Ein Ort für die Fragen weiblicher Flüchtlinge

Acht Beraterinnen stehen den Asylwerberinnen zur Verfügung.
Im September eröffnete die Diakonie die erste Stelle, die sich den Sorgen von Flüchtlingsfrauen annimmt.

Nicht wissen, wo man hin muss, was man tun darf, wo sich der nächste Arzt befindet, wo das Amt ist. Und dabei die Sprache der Einheimischen nicht verstehen, ihre Kultur noch nicht kennen. Als die Somalierin Suad M. vor eineinhalb Jahren allein als Flüchtling nach Österreich kam, war sie oft verunsichert, ratlos, fühlte sich alleine.

So wie Suad M. geht es vielen Frauen, die als Vertriebene ins Land kommen. Dennoch beobachten Mitarbeiter der Diakonie seit vielen Jahren, dass die bestehenden Beratungsstellen für Flüchtlinge großteils von Männern aufgesucht werden. Frauen erscheinen, wenn sie kommen, hauptsächlich im Familienverband. Ihre eigenen Fragen und Probleme kommen dabei oft zu kurz.

Deshalb hat die Diakonie in der Halbgasse 2 (Wien-Neubau) nun erstmals eine Anlaufstelle eingerichtet, die sich speziell an Frauen mit Fluchterfahrung richtet. Die seit September geöffnete und vom Fonds Soziales Wien finanzierte Beratungsstelle gibt Frauen bewusst einen geschützten Raum , begleitet sie bei Behördengängen, hilft ihnen beim Vernetzen.

Ein Ort für die Fragen weiblicher Flüchtlinge
Pressekonferenz Diakonie Flüchtlingsdienst, Eröffnung Frauenbreratung, Oktober 2017 Personen v.l.n.r.: Alexandra Gröller, Geschäftsführerin Diakonie Flüchtlingsdienst; Birgit Koller, Leiterin Diakonie Frauenberatung; Suad M., Dolmetscherin
An vier Tagen die Woche stehen insgesamt acht Beraterinnen der Diakonie zur Verfügung. Dazu kommen Dolmetscherinnen für Dari, Farsi, Arabisch oder Russisch. Eine von ihnen ist Suad M. Sie hat sich mittlerweile in Wien eingelebt und freut sich, nun anderen Frauen helfen zu können.

Alltagsthemen

In erster Linie sind es gar nicht so "schwere" Themen wie Gewalt oder Scheidung, mit denen die Frauen zur Beratung kämen, meint Birgit Koller, die Leiterin der Beratungsstelle. Natürlich kommen Fragen wie: "Hat eine Scheidung Auswirkungen auf meinen Asylstatus?" Aber oft gehe es um Alltagsangelegenheiten. So wollen die Frauen etwa wissen, in welche Schule sie ihre Kinder schicken sollen, welche Verhütungsmittel es gibt oder ob es hier auch Frauenschwimmkurse gibt. Donnerstagnachmittag findet zudem ein Frauencafé statt, in dem sie einfach tratschen, ihr Deutsch üben, andere Asylwerberinnen und bald vielleicht auch Wienerinnen kennenlernen können.

Rund 100 Klientinnen sind in den ersten sechs Wochen bereits betreut worden, sagt Koller. Und je mehr es sich herumspreche, desto größer werde die Nachfrage.

Frauenberatung Diakonie FlüchtlingsdienstHalbgasse 2/7, 1070 Wien, Mo 14-18h, Di + Do 10-15h, Mi 10-16h.

Kommentare