Gemeindebau: Kein Platz für spielende Kinder

Der Spielplatz vom Gemeindebau.
Lärmgeplagte Mieter haben im Hof eines Gemeindebaus ein Radfahr- und Skateverbot durchgesetzt. Eltern lassen sich das nicht gefallen.
Gemeindebau: Kein Platz für spielende Kinder

Darf ich hier überhaupt noch mit meinem Jo-Jo spielen?", fragt Lilly ihre Mutter bang. Schließlich ist im Hof des Gemeindebaus in der Schönbrunner Allee (Meidling) seit einigen Monaten so gut wie alles verboten, was der quirligen Neunjährigen Spaß macht: Lilly und ihre Schwester dürfen nicht mehr skaten, Rad fahren oder Fußball spielen. Und auch das Betreten des Rasens ist nicht mehr erlaubt, warnen die neu aufgestellten roten Schilder.

Lillys Mutter Alexandra Mantler kann das nicht begreifen: "60 Jahre ist man ohne dieses Verbot ausgekommen, jetzt können die Kinder hier nicht einmal mehr Federball spielen. Das passt so gar nicht zum Slogan vom ,kinderfreundlichen Wien"", ärgert sich die Journalistin.Sie erzählt, wie es zu dem Verbot kam: Weil sich Hausmeister offenbar von den spielenden Kinder gestört fühlten, sammelten sie unter den Bewohnern "eine Handvoll Unterschriften" für ein Spielverbot.

Das genügte Wiener Wohnen, um die Schilder aufzustellen. Eilig trugen nun auch die Eltern Unterschriften zusammen, um das Verbot zu verhindern. Doch Wiener Wohnen blieb in letzter Konsequenz bei seiner Entscheidung.

"Leider gibt es in der Umgebung keine anderen passenden Flächen für die Kinder: Auf dem Radweg gegenüber geht es zu wie auf der Südosttangente. Für kleine Kinder ist das nicht gerade der ideale Ort", sagt Mantler. "Und die angrenzende Wiese wird vor allem von Hundebesitzern mit ihren Tieren benutzt."

"Auf den Tafeln werden nur die ohnehin gültigen Regeln festgehalten", heißt es dazu im Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ). Man sei aber auf der Suche nach einer Lösung, die beide Parteien befriedigt. Denkbar sei etwa eine eigens ausgewiesene Spielfläche, sofern die baulichen Gegebenheiten dies zulassen.

Rückbau?

Der Streit in Meidling ist kein Einzelfall: ",Spielen verboten" hat in den Gemeindebauten System", sagt Landschaftsplanerin Liz Zimmermann. Sie ortet einen stetigen Rückbau an Spielflächen in den vergangenen Jahren, speziell in unsanierten bzw. nur wärmetechnisch sanierten Anlagen.

Als Beispiel nennt sie die Vorgartenstraße in der Leopoldstadt, wo den Kindern nur mehr eine trostlose, umzäunte Sandkiste zur Verfügung steht. Im Büro Ludwig weist man diesen Vorwurf zurück: "Zuletzt haben wir eine ganze Reihe neuer Spielplätze errichtet."

Oft sei es aber nötig, Spielplätze – zumindest vorübergehend – zu sperren. Wie etwa im Kopenhagen-Hof in Döbling. Vor einigen Jahren lebten hier kaum mehr Kinder und Jugendliche. Der Ballspielkäfig wurde von ortsfremden Jugendlichen okkupiert, auch Drogen waren im Umlauf. Deshalb wurde der Platz geschlossen.

Nachdem aber wieder mehr Jungfamilien in die Anlage gezogen waren, einigten sich Mieterbeirat und Wiener Wohnen auf die Errichtung eines modernen Generationenspielplatzes."Die Abstimmung der unterschiedlichen Interessen ist gerade in solchen Fällen sehr schwierig", heißt es im Büro Ludwig. "Patentlösungen gibt es leider keine."

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