Einsturz der Wiener Reichsbrücke jährt sich zum 40. Mal

Die Reichsbrücke wurde im November 1980 wiedereröffnet.
Am 1. August 1976 wurden bei dem Unglück ein Auto und einen Bus in die Tiefe gerissen. Der Autolenker verlor sein Leben.

Vor 40 Jahren hat ein Unglück für Schreckensmomente in der Bundeshauptstadt gesorgt: Am 1. August 1976 brach die Wiener Reichsbrücke ein. In den frühen Morgenstunden stürzte das Bauwerk in die Donau und riss einen Pkw und einen Bus mit sich in die Tiefe. Der junge Autofahrer starb, der Buslenker konnte indes unverletzt geborgen werden.

Der Busfahrer überstand den Vorfall unverletzt, weil sein Gelenkbus zwar wie der Pkw in die Donau stürzte, jedoch nicht versank, sondern auf der Brückenruine stehen blieb. Die Erschütterungen waren so stark, dass sie auf der Erdbebenstation der Hohen Warte registriert wurden. Lediglich dem Umstand, dass sich das Unglück zwischen 4.30 und 4.40 Uhr und noch dazu an einem Sonntag ereignet hat, ist es zu verdanken, dass beim Einsturz nicht mehr Verkehrsteilnehmer auf der Brücke und damit nicht mehr Tote zu beklagen waren.

Wiederaufbau und Ursache

Der damalige Bürgermeister Leopold Gratz (SPÖ) rief zwei Stunden nach dem Unglück einen Krisenstab ein, bei dem die Überprüfung der anderen Wiener Donaubrücken angeordnet wurde. Den Beschluss zum Neubau der Reichsbrücke fasste der Ministerrat bereits zwei Tage später, am 3. August. Im November 1980 wurde die neue Reichsbrücke wiedereröffnet.

Nachdem zunächst Gratz seinen Rücktritt angeboten hatte, übernahm der Wiener SP-Planungsstadtrat Fritz Hofmann die politische Verantwortung für den Einsturz und schied wenige Tage nach der Katastrophe aus dem Amt. Eine Expertenkommission gab kurz darauf bekannt, dass der linke Pfeiler der nach Ende des Zweiten Weltkriegs sanierten Brücke zum Teil mit Sand und „unverdichtetem Beton“ gefüllt gewesen war. Durch das schlechte Material sei Wasser eingedrungen, was schließlich zu dem Einsturz führte.

Brückenkontrollen verstärkt

Große Auswirkungen hatte der Zusammenbruch des Tragwerks für die Verkehrsentwicklung der Stadt. So wurde ein Gemeinderatsbeschluss vorgezogen, der die Verlängerung der U-Bahn-Linie U1 vom Praterstern über die neue Brücke bis nach Kagran sowie den Neubau der altersschwachen Floridsdorfer Brücke vorsah. Auch die Brückenkontrollen wurden intensiviert.

Apropos Kontrollen: Diese sorgten im Zusammenhang mit der Reichsbrücke erst im heurigen Frühjahr für Schlagzeilen. Denn der Stadtrechnungshof hatte in einem Bericht kritisiert, dass Tragpfeiler, Brückenlager und Brandschutz seit Jahrzehnten nur schleißig überprüft worden seien. Die zuständige MA 29 beruhigte umgehend und versicherte, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr hinsichtlich der Standfestigkeit des Bauwerks bestanden habe.

Gelenkbus im Öffi-Museum

Den städtischen Gelenkbus, der mit der Brücke vor 40 Jahren in die Tiefe krachte, gibt es übrigens noch immer. Er wurde repariert, war bis 1989 regulär unterwegs und kann jetzt im Wiener Öffi-Museum, der „Remise“, besichtigt werden. Die Katastrophe überstand er fast unbeschadet, lediglich die Front war eingedrückt. Er stand einige Tage im Wasser und wurde dann per Schwimmkran geborgen.

Dass der Bus damals gerade die Reichsbrücke querte, war reiner Zufall. Der Fahrer - er war noch lange als Buschauffeur im Einsatz - kam zu spät zum Dienst und nahm von der Betriebsgarage kommend eine Abkürzung.

Der 1. August 1976 ging überhaupt als Unglückstag in die österreichische Geschichte ein: Wenige Stunden nach dem Einsturz der Reichsbrücke verunglückte der regierende Formel 1-Weltmeister Niki Lauda am Nürburgring. Er überlebte, trug aber schwere Verbrennungen davon.

Kronprinz Rudolf Brücke

Bereits 100 Jahre vor dem Einsturz der Wiener Reichsbrücke hat es an dieser Stelle ein Bauwerk zur Querung der Donau gegeben. Die „Kronprinz Rudolf Brücke“ wurde am 21. August 1876 eröffnet. Sie wurde ab 1872 im Zuge der Donauregulierung über das damals noch trockene Flussbett errichtet. Ihre Nachfolgerin versank ziemlich genau ein Jahrhundert später in den Fluten.

Die „Kronprinz Rudolf Brücke“ wurde 1919 - nach dem Ende der Monarchie - in „Reichsbrücke“ umbenannt. Da ihre Fahrbahnbreite nur rund siebeneinhalb Meter betrug und zudem bald erste Schäden am Bauwerk auftraten, entschied man sich nicht zuletzt aufgrund des gestiegenen Verkehrsaufkommens für einen Neubau als Kettenbrücke. Nach einigen Schwierigkeiten und Verzögerungen war das Projekt 1937 abgeschlossen.

Brücke der Roten Armee

Die Brücke samt zwei Fahrspuren für Autos, zwei Richtungsgleise für die Straßenbahn und Gehwege an beiden Seiten zählte damals zu den größten Kettenbrücken Europas. Sie überstand den Zweiten Weltkrieg trotz einiger Treffer halbwegs unbeschadet. Ab 1946 firmierte sie zehn Jahre lang als „Brücke der Roten Armee“.

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