Das Rittern um Wiens Straßen

Manch "Kampfradler" soll sich über Verkehrsregeln hinwegsetzen. Ob das "Sinn hat"? Warum letzteres ein Un-Wort sein soll, ist schwer einzusehen. "Sinn machen" ist eher als fragwürdige Formulierung zu bezeichnen.
Rot-Grün möchte den Radverkehrsanteil in Wien verdoppeln – das wird vor allem zulasten der Autofahrer geschehen.

Das Parkpickerl ist eingeführt, doch die Stimmung auf Wiens Straßen bleibt angespannt. Zwar hat die Parkplatzproblematik in den fünf Wiener Westbezirken (12 und 14 bis 17) bereits spürbar nachgelassen, doch "die Aggressivität im Wiener Straßenverkehr ist deutlich höher als in anderen Städten", sagt Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ).

Immerhin schätzen Experten, dass es in Österreich schon sieben Millionen Räder gibt. Allein in Wien nutzen 260.000 Menschen ihr Rad täglich oder öfter die Woche. Dementsprechend sind auch die Unfallzahlen gestiegen. 2011 sind in Österreich 42 Radler im Straßenverkehr gestorben, 2010 waren es nur zehn. Es geht um die Frage: Wem gehört an­gesichts zunehmender Konflikte die Straße und wie kann die Sicherheit erhöht werden? Eine Debatte, die auch in Deutsc hland intensiv geführt wird. Bundesminister Peter Ramsauer rief in Berlin den Kampf gegen "Kampfradler" aus, in Wien reagierte Verkehrsministerin Doris Bures auf die besorgnis­erregende Unfallstatistik: Sie plant eine Gesetzesnovelle mitsamt Fahrradstraßen und Handyverbot am Rad.

Antworten schuldig

Ein Plan, der Rot-Grün in Wien ent­gegenkommt. Die Stadt­regierung will den Radverkehrsanteil bis 2015 auf zehn Prozent verdoppeln. "Der ARBÖ ist zwar für die Förderung des Radverkehrs, aber nur Parkgebühren zu erhöhen und das Pickerl auszuweiten, ist zu wenig", sagt ARBÖ-Generalin Lydia Ninz. " Das ist einseitige Politik und verschlechtert das Klima auf Wiens Straßen. Wir brauchen auch zusätzliche Garagen."

Gratzer vom VCÖ hält dagegen: "41 Prozent der Wiener Haushalte haben kein Auto. Der Pkw wird zu­sehends zum Minderheitenprogramm. Es wird mehr Platz fürs Rad geben müssen."

Einig sind sich die beiden in einem Punkt: "Die Politik bleibt Antworten schuldig, wie die Aggression auf der Straße in den Griff zu bekommen ist."

Mögliche Antworten könnte es Mittwoch Abend geben. Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou stellt sich den Fragen des KURIER-Publikums – ab 18 Uhr im Flo­rianihof, der Eintritt ist frei.

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