Edel-Bordell empört Anrainer und Weihbischof

Edelbordell, Rathaus
Obwohl es nach außen nicht erkennbar ist, erregt ein Luxus-Puff in der Wiener City die Gemüter.

Die Wegbeschreibung zum geplanten Edel-Bordell könnte so lauten: Neben dem Wiener Rathaus; oder: vorbei am Sitz der katholischen Hochschulgemeinde. Im Grätzel zwischen dem Wiener Rathaus und der Universität, in der Grillparzerstraße, sperrt im September ein „high class“-Etablissement auf. Ein Puff für die besonders dicke Brieftasche. Doch dagegen regt sich Widerstand.

Anrainer schreiben offene Briefe an Behördenvertreter, engagieren Anwälte, Weihbischof Franz Scharl appelliert schriftlich an Bürgermeister Michael Häupl. „Ich protestiere scharf ...“ Mit dem Bordell assoziieren sie „Lärm“, „Belästigungen“ und „Grundstücks­entwertungen“.

Das ist die eine Seite. Auf der anderen steht Attila T., 40, ein Bordell-Chef abseits aller Klischees, der vor allem eines im Sinn hat: „Ein erfolgreiches Geschäft.“ Über zwei Etagen erstreckt sich sein Lusthaus. Eineinhalb Jahre hat er nach einer passenden Location gesucht, um mit seinem Lokal von Brunn am Gebirge nach Wien umzusiedeln. Eine Rotlicht-Laterne sucht man in der Grillparzerstraße vergebens. Diskret nach außen, edel ausgestattet innen, lautet sein Credo. „Ich bin ein Bürger wie jeder andere auch. Das Gesetz gibt uns einen Rahmen vor, und daran halten wir uns zu hundert Prozent.“

Dieser Rahmen wurde mit der Novelle zum Wiener Prostitutionsgesetz eng gezogen. Bordelle sind seitdem genehmigungspflichtig. Für das Rotlicht brachten die strengen (Bau-)Bestimmungen einen Kahlschlag mit sich: Von geschätzten 450 Lokalen sind derzeit 207 genehmigt, 72 Verfahren laufen noch. Die restlichen haben, etwa wegen baulicher Mängel oder weil die Besitzer als „unzuverlässig“ einzustufen sind, die Rollbalken heruntergelassen.

Keine Schutzzonen

Nicht allen brachte das neue Gesetz Vorteile. Im Rathaus-Grätzel wäre vor der Novelle ein Bordell nicht möglich gewesen. Ringsum befinden sich Einrichtungen wie ein Kindergarten, um die eine Schutzzone (mit einem 150-Meter-Radius) gezogen worden wäre. Doch dieser Passus wurde ersatzlos gestrichen. Auch Anrainer Hans Kourimsky schickte seinem Nachbarn, Michael Häupl, einen Brief. Mit der Bitte, „die Errichtung des Bordells zu verhindern“.

Noch ist das Edel-Puff nicht genehmigt. Doch Willkür lässt das Gesetz nicht zu. Auf Anfrage erklärt Wolfgang Langer, Leiter des Prostitutionsreferats der Wiener Exekutive: „Es wurde noch nichts eingereicht. Wir werden das Projekt wie jedes andere auch auf Herz und Nieren prüfen.“ Nachsatz: Sollte es dies bestehen, folge natürlich eine Genehmigung. „Alles andere wäre Amtsmissbrauch.“ Attila T. versteht die Aufregung nicht. Zuvor residierte eine Kanzlei mit 150 Mitarbeitern im Haus. „Mein Betrieb ist klein. Es wird ruhig, dezent und keine Außenreklame geben.“ Das würden nicht nur Anrainer, sondern auch seine betuchten Kunden goutieren.

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