Friedlicher Verlauf: Tausende demonstrierten gegen Akademikerball
Der freiheitliche Akademikerball in der Wiener Hofburg wurde schon traditionell begleitet von Gegendemonstrationen - die großteils friedlich verliefen. Drei Protestzüge und zwei Standkundgebungen fanden statt. Knapp 3000 Polizisten waren im Einsatz.
Der Ball der Burschenschafter in der Hofburg fand mit viel FPÖ-Prominenz - darunter Vizekanzler Heinz-Chhristian Strache - statt. Auch Identitären-Chef Martin Sellner war gekommen. Der KURIER berichtete live, lesen Sie hier den Ticker von dem ereignisreichen Freitagabend.
Friedlicher Verlauf: Tausende demonstrierten gegen Akademikerball
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Alles hat einmal ein Ende, auch dieser Ticker: Damit verabschieden wir uns und wünschen allen Userinnen und Usern noch eine gute Nacht.
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Eröffnungsrede Straches
Der Vizekanzler in seiner Rede: "Sind stolz auf diesen traditionellen Ball". Er habe nichts gegen Demonstrationen, aber in den letzten Jahren hätten viele Ballbesucher eine Tortur erleben müssen, weil sie mit Steinen und Eiern beworfen wurden. Und, so Strache: "Wir müssen Stellung gegen Antisemitismus und totalitäres Denken beziehen."
Alle Burschenschafter, Chorpsstudenten und andere seien daher aufgerufen, sich gegen Antisemitismus zu stellen. Laut Strache stünden Rassismus und totalitäres Denken im Widerspruch zur Ideologie der Burschenschaften.
Und in Richtung der Vorwürfe gegen Udo Landbauer: Antisemitische Lieder hätten bei ihnen nichts verloren. Aber: "Wir können nicht tolerieren dass es Verdrehungen der Tatsachen gibt", so der Vizekanzler weiter.
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Heidi Strache eröffnete den Ball
Die Tochter von FPÖ-Parteichef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache, Heidi, hat am Freitagabend als Mitglied des Eröffnungskomitees den Akademikerball eröffnet. Gemeinsam mit FP-Nationalratsabgeordnetem Maximilian Krauss zog sie in der ersten Reihe in den Tanzsaal ein.
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3000 Ballgäste
Laut Ballorganisator Udo Guggenbichler sind 3000 Gäste anwesend. In seiner Eröffnungsrede bedankt er sich für den Schutz der Polizei und stichelt auch gegen die Demonstranten: "Wir veranstalten hier einen Ball und sonst nichts."
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Verkehrsfunk
Während in der Hofburg getanzt wird, ist im Wiener Innenstadtverkehr wieder Normalität eingekehrt.
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Einzug mit Strache, Eröffnung mit Vivaldi.
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Inside Hofburg
Der Ball wird gerade eröffnet. Einzug der Chargierten und Ehrengäste.
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Gebt auf euch Acht
Die "Offensive gegen Rechts" zeigte sich von der Beteiligung begeistert. Sie kündigte bereits weitere Protest-Aktionen gegen die schwarz-blaue Regierung an. Um 21 Uhr verabschiedete man sich bereits:
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In dieser Minute soll der Ball eröffnet werden
Johann Gudenus ist noch mit Händeschütteln beschäftigt.
Heute u. a. in der Hofburg: Heinz-Christian Strache, Anneliese Kitzmüller, Ursula Stenzel, Dominik Nepp, Marlene Svazek, Martin Graf und Herbert Haupt.
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Sargnagel als Ballgast
Autorin Stefanie Sargnagel ist auch in der Hofburg zu Gast. Sargnagel und das Satireprojekt "Burschenschaft Hysteria" waren Gründe dafür, dass die Organisatoren bei den Sicherheitsmaßnahmen aufrüsteten.
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Weniger Demonstranten
Laut Polizei sind jetzt nur mehr 2500 Demonstranten unterwegs.
Vor wenigen Stunden war die Versammlung noch deutlich größer.
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Es lebe die Freiheit
Heuer wurde gemeinsam mit der Künstlerin "starsky" der Eingang zum Heldenplatz, das äußere Burgtor, von 19 bis 21 Uhr mit einem leuchtenden Schriftzug erhellt. Darauf ist der Mauthausen Schwur zu lesen sein, der nicht nur an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern soll, sondern ein Zeichen gegen die Normalisierung des Rechtsextremismus darstellt, so die Sozialistische Jugend.
