Frecher Auftritt nach Prügel-Video

Erster Prozess für Leonie Sophie
Erster Prozess: Milde Strafen für mutmaßliche Schlägerin und ihr Opfer wegen Einbrüchen.

Das Facebook-Video verbreitete sich im Netz wie ein Lauffeuer und wurde millionenfach angeklickt: Die 16-jährige Leonie Sophie ließ am 9. November 2016 mit ihrem Handy filmen, wie sie unter Mithilfe von Freunden die 15-jährige Patricia brutal verprügelte, bis diese einen Kieferbruch und eine Schädelprellung davontrug.

Am Donnerstag treffen die Mädchen wieder aufeinander. Im Wiener Landesgericht müssen sich mutmaßliche Täterin und Opfer neben anderen Beschuldigten die Anklagebank teilten. Vom Trauma, das Patricia in Folge der Prügelattacke nachgesagt worden war, ist nichts zu bemerken. Sie grinst bei der Einvernahme, bis Richterin Daniela Zwangsleitner darauf aufmerksam macht, dass hier "keine Kabarettveranstaltung" stattfinde.

Wieder in U-Haft

Und von der Reue, die Leonie Sophie laut ihrer Anwältin Daniela Schiesl angeblich verspüren soll, gibt es auch keine Spur. Weder wegen der gefilmten Prügelorgie noch wegen der angeklagten Einbrüche. Die 16-Jährige ist pampig und frech, und als die Anwältin fragt: "Tut es dir leid?", presst sich das Mädchen ein "Ja, ist so" ab.

Leonie wuchs in einem Krisenzentrum auf, tauchte zwischendurch unter, wurde verhaftet und wieder freigelassen und sitzt seit vergangenem Dienstag neuerlich in U-Haft, weil sie gegen Auflagen verstieß.

Die beiden Mädchen waren früher beste Freundinnen und verbrachten den Sommer 2016 in wechselnder Besetzung damit, in Geschäfte oder Häuser einzubrechen. Darunter in das Haus der Eltern von Leonie in Hadersdorf, NÖ, als diese gerade auf Urlaub waren. Patricia und ein weiteres Mädchen kochten für alle, Leonie verteilte die Smartphones, die X-Box und andere Gegenstände ihrer Eltern, das Haus wurde durchsucht und zum Teil verwüstet. Schließlich fuhr man mit dem Auto des Stiefvaters von Leonie davon.

Ob sie auch etwas gestohlen habe, fragt die Richterin. Leonie: "Bei mir wurde nix gefunden, also kann ich nix genommen haben." Richterin: "Das heißt es nicht." Leonie: "Das heißt es doch." Es habe jeder etwas eingepackt, sagt die Angeklagte. Richterin: "Nur Sie nicht?" Leonie: "Was soll das heißen?"

Dann will die Richterin noch wissen, ob der sichergestellte Schlagring ihr gehöre. "Indirekt", lautet die Antwort, ein Bursche aus der Runde habe ihn bei sich getragen. "Und wozu braucht man den?" Leonie: "Na hab ich ihn verwendet?"

Keine Zeit

Die Einvernahmen der anderen Burschen und Mädchen, alles Österreicher mit Ausnahme der gebürtigen Polin Patricia, ist auch nicht ergiebiger. Man habe mitgemacht, um dabei zu sein. Fast alle haben die Schule abgebrochen und sind arbeitslos. Ob sie sich schon beim AMS gemeldet habe, wird Patricia gefragt. "Ich hab’ noch keine Zeit gehabt", ist die breit grinsend vorgebrachte Antwort.

Leonie und Patricia bekommen je fünf Monate Haft bedingt, Leonie muss sich einer Psychotherapie unterziehen. Ihr Prozess wegen der Prügel für Patricia ist für Februar geplant.

Kommentare