Familie tyrannisiert: Chefinspektor verurteilt

Familie tyrannisiert: Chefinspektor verurteilt
Zehn Monate bedingt für den 64-jährigen Wiener. Urteil nicht rechtskräftig.

Der Prozess gegen einen pensionierten Chefinspektor der Wiener Polizei, der seiner Ehefrau und seinen drei Töchtern das Leben zur Hölle gemacht haben soll, ist am Montag mit einem bedingten Urteilsspruch zu Ende gegangen. Zehn Monate bekam er wegen Urkundenfälschung und illegalen Waffenbesitzes, von den anderen angeklagten Delikte wurde er freigesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Die Staatsanwältin legte Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde ein. Die Verteidigung erbat sich drei Tage Bedenkzeit.

"Ich liebe meine Familie", sagte der Mann unter Tränen in seinen Schlussworten. Die Anklage legte dem 64-jährigen Kriminalbeamten fortgesetzte Gewaltausübung, Freiheitsentziehung, schwere Nötigung und gefährliche Drohung zur Last. Psychoterror und Schläge - etwa mit einer Fliegenklappe und einem Hosenspanner - sollen für die drei Töchter im Alter von acht, elf und 14 Jahren sowie die 42-jährige Ehefrau beinahe auf der Tagesordnung gestanden sein.

Der Angeklagte soll auch gerne mit seinen insgesamt fünf Schusswaffen hantiert haben, wobei er zwei Pistolen und ein halb automatisches Gewehr illegal besaß, wie Staatsanwältin Ursula Kropiunig in ihrer Anklage ausführte. Durch demonstratives Drehen an der Trommel eines Revolvers soll er die Familie dazu gebracht haben, sich seinen Wünschen zu beugen.

Tochter rief Polizei

Im Herbst 2011 holte die älteste Tochter die Polizei zu Hilfe, weil es zu Hause zu einer äußerst bedrohlichen Eskalation kam. Eine Woche darauf kündigte der 64-Jährige laut Staatsanwaltschaft seiner Frau an, er werde sie in die Psychiatrie bringen, indem er die gemeinsamen Kinder vor ihren Augen töten werde. Am darauffolgenden Tag soll er seine Drohung präzisiert haben, indem er der Frau erklärte, er werde die Kinder betäuben, sie erschießen, ihnen dann den Bauch aufschlitzen und diese zum Zeichen seiner Liebe mit roten Rosen bedecken. Seine Worte untermauerte er der Anklage zufolge, indem er seinen Revolver auf einen Wäscheständer legte und neben dem Bild seiner verstorbenen Mutter eine Grabkerze anzündete.

Frau flüchtete ins Frauenhaus

Weil seine Frau befürchtete, der Polizist werde seine Pläne in die Tat umsetzen, flüchtete sie mit ihren Kindern ins Frauenhaus und erstattete Anzeige. Der Pensionist wurde am 7. Dezember 2011 wegen Tatbegehungsgefahr in U-Haft genommen, aus der er erst nach sieben Monaten entlassen wurde, obwohl ihn sogar das Wiener Oberlandesgericht (OLG) noch erkennbar für brandgefährlich hielt.

Der ehemalige Polizist im Ruhestand sei "ein ordentlicher, rechtschaffener Mensch, dem man etwas Falsches unterstellt, weil man massiven Druck auf die Kinder ausgeübt hat", sagte sein Rechtsbeistand Thomas Krankl. Die 42-Jährige, die er 1997 während eines Kuraufenthalts kennengelernt und nach längerer Lebensgemeinschaft geheiratet hatte, habe nach der Geburt eines Sohnes im Frühjahr 2011 psychische Probleme entwickelt. Sie sei auch auf ihn losgegangen, behauptete der pensionierte Polizist: "Zum Schluss war es ganz arg. Sie hat mich auch geohrfeigt und geschlagen." Der Anwalt: "Es ist bewiesen, dass er oft sehr laut wurde und geschrien hat, sonst ist nichts bewiesen."

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