Explosion in Hernals: Polizei vermutet Vorsatzdelikt

Löscharbeiten in Hernals
Der 55-jährige Wohnungsmieter machte bei der ersten Befragung widersprüchliche Angaben. Das Baby wurde aus dem Spital entlassen.

Nach der Gasexplosion in einem Wohnhaus in Wien-Hernals (der KURIER berichtete) geht die Polizei von einem Vorsatzdelikt eines 55-jährigen Wohnungsmieters aus, der delogiert hätte werden sollen. Laut Polizeisprecher Patrick Maierhofer verwickelte sich der Mann bei einer ersten Befragung in einem Krankenhaus in Widersprüche. Dazu kommt die Spurenlage, die auf eine Manipulation der Gasversorgung in der Wohnung hindeutet.

Zwei Wochen altes Mädchen ins Krankenhaus gebracht

Die Explosion ereignete sich am Donnerstag kurz vor 8.00 Uhr in der Hernalser Hauptstraße 210. Der 64-jährige Hausverwalter kam ums Leben, ein Gerichtsvollzieher und ein Schlosser wurden schwerst verletzt. Der 55-jährige Wohnungsmieter, der delogiert werden sollte, und die Frau des Hausverwalters kamen mit weniger schweren Blessuren davon. Ein erst zwei Wochen altes Mädchen in einer Nachbarwohnung wurde ebenfalls mit Verdacht auf schwere Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht.

Der Gerichtsvollzieher habe gegen 7.45 Uhr bei der Hinterhofwohnung angeläutet, sagte Eidenberger. Anschließend habe der Schlosser die gerichtlich angeordnete Wohnungsöffnung durchgeführt. Vor der Tür standen neben dem Gerichtsvollzieher der Hausverwalter und seine Frau.

Als die Tür aufging, kam es zur Explosion. Am Tag danach deutete immer mehr auf einen sogenannten erweiterten Selbstmordversuch hin, wonach der 55-Jährige möglicherweise einige der Personen mit in den Tod nehmen wollte, die ihn mit der Delogierung bedrohten. Das Baby wurde von Mauerteilen am Kopf getroffen. Nach der notfallmedizinischen Erstversorgung an Ort und Stelle kam das Kind in ein Krankenhaus.

Schlosser in stabilem Zustand

Von dort kam am Freitag eine gute Nachricht: Dem Mädchen ging es bereits so gut, dass es entlassen werden konnte. Der 48-jährige Schlosser war noch am Donnerstag operiert und in künstlichen Tiefschlaf versetzt worden. Er war am Freitag in stabilem Zustand.

Die Brandermittlergruppe des Wiener Landeskriminalamtes befand sich auch am Freitag weiter am Tatort. Unklar war zum Beispiel noch, wie es zur Zündung kam. Eine Variante könnte Funkenflug beim Aufbohren des Schlosses sein, eine andere das Aufdrehen des Lichts, eine weitere eine Zündung durch ein in Betrieb befindliches elektrisches Gerät in der Wohnung, zum Beispiel der Kühlschrank.

Die Bewohner des Hauses Hernalser Hauptstraße 210 und des benachbarten Gebäudes auf 208 konnten am Freitag nicht in ihre Wohnungen zurückkehren. Der Hauptgrund waren die geborstenen Fenster im Hinterhof. Laut Baupolizei wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis die Appartements wieder bewohnbar sind.

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