Deserteursdenkmal: Misstöne auch noch nach Baubeginn

So wird das Denkmal am Ballhausplatz aussehen.
Aktivisten vermissen seitens der Stadt Konzepte für die Zeit nach der Enthüllung.

Immerhin: Die Bagger sind schon aufgefahren. Nach jahrelangem Gezerre um Standort und Finanzierung begann vor kurzem der Bau des Denkmals für Wehrmachtsdeserteure am Ballhausplatz. Es ist das erste dieser Art in Österreich. Ende Oktober soll das x-förmige Monument des deutschen Künstlers Olaf Nicolai enthüllt werden.

Doch danach könnte das Denkmal sehr schnell wieder aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwinden und bloß eine weitere "Kranzabwurfstelle" werden. Denn immer noch gebe es kein Nachnutzungskonzept, kritisiert das Personenkomitee "Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz", das sich jahrelang für die Errichtung des Monuments stark gemacht hatte. Am Donnerstag, am Gedenktag zum Ende des Zweiten Weltkrieges, hält es gemeinsam mit den Grünen eine Kundgebung an der Baustelle ab.

Geduldspiel

Deserteursdenkmal: Misstöne auch noch nach Baubeginn
"Die Stadt Wien hatte angekündigt, dass es mit Baubeginn auch ein Nachnutzungskonzept geben wird", sagt der Vorsitzende Thomas Geldmacher. "Noch ist aber nichts passiert." Um die Erinnerung an die rund 2000 heimischen Opfer der NS-Militärjustiz am Leben zu erhalten, brauche es aber unbedingt begleitende Maßnahmen. Etwa eine Homepage mit umfassenden Informationen zum Thema Wehrmachtsdesertion, Unterrichtsmaterialien für Schüler bis hin zu Kooperationen mit dem Tourismus.

Schon vor Monaten hat das Komitee ein Konzept der Stadt übergeben. "Aber man hat das Gefühl, die Nachnutzung ist ein ungeliebtes Kind, mit dem sich keiner beschäftigen will."

Dem widerspricht man im Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ): "Zeitnah zur Eröffnung wird auch die Nachnutzung feststehen", betont ein Sprecher. Sie soll aber nicht das Denkmal allein, sondern auch die verschiedenen anderen Gedenkorte in der Umgebung mit einschließen. "Wir sind mit den Akteuren im Gespräch – auch mit dem Bund hinsichtlich einer Mitbeteiligung an den Kosten."

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