Ein Quell der Erfrischung

„Ich finde es beruhigend, wenn der Raum, in dem ich sitz’, älter ist als ich“, sagt Mike Supancic.
Kulinarische und geistige Stärkung holt sich Kabarettist Mike Supancic im Gasthaus Quell. Wie früher auch schon der Ostbahn-Kurti.

Im Jenseits ist die Hölle los. Dieser Titel ist in Mike Supancics neuestem Stück Programm. Dabei verschlägt es ihn also zunächst in die Unterwelt. Doch weil er nur verwechselt wurde und eigentlich gar nicht tot sein sollte, darf er den Weg zurück antreten – und dieser führt über den Budapester Flughafen.

Diese Rahmengeschichte, muss der Künstler einräumen, dient aber nur als dünner roter Faden, um ein Potpourri an Sketchen und Liedkompositionen, wie die „Wutbürgerparade“ oder die Suche nach „Zahnarzt Doktor Jusits“ (frei nach dem BeeGees Klassiker „Massachusetts“) zu verbinden. „Ich habe immer viel zu viele verschiedene Ideen, um mich zwei Stunden lang nur einem Thema zu widmen“, sagt Supancic, als er an diesem Tag im schattigen Gastgarten des Gasthauses Quell Platz nimmt.

Erkundungstour

Als der gebürtige Steirer und langjährige Wahlwiener Supancic vor sieben Jahren in den 15. Bezirk zog, galt es, zunächst das Grätzel „auszuspionieren“. Denn anfangs stand er der Umgebung ein wenig skeptisch gegenüber. Das änderte sich als er der Empfehlung von Freunden folgte und besagtes Gasthaus Quell neben der Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit besuchte (deren Glocken das Gespräch zuweilen übertönen). Es ist ein gemütliches Wirtshaus mit viel dunklem Holz, unaufgeregter Wiener Küche und einer alten Telefonhütte im Lokal. „Ich finde es beruhigend, wenn der Raum, in dem ich sitz’, älter ist als ich“, sagt Supancic und lacht.
Mittlerweile hat er hier auch mit seinem Ko-Autor Hannes Vogler bei ein, zwei Hirter Mischbier die eine oder andere kabarettistische Idee aus der Taufe gehoben.

Ein Quell der Erfrischung
Gut möglich, dass es hier nämlich eine besonders kreative Luft gibt. Denn das Wirtshaus, das in den 1930ern von Leopold Quell eingerichtet und heute von Eduard Peregi geführt wird, war im Laufe der Jahre Stammlokal verschiedener Künstler.
Von einem ganz besonderen – dem Ostbahn-Kurti alias Willi Resetarits – wurde es sogar als Bühne für die Live-CD „Ein Abend im Gasthaus Quell“ sowie als Schauplatz für den Krimifilm „Blutrausch“ gewählt, in dem Resetarits die Hauptrolle spielte. Und Ewald Plachuttas Projekt und Bestseller „Die gute Küche“ wurde in zahllosen Besprechungen in diesem Wirtshaus auf die Beine gestellt.

Lagerhaus Reggae

Apropos selbst auf die Beine stellen. Mike Supancics Lied „Lagerhaus Reggae“ (Mir fohrn ins Logahaus, aundaswo san nur Vasoga zhaus) knackte auf YouTube dieses Jahr die Zwei-Millionen-Klicks-Grenze und zählt damit zu den besten YouTube-Videos österreichischer Kabarettisten. „Ich hätte mir nie gedacht, dass das Lied so abgeht. Aber es wurde von jungen Leuten sogar als Klingelton durch die Gegend geschickt.“

Sein Talent, Leute auf musikalisch-kabarettistische Art zu unterhalten, entdeckte Supancic als Schüler der Brucker Handelsakademie. Die Projektgruppe „Knüppel im Sack“ kam in der Schule so gut an, dass die Schüler beschlossen, ihr Glück auf anderen Bühnen in der Steiermark zu suchen. Das funktionierte auch, nur stiegen die anderen Mitspieler nach und nach aus. Am Ende blieb nur Supancic über – und der wollte aus diesem Bereich nicht mehr weg.

Seitdem hat der heute 48-Jährige mehr als ein Dutzend Kabarettprogramme gespielt und unzählige Lieder komponiert. Etwa „Riding on an ÖBB Train“ (wo man um an Sitzplatz rafn und des Wosser teier kaffn muss) oder den ironisch gemeinten, von Waffenfans oft falsch verstandenen „Waffennarr“ (Der Schwarze kauft a Weißwurscht, heast der wü mich provozieren ...).

Neue Ideen hält er in einem Notizbuch fest. Manchmal ist es ein ganzer Refrain, manchmal nur ein Stichwort. So wie jetzt Itsy Bitsy Burkinimini (angelehnt an Itsy Bitsy Teenie Weenie). „Damit müsste man was machen ...“, überlegt Supancic. Vielleicht kommt der Geistesblitz bei einem seiner Quell’schen Leibgerichte: Rösti mit Spinat und Spiegelei. – „Kommt sofort!“

In seinem neuesten Programm „Im Jenseits ist die Hölle los“ begibt sich Mike Supancic auf eine Reise ins Jenseits und retour.

Termine (Auswahl)4. und 5. 10., „Hin und Wider“
im Theatercafé, Graz
12. 10., Kulisse Wien
13. 10., Stadtsaal Berndorf
19. 10., Kolpinghaus, Linz
25. 10., Kulisse Wien

Infos gibt es unter supancic.at

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