"Dr. Falafel" darf vielleicht bald keine Falafel mehr herstellen

2000 bis 3000 Falafel werden in der Küche von Emanuel Yagudayev täglich produziert. Damit beliefert er auch Restaurants in ganz Wien.
Emanuel Yagudayev ist seit vielen Jahren Marktstandler. Eine Regel für Neuzugänge könnte auch ihn treffen.

Kaum einem Naschmarkt-Besucher springen sie nicht ins Auge, die orangefarbenen Banner ziemlich in der Mitte des Markts, auf denen in großen Lettern "Dr. Falafel" steht. Seit 16 Jahren produziert Emanuel Yagudayev hier frittierte Kichererbsen-Bällchen. Sie werden in Sandwiches vor Ort verspeist, an Passanten verkauft oder in großen Mengen an Szene-Restaurants geliefert. Doch: Diese Falafel-Produktion könnte bald illegal sein.

Der Grund ist ein bürokratischer. Die Küche, in der täglich zwischen 2000 bis 3000 Bällchen produziert werden, befindet sich nicht in einem Gastro-, sondern in einem Handelsstand. Möglich macht das ein Gastro-Nebenrecht, das es Unternehmern jahrelang gestattete, auch in ihrem Lebensmittel- oder Gemüsestand Gäste zu bewirten. Bis zu acht Sitzplätze waren erlaubt. Und sehr viele haben das genutzt.

Kein Nebenrecht mehr

Doch die für Märkte zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) wollte verhindern, das Märkte gänzlich zu "Fressmeilen" werden. Eine Kritik, die in den vergangenen Jahren vor allem in Bezug auf den Naschmarkt öfter gefallen ist. Sie zog, wie sie selbst sagt, die Notbremse und erließ eine Verordnung: Seit 1. Juli wird bei Neuanmeldungen kein Gastro-Nebenrecht mehr vergeben.

Nun ist Emanuel Yagudayev weit davon entfernt, ein Neuzugang zu sein. Aber er möchte die Rechtsform seines Unternehmens ändern. Aus seiner KG (Kommanditgesellschaft ) soll eine GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) werden. Das hat private und gesundheitliche Gründe, ändert aber weder an den tätigen Personen noch an den Produkten oder den Maschinen etwas. Aber weil es dadurch eine neue Firma gibt, wird auch bei ihm schlagend, was für alle Neuen gilt: kein Gastro-Nebenrecht mehr.

Als Yagudayev das mitgeteilt wurde, konnte er es nicht fassen: "Ich bin seit 20 Jahren am Naschmarkt, habe immer korrekt gearbeitet – und jetzt werde ich durch so eine Neuregelung zu einem Kriminellen gemacht?" Er verfügt zwar auch über einen Gastrostand. Doch dieser ist so klein, dass nur Platz für eine kleine Ausschank sei. "Wie sieht das denn aus, wenn Dr. Falafel keine Falafel mehr herstellen darf? Diese Stände sind mein Leben."

Doris Knor, Wirtschaftsbund-Obfrau im Wiener Markthandel, ergänzt: "Es kann nicht sein, dass man Marktrechte verliert, nur weil man eine einfache Änderung an der Rechtsform durchführt."

Vom Marktamt heißt es, dass sich jeder an die gesetzlichen Regelungen zu halten habe. Es wird aber darauf verwiesen, dass die Regelung nur temporär ist. Noch bis Jahresende soll die neue Marktordnung präsentiert werden.

Es bleibt abzuwarten, ob sich für Yagudayev dadurch etwas zum Positiven ändert. Denn das Einschränken des Gastro-Angebots auf Märkten ist der Stadt ein zentrales Anliegen.

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