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Schlusskundgebung vorbei
Keine Zwischenfälle bis auf vereinzeltes Feuerwerk. Die Veranstalter sprechen von 10.000 Teilnehmern, die Polizei von 8.000. Beim Karlsplatz fand eine erste Schlusskundgebung statt. Die Wasserwerfer der Polizei blieben ohne Einsatz.
Die Kritik der Demonstranten richtete sich auch an den niederösterreichischen FPÖ-Spitzenkandidaten Udo Landbauer. "Wir singen dem Udo ein Lied. Udo du Arschloch", skandierten die Teilnehmer.
Laut Polizei sind exakt 2870 Polizisten im Einsatz.
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Kameras zur Kontrolle
Jetzt ist Einlass in der Wiener Hofburg. Schon vor einigen Tagen gab es Meldungen, dass die Veranstalter dieses Jahr Kameras mit Gesichtsscreening und Metalldetektoren zum Einsatz bringen wollen - u. a. wegen des Satire-Projekts Hysteria, das eine Mitternachtseinlage angekündigt hat.
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Die Demonstration traf um etwa 19.30 Uhr im Girardipark/Ecke Operngasse beim Karlsplatz ein, wo eine erste Schlusskundgebung stattfand. Danach war ein weiterer Protestzug bis zum Burgtheater angesetzt.
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Die Polizei spricht nun bereits von bis zu 8.000 Teilnehmern:
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Vor der "Österreich"-Redaktion
Vor der "Österreich"-Redaktion in Nähe des Karlsplatzes gibt es Buhrufe und Gesänge gegen die Fellner-Zeitung.
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Ebenfalls bereits vor Ort sind Vizekanzler Heinz-Christian Strache und Andreas Mölzer. Gesichtet wurden am Ball u.a. auch die Salzburger Landesparteichefin und FPÖ-Generalsekretärin Marlene Svazek sowie der geschäftsführende Obmann des FPÖ-Nationalratklubs, Johann Gudenus. Auch der ehemalige Dritte Nationalratspräsident Martin Graf und der frühere FP-Vizekanzler Herbert Haupt waren unter den Gästen.
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Auch Martin Sellner, Chef der - vom Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) als rechtsextrem eingestuften - Identitären Bewegung Österreichs, ist am Ball zu Gast.
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Während die Polizei wie gesagt von rund 4.000 Demonstranten ausgeht, sprechen die Veranstalter sogar von 10.000 Menschen.
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Laufender Zustrom
Polizeisprecherin Daniela Tunst geht in der ORF-Sendung Wien heute von einem laufenden Zustrom zu der bestehenden Demo aus. Das heißt, es werden wohl mehr als 4000 Protestierende werden.
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Wie viele Demo-Teilnehmer?
Die Polizei gibt die Zahl der Demonstranten mittlerweile mit 4000 an. Auch KURIER-Redakteure vor Ort gehen von dieser Zahl aus. Das ist allerdings nur ein Bruchteil der Teilnehmer der Demo vor zwei Wochen gegen die FPÖ-Regierungsbeteiligung, die mit einer Kundgebung auf dem prall gefüllten Heldenplatz endete.
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Und in der Hofburg?
Da waren rund 750 Gäste zum vier Stunden vor der Eröffnung anberaumten Dinner gekommen. Wortspenden gab es kaum, eine Dame verurteilte jedoch das NS-verherrlichende Liederbuch der Burschenschaft "Germania zu Wiener Neustadt". Hier gehörten strafrechtliche Konsequenzen gezogen, sagte sie. Zum Akademikerball gehe sie, weil mehr Platz zum Tanzen als auf anderen Bällen sei.
Auch freiheitliche Prominenz war bereits am frühen Abend erschienen. So etwa der Nationalratsabgeordnete Maximilian Krauss und Burgenlands Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz. Insgesamt erwartet Organisator Udo Guggenbichler rund 2.500 Ballgäste. Am Eingang wurden die Besucher darauf aufmerksam gemacht, dass Fotos, Ton- und Videoaufnahmen nur mit Genehmigung des Veranstalters erlaubt sind.
