Frühlingslüfterl heizt Schanigarten-Debatte neu an

Um seine Gäste aufzuklären, hat Berndt Querfeld in seinem Garten ein Schild aufgestellt, das erklärt, dass Tische erst im März raus dürfen
Die Gastgärten auf den Märkten sind derzeit voll. Auch andere Wirte wollen draußen bedienen.

Als Gastronom müsste sich Berndt Querfeld über milde Temperaturen und Sonnenschein in seinem Schanigarten eigentlich freuen. Das Problem ist nur: Er darf keine Gäste darin bewirten. Laut Schanigarten-Verordnung darf Querfeld erst am 1. März Stühle und Tische des Café Landtmann nach draußen stellen. Um die Thematik nicht immer wieder aufs Neue erklären zu müssen, steht seit Montag eine Tafel mitten im Schanigarten, die Gäste informiert.

Trotzdem ist die Regelung für den Kaffeehaus-Obmann der Wiener Wirtschaftskammer unverständlich: "Wien wird so oft als Weltstadt beworben. Aber in welcher anderen Weltstadt werden Gäste am Draußensitzen gehindert?" Es gehe ja nicht darum, bei Schnee und Eis einen Platz im Freien zu erzwingen. "Aber wenn Sonnenstrahlen die Menschen im Frühling ins Freie locken, dann würde ich einfach gerne acht, neun Tische nach draußen stellen."

80,9 Prozent

Mit seinem Wunsch, Schanigärten auch außerhalb der regulären Saison öffnen zu dürfen, ist der Gastronom nicht alleine. Bei einer Mitgliederbefragung vergangenen Herbst stimmten 80,9 Prozent der Befragten für eine flexiblere Lösung der Schanigartenregelung.

Auch Café Drechsler-Chef Manfred Stallmajer ist verärgert. Während der Gehsteig vor seinem Lokal leer bleiben muss, hat er freie Sicht auf die vielen besetzten Tische am Naschmarkt. Gastronomiebetriebe auf Marktgebiet dürfen Schanigarten 365 Tage im Jahr offen haben. Und so sitzen Montagmittag Touristen bei einem Krug Bier und Wiener beim Mittagessen im Sonnenschein; viele haben den Kopf auf den Arm gestützt; die Augen geschlossen und das Gesicht Richtung Sonne gerichtet. Stallmajer hat nur die Arme vor dem Körper verschränkt: "Die derzeitige Regelung ist wettbewerbsverzerrend."

Die zuständige Stadträtin Renate Brauner (SPÖ) sieht sich in der Causa als Moderatorin. Wenn alle Beteiligten einverstanden sind, dann stehe sie einer neuen Regelung nicht im Wege. Einzig, neben den Gastronomen müssen auch die Bezirkschefs und Anrainer nach ihrer Meinung gefragt werden. Derzeit wird eine groß angelegte Evaluierung durchgeführt. Ergebnisse werden noch im ersten Halbjahr erwartet. "Je nachdem, was dabei rauskommt, werden wir entscheiden, wie es kommende Saison weitergeht", sagt ein Sprecher.

Berndt Querfeld kann nicht nachvollziehen, weshalb die Angelegenheit so lange dauert: "In Graz und Wels wurden die flexiblere Regelung auch ganz flott beschlossen. "

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