"Wir sind Manager der Trauerkultur"

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Um den wandelnden Umgang der Gesellschaft mit der Todeskultur einzufangen, hat die Wirtschaftskammer beim Zukunftsinstitut eine Trendstudie in Auftrag gegeben.

Auch der Tod geht mit der Zeit: Dominierten in Österreich bis Ende des 20 Jahrhunderts noch katholische Bestattungen, so hat sich in den vergangenen Jahren ein Trend hin zu mehr Individualität entwickelt. "Ein Begräbnis sieht heute ganz anders aus als noch vor 20 Jahren", sagte Franz Nechansky, Bundesinnungsmeister der Bestatter, am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien.

Um den wandelnden Umgang der Gesellschaft mit der Todeskultur einzufangen, hat die Wirtschaftskammer beim Zukunftsinstitut eine Trendstudie in Auftrag gegeben. Das Ergebnis zeigt laut Studienleiter Christian Rauch, dass sich die großen Megatrends auch bei den Bestattungen niederschlagen. Die Schlagwörter heißen Individualisierung, Wertewandel und Digitalisierung. Für den Bestatter bedeutet das, dass sein Anforderungsprofil weit mehr umfasst, als "einfach nur Särge zu verkaufen". "Wir sind Manager der Trauerkultur", unterstrich Nechansky.

Ablauf der Beerdigung hat sich geändert

Prinzipiell hat sich an der Bedeutung von Beerdigungen nichts geändert. "Solche Rituale geben den Trauernden in einer schwierigen Situation großen Halt", sagte die Psychologin Elisabeth Schneider. Geändert hat sich allerdings der Ablauf. Heute würden persönliche Wünsche - entweder noch vom Verstorbenen selbst oder von Angehörigen - in den letzten Weg einfließen. Beispiele dafür sind die Auswahl von besonderen Liedern oder das Engagement eines eigenen Trauerredners. "Es muss sich stimmig anfühlen", sagte Schneider. Bei der Art der Bestattung selbst sind die Grenzen allerdings eng: In Österreich sind nur Feuer- oder Erdbestattungen erlaubt.

"Den persönlichen Kontakt kann das nicht ersetzen, wir sind soziale Wesen."

Ein weiterer Trend ist auch beim Sterben die Digitalisierung. Im Internet finden sich nicht nur Trauerforen, in denen sich Betroffene austauschen können, es werden auch virtuelle Kondolenzbücher oder Gedenkseiten für Verstorbene eingerichtet. "Den persönlichen Kontakt kann das nicht ersetzen, wir sind soziale Wesen", unterstrich Schneider. Es gibt auch eine gegenläufige Tendenz zu den künstlichen Welten: Die Bestatter verzeichnen zunehmend den Wunsch von Kunden, sich vom Verstorbenen auch physisch mittels Aufbahrung verabschieden zu können.

Heute stirbt man zuhause

Auch das Sterben hat sich geändert: "In den 1970er- und 1980-Jahren wurden die Menschen ins Spital zum Sterben gebracht. Heute sterben sie zunehmend zuhause in ihrer gewohnten Umgebung", sagte Nechansky. Für den Bestatter heißt dies, dass er rund um die Uhr erreichbar sein muss, um den Toten abzuholen.

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