Goldenes Quartier: Nicht alles, was Gold ist, glänzt

In kommender Zeit sollen vermehrt Veranstaltungen das Grätzel beleben.
Den Boutiquen fehlen Kunden. Picknicks oder Fashion-Nights sollen das Grätzel beleben.

Picknickkörbe mit Lachs-Bagel oder Oktopus-Kartoffel-Salat. Dazu Prosecco und Cocktails am Stil. Vergangenes Wochenende verwandelte sich die Fußgängerzone des Goldenen Quartiers (Innere Stadt) zum zweiten Mal in eine große Picknick-Wiese – samt Rasenteppich, Sitzkissen, Musik und einem Tischfußballtisch.

Bei diesem „Pic Nic“ luden die Veranstalter zum „Verweilen mit Freunden und Familie“ ein. Ein Versuch der Signa-Holing, mehr Kundschaft in die Nobelboutiquen zu bringen? Denn wenn man das Quartier – vor allem die Seitzergasse oder den Tuchlaubenhof – an normalen Geschäftstagen aufsucht, kann man die Passanten oft an einer Hand abzählen.

„Zu versteckt“

Offiziell wollen sich beim KURIER-Lokalaugenschein die meisten Mitarbeiter der Nobelboutiquen nicht zur Entwicklung des Quartiers äußern. Hinter vorgehaltener Hand kommt von vielen aber dieselbe Forderung: Es braucht mehr Frequenz, mehr Angebote, die Kunden in die Gasse locken. „Wir sind so zentral und trotzdem zu versteckt“, sagt etwa eine Verkäuferin. „Kunden gibt es genug“, ist eine andere überzeugt. „Bei Chanel oder Louis Vuitton ums Eck geht es schließlich auch zu wie bei McDonald’s.“

Goldenes Quartier: Nicht alles, was Gold ist, glänzt
Goldenes Quartier, Tuchlauben Wien (04072013)
Auch wenn die „Pic Nics“ ob der vielen Besucher für die Organisatoren ein voller Erfolg sind: Einige Verkäufer bezweifeln, ob sie das richtige Format für neue Kunden sind. Denn der Rasen bedeckt fast den gesamten Straßenbereich und somit würden sich viele Kunden nicht zu den Geschäften trauen. „Das Pic Nic an sich ist eine super Idee, aber vielleicht könnte es nur am Sonntag stattfinden?“, schlägt eine Verkäuferin vor.

Laut wird zudem der Ruf nach einem Gastro-Angebot. Platz dafür gebe es in einem Erdgeschoß-Lokal in der Seitzergasse, Ecke Tuchlaubenhof, das seit Jahren leer steht. Laut Signa-Sprecherin wird hier bereits am Aufbau eines Restaurants gearbeitet. Und die „Pic Nics“ seien auch nicht die einzigen Veranstaltungen, die das Grätzel in nächster Zeit mit Menschen füllen werden: Am 7. September findet zum Beispiel die „Vogue Fashion Night“ statt und ab Mitte September bietet Autorin und Schauspielerin Elisabeth-Joe Harriet literarische Führungen an.

Bei Signa ist man jedenfalls der Meinung, dass die gesetzten Maßnahmen greifen. Die Frequenz habe sich verbessert. Dass dieses Jahr mit Sergio Rossi der erste Mieter bereits wieder ausgezogen ist, habe nichts mit dem Standort zu tun. Solche Wechsel seien im Handel gang und gäbe.

Der Shop-Nachbar Kiton hat die Fläche zu seinem Laden dazugenommen.

„Zeit geben“

Laut Rainer Trefelik, Handels-Obmann in der Wiener Wirtschaftskammer, habe das Goldene Quartier großes Pech mit dem Zeitpunkt der Eröffnung gehabt: Nur wenig später waren aufgrund der Ukrainekrise kaufkräftige russische Gäste als wichtige Kundengruppe weggefallen. Wichtig wäre es jetzt nur, nicht auch noch eine weitere wichtige Kundengruppe, nämlich Gäste aus dem arabischen Raum, mit politischen Debatten, wie einem Burkini-Verbot zu vergraulen.

Trefelik ist überzeugt, dass sich das Grätzel zwischen Graben und Tuchlauben gut entwickeln kann; das Potenzial sei jedenfalls vorhanden. „Man muss dem Goldenen Quartier einfach noch ein bisschen Zeit geben.“

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