Den Männern eines Gewichtheber-Vereins geht Luft aus

Den Männern eines Gewichtheber-Vereins geht Luft aus
Der Fall eines Gewichthebervereins wirft die Frage auf: Vergibt die Stadt an Wiens Vereine nur noch teure Pachtverträge anstatt billiger Mieten?

Walter Fuchs geht die Luft aus. „Vor einem Jahr hatten wir ein blühendes Vereinsleben. Damit ist es jetzt vorbei“, sagt der Gewichtheber im roten Strampler. Er steht in einem desolat wirkendem Trainingslokal in den Katakomben unterhalb des Ernst-Happel-Stadions. „Diese Halle lässt sich nicht abschließen. Uns werden Gewichte gestohlen und wenn im Stadion ein Konzert stattfindet, ist die Halle drei Tage zu.“

Was ist passiert? Noch vor einem Jahr trainierte der Traditionsverein Argos/Hermann in einer städtischen Anlage in Ottakring. Wie viele andere Vereine kamen auch die Stemmer in den Genuss billiger Mieten. „Wir zahlten nur 600 Euro im Jahr.“ Im Jahr 2007 kam die Wende. „Die Anlage wurde nicht mehr vermietet, sondern einem Fußballverein in Pacht vergeben“, sagt Fuchs. „Plötzlich mussten wir 2400 Euro jährlich zahlen. Als dann die nächste Erhöhung drohte, stand der Klub vor dem Aus.“

Den Männern eines Gewichtheber-Vereins geht Luft aus

Doch wieso steigen Mieten in so kurzer Zeit so stark an? Reinhard Krumpholz, Obmann jenes Fußballklubs, der seit 2007 als Hauptpächter auftritt, sagt: „Wir mussten die Anlage als Pächter übernehmen. Ansonsten hätte das Sportamt (MA 51) einem anderen Verein den Zuschlag erteilt.“ Bis 2007 zahlte der Klub 5000 Euro Miete, mit der Pacht kamen Energie- und Platzwartkosten hinzu. „Im Jahr fallen jetzt 45.000 Euro an.“ Kosten, die auch an Untermieter wie die Gewichtheber weitergegeben werden mussten. „Das Sportamt stößt sich an den Vereinen gesund“, klagt Krumpholz. „Anlagen werden fast nur noch verpachtet.“

„Um Lösung bemüht“

Der KURIER fragte Wolfgang Prochaska von der MA 51, ob er es zurückweisen würde, dass die Stadt Kosten auf Vereine abwälzt indem Miet- in Pachtverträge umgewandelt werden? „Zurückweisen ist zu hart“, sagt Prochaska. „Klar ist, dass sich viele Vereine Pachtverträge wünschen. Sie können damit alles frei einteilen.“ Was Prochaska nicht sagt, ist, dass Kosten für schlecht ausgelastete Anlagen nicht mehr vom Sportamt, sondern von den Vereinen selbst getragen werden müssen – mit dem Ergebnis, dass auch die Untermieten für Klubs wie jenen der Stemmer steigen können. „Das ist grundsätzlich möglich.“ Ob dies im konkreten Fall für die höhere Miete ausschlaggebend war, könne er aber nicht sagen. „Wir sind aber bemüht, alternative Trainingsmöglichkeiten zu finden.“ Darüber hinaus kämen Vereine in Wien aber billig davon, weil Sportstätten klar unterhalb des Marktpreises vergeben würden.

Für Stemmer Fuchs ein schwacher Trost: „In Wien irgendwann Olympische Spiele auszurichten ist eine gute Idee. Aber wenn es so weitergeht, wird es aus dieser Stadt keine Teilnehmer geben, weil die Trainingsmöglichkeiten fehlen.“

Frisch saniert, trotzdem gesperrt

Sporthalle um 340.000 Euro renoviert, dennoch kaputt


Im Zuge der Recherche stieß der KURIER auch auf den Fall einer missratenen Sporthallensanierung, die Parallelen zur Stadthallenbad-Causa aufweist. Die Sporthalle Pastorstraße in Floridsdorf wurde vor zwei Jahren um 340.000 Euro saniert. 40 Jahre nach Errichtung der Anlage mussten Dach und Wärmedämmung erneuert werden. Die Arbeiten wurden Ende 2011 abgeschlossen. Doch die Freude von Volleyballern, Gewichthebern und Bodenturnern währte nicht lange.

Ähnlich Stadthallenbad

Im Juni 2012 wurde eine Senkung der Hallendecke festgestellt. „Die Halle wurde aus Sicherheitsgründen und um weitere Schäden zu vermeiden geschlossen“, sagt Wolfgang Prochaska vom Sportamt. Ähnlich wie beim Stadthallenbad wurde eine gerichtliche Beweissicherung in die Wege geleitet, die mittlerweile abgeschlossen ist. Über Details schweigt man sich noch aus. Noch ist unklar, ob Stadt oder Baufirmen für die zusätzlichen Kosten aufkommen müssen. „Nach derzeitigem Stand kann die Sanierung aber im Laufe des ersten Halbjahres beginnen“, sagt Prochaska. „Wir streben eine Wiedereröffnung im Herbst 2013 an.“

Den Männern eines Gewichtheber-Vereins geht Luft aus
Sporthalle gesperrt , Pastorstraße,

Die Stadt muss sich aber die Frage gefallen lassen, ob sie das Sanierungsmanagement der Sportstätten im Griff hat? Stadtrat Christian Oxonitsch (S) kontert: „Die Turnhalle Pastorstraße und das Stadthallenbad sind zwei grundverschiedene Baustellen.“ Das Einzige, was beiden gemein sei, „ist, dass der Verdacht auf Baupfusch seitens der ausführenden Firmen besteht und die Stadt sich das nicht gefallen lässt“. Davor sei die öffentliche Hand aber nicht mehr geschützt als jeder andere private Bauherr.

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