Die "Park-Sheriffs" der Wiener Polizei

Die "Park-Sheriffs" der Wiener Polizei
Bis zu 1000 Anzeigen und Organmandate teilen sie täglich aus. Manchmal müssen sie auch Watschen einstecken.

Zwei Wörter hört man bei der Parkraumüberwachungsgruppe (PÜG) der Polizei nicht gerne. Das erste lautet "Park-Sheriff". "Ein Sheriff schießt aus der Hüfte, das machen wir aber nicht", erklärt Bezirksinspektor Johann Briegl, der die Truppe leitet. Bei dieser stehen Halteverbote im Vordergrund, nicht Kurzparkzonen, wie bei den Kontrolloren des Rathauses.
"Dennoch gibt es sogar Leute, die sich bei uns ausdrücklich als Park-Sheriff bewerben", sagt Briegl und schmunzelt. "Zahnärzte, Psychologen, Lehrer oder ein Filialleiter, dessen Firma schließen musste, waren schon dabei."

Immerhin 1350 Euro netto beträgt das Einstiegsgehalt und viele würden eben gerne an der frischen Luft sein. Die Ausbildung dauert drei Monate, vor allem Konfliktschulung ist ein wichtiges Thema. Denn wenige Autofahrer haben Verständnis für die PÜG. Auch wüste Beschimpfungen kommen vor: Briegl: "Erst vor wenigen Tagen hat ein Autofahrer zu einem Kollegen gesagt: ,Vor Ihnen habe ich weniger Respekt als vor einer Hure.'"

Watschen

Dazu komme, dass jeder Lenker meint, man müsse gerade ihm gegenüber tolerant sein: "Absolut jeder, den wir treffen, steht immer nur eine Minute falsch", erzählt der Chef.
Eher selten werden Autofahrer handgreiflich, rund zwei Mal pro Jahr wird einer der Kontrollore verletzt. Kürzlich etwa donnerte ein Lenker einer Überwacherin die Autotür gegen die Schulter. Ein anderer Kollege hatte vor nicht all zu langer Zeit sogar einige Watschen kassiert. Die rechtlichen Konsequenzen sind allerdings erheblich, wird betont.

Das zweite Tabu bei den Parkraumüberwachern ist offenbar das Wort "Strafe". Anzeigen oder Organmandate werden schlicht als "Zettel" bezeichnet. Rund 800 bis 1000 dieser Zettel verteilen die Beamten jeden Tag, bei etwa zwei davon gibt es Beschwerden, meist per Mail. "Manche schreiben mit ihren Smartphones schon zehn Minuten später", sagt Briegl.

Keine Provision

Entgegen immer wieder aufkommender Gerüchte sind die Kontrollore nicht an den Einnahmen beteiligt. Briegl: "Es gibt keine Provisionen und auch keinen Druck von oben. Bei besonders geringfügigen Übertretungen strafen wir deshalb auch nicht, sondern mahnen die Lenker nur ab."

Das sehen manche Wiener hingegen nicht so gerne, sie machen sogar privat Jagd auf andere Lenker. Mit Fotos und Videos werden die Parkvergehen der anderen Lenker dokumentiert und angezeigt, mitunter hoch professionell. "Wir sind verpflichtet, dem immer nachzugehen", sagt Briegl. Manchmal enden solche Auseinandersetzung sogar in Privatfehden, die Gerichte und Polizei dann weiter beschäftigen.

Beim Streit um den Parkplatz gehen manche offenbar bis zum Äußersten.

Einnahmen: Acht Millionen Euro

Strafen Im Jahr 2010 wurden von der Parkraumüberwachungsgruppe 121.000 Anzeigen erstattet (2009: 113.000) und 85.000 Organmandate (2009: 70.000) ausgestellt. Daneben gab es 32.000 Abschleppungen (2009: 26.000). Die Strafeinnahmen betrugen etwa acht Millionen Euro. Weiters wurden im Vorjahr 265 Fahrzeuge gefunden, die zur Fahndung ausgeschrieben waren. 5445 Arbeitsstunden wurden aufgewendet, um Veranstaltungen wie die Love Parade oder den City-Marathon zu ermöglichen, indem beispielsweise Autos abgeschleppt werden.

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