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Der Demonstrationszug vor der Hauptuniversität hat sich in Bewegung gesetzt:
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Nach den jüngsten Entwicklungen in der Regierungspartei FPÖ hat der Akademikerball in diesem Jänner besondere Brisanz. Die Demonstranten spielen auf ein rechtsextremes Lied in einem Buch der Burschenschaft Germania in Wr. Neustadt an, in dem es zum Judenmord heißt: "Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million".
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Dritter Demozug ab 19 Uhr
Die geplante Route der größeren Demonstration sollte über die Zweierlinie beim Museumsquartier bis zur Opergasse/Ecke Girardipark beim Karlsplatz führen, wo auch die Schlusskundgebung dieser Veranstaltung geplant war. Von dort soll dann ab zirka 19.00 Uhr ein dritter Demozug starten. Dieser wird über den Getreidemarkt, die Museumsstraße und den Ring hinter das Burgtheater führen, wo eine der zwei Standkundgebungen geplant ist. Eine zweite wird am Maria-Theresien-Platz abgehalten, dabei wollen die Veranstalter am Vorabend des Holocaust-Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern.
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Die Polizei nimmt Aufstellung:
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FPÖ Niederösterreich
Die Demonstranten nehmen mit Plakaten auch Stellung gegen die Nazi-Lieder in einem Liederbuch der Burschenschaft in Wr. Neustadt, der NÖ-Spitzenkandidat (FPÖ) angehört.
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Vor der Hauptuniversität ist nun bereits einiges los.
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Hier noch einmal die Übersicht der großflächigen Platzsperre, die nun in Kraft ist:
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Auch die "Omas gegen rechts" sind - wie schon bei der Anti-Schwarz-Blau-Demo am Samstag vor zwei Wochen - wieder auf der Straße.
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Das weiträumige Platzverbot ist nun in Kraft, wie die Polizei mitteilte.
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Auch vor der Hauptuniversität sammeln sich die Demonstranten.
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Bevor Herbert Kickl Innenminister wurde, galt er als Kopf hinter den Plakatreimen in den FPÖ-Wahlkämpfen. Nun wollen die Demonstranten es ihm offenbar mit gleicher Münze zurückzahlen.
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Der Zug am Wallensteinplatz hat sich bereits in Bewegung gesetzt. Hier ist die Teilnehmerzahl durchaus überschaubar.
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Eröffnung des Balls
Um 21 Uhr wird der Akademikerball, formerly known as Ball des Wiener Korporationsrings, übrigens eröffnet. Ab 20 Uhr ist Einlass. -
Am Wallensteinplatz sind bereits einige Demonstranten versammelt. Zudem sind 13 Polizeibusse vor Ort.
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Einschränkungen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln:
Wegen den diversen Platzverboten in der Innenstadt sind die Citybuslinien 1A, 2A und 3A seit 14.00 Uhr nicht mehr in Betrieb. Die Straßenbahnlinien in der Innenstadt werden kurzgeführt bzw. umgeleitet. Die Wiener Linien raten den Fahrgästen, großräumig auszuweichen bzw. die U-Bahnen zu benutzen.
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Internationale Pressestimmen:
Auch international wird der Wiener Akademikerball beobachtet. So schreibt etwa The Guardian:
"Der Akademikerball vom Freitag in Wien illustriert das Dilemma der FPÖ: Das politische Kalkül würde den Politikern der Partei gebieten, sich von der großdeutschen Ideologie zu distanzieren, die bei der überwältigenden Mehrheit der österreichischen Wähler unpopulär ist. Doch ihre Burschenschaften verlangen eine entschlossene Loyalität zu ihren Traditionen."
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet: "dieser Ball hat einen engen Bezug zu den Burschenschaften und ähnlichen Studentenverbindungen, aus denen sich ein Gutteil des Führungspersonals der rechten Partei rekrutiert. Ohnehin sind schon Demonstrationen angemeldet worden, um gegen diese Tanzveranstaltung der FPÖ, die neuerdings in der österreichischen Bundesregierung sitzt, zu protestieren. Die Kontroverse um das Liederbuch der Burschenschaft könnte diesen Protest weiter anheizen."
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Das Platzverbot tritt ab 17.00 Uhr in Kraft. Ab 16.00 Uhr kommt es zu Verkehrsbeeinträchtigungen in der Innenstadt.
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