Radl-Flohmarkt garantiert fündig. Am Platz vor dem Rathaus wurde gefeilscht wie auf einem Basar.

Natürlich durfte Action nicht fehlen. Der Fuxjagd-Parcour mit Steilkurven und Hindernissen sorgte für viel Spannung. Bei diesem Wettkampf müssten Teilnehmer ihren Gegnern den am Rad befestigten Fuchsschwanz abknöpfen. Es durfte nur mit Rädern ohne Bremsen sowie Gangschaltung gefahren werden. Bei Stürzen zeigte sich, wie wichtig richtige Schutzkleidung ist.

Körperbeherrschung

Sportliche Akrobatik gab es bei der Rad-Trail-Meisterschaft zu bewundern. Dabei bewältigen Biker – mehr hüpfend als fahrend – Hindernisse wie Baumstämme und Felsen. Taktik plus Körperbeherrschung waren gefragt. Großer Andrang herrschte beim Gratis-Fahrrad-Check. So gut wie jeder defekte Drahtesel wurde von Schrauber-Profis wieder zum Rollen gebracht. Zusätzlich gab es für Jung und Alt eigene Parcours. Hier konnten Großeltern und Enkerln, eingewiesen durch Instruktoren, ihre Sicherheit verbessern.

Noch vor den Wien-Wahlen im Oktober garantierten alle Rathausparteien, sich dem Thema um die leidigen Ring-Sperren anzunehmen. Denn im Schnitt wurde die Prunkstraße (und Hauptverkehrsader) im Vorjahr jeden vierten Tag wegen Demos oder Veranstaltungen für den Verkehr gesperrt. Ständige Staus in den Anrainer-Bezirken und der Innenstadt waren die logische Folge. Jetzt nach dem Urnengang ist das Versprechen vergessen, das Thema schubladisiert.

Doch der Wien-Tourismus und der Handel steigen auf die Barrikaden. Denn inklusive kommendem Wochenende wurde der Ring dann an zehn Tagen sechs mal gesperrt (Bauern- und Taxlerdemo, Radparade sowie Wien-Marathon kommenden Sonntag).

"Die Innenstadt kommt dadurch als attraktive Shopping-Destination massiv unter Druck", geht Wirtschaftskammer-Obmann Rainer Trefelik von einem bleibenden Schaden für Kaufleute in der City aus. Laut Betrieben ist an Tagen mit Ring-Sperren bis zu 50 Prozent Umsatzrückgang zu verzeichnen. Die Kammer spricht weiters von Arbeitsplatz-Gefährdung.

Auch der Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, Markus Grießler, protestiert: "Es liegt uns fern, das Demonstrationsrecht in Frage zustellen. Aber Spaß-Events haben am Ring nichts zu suchen. Denn die Menschen und Touristen wollen die Innenstadt ja sehen und nicht großräumig meiden müssen."

Markus Figl, ÖVP-Bezirkschef in der City, griff zu harten Worten: "Die Ring-Sperren nehmen Dimensionen an, bei welchen die Innere Stadt teilweise komplett vom Rest Wiens abgeschnürt ist. Die Ringstraße ist nicht das Freizeitzentrum Wiens."

Kommentare