Eklat um türkischen Schüler

Eklat um türkischen Schüler
Ein Gymnasiast aus Favoriten erzählte dem türkischem Außenminister über angebliche Schläge durch seinen Lehrer.

So schnell kann eine unverfängliche Schulvisite von Politikern in einem Eklat enden: Im Rahmen seines Wien-Besuchs war der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu im Gymnasium Ettenreichgasse (Favoriten) zu Gast, um sich mit den dortigen türkischen Schülern zu unterhalten. Einer davon beschwerte sich beim Minister über die schlechte Behandlung der türkischen Kinder: "Einmal hat mich ein Lehrer sogar mit der Faust geschlagen." So wird der Elfjährige zumindest tags darauf in zahlreichen türkischen Medien von CNN-Türk abwärts zitiert.

Davutoglu habe demnach dem Buben versprochen, den Vorfall bei seinem Treffen mit Amtskollegen Michael Spindelegger zur Sprache zu bringen. Im Außenministerium verneint man freilich, dass es dazu gekommen ist.

 

Keine Schläge

Die als Musterbeispiel für gelebte Integration für den Besuch ausgewählte Schule hat nun Erklärungsbedarf: "Das Kind wurde nicht geschlagen", betont Direktorin Reingard Glatz. Der tatsächliche Vorfall vor einigen Wochen sei völlig harmlos gewesen: Ein Lehrer habe den Buben an der Schulter gepackt, da sich dieser in den falschen Umkleideraum verirrt habe. "Im Gespräch mit mir hat der Schüler beteuert, dass er zuletzt sehr wütend gewesen sei. Das hat wohl auch damit zu tun, dass er eine Klasse wiederholen musste", sagt die Direktorin.

Durch die Aufregung in den türkischen Medien sieht sie jetzt den guten Ruf der Schule gefährdet. "Die Lehrer lassen alle die Köpfe hängen. Dabei leisten sie tagtäglich Schwerarbeit. Schließlich haben wir viele Schüler, die nur minimal Deutsch können."

Glatz hat deshalb schon das Außenministerium kontaktiert, das bei den türkischen Medien eine Richtigstellung erwirken soll.

Seitens der türkischen Botschaft in Wien hieß es, man wolle den Fall nicht weiter kommentieren. "Die Vorwürfe werden untersucht, indem die entsprechenden Passagen von Fernsehmitschnitten ausgewertet werden", betont ein Sprecher auf Anfrage des KURIER.

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