Das Pickerl, das keiner haben will

Das Pickerl, das keiner haben will
Jetzt hat auch Penzing das Parkpickerl beschlossen. Die Bevölkerung ist darüber aber alles andere als begeistert.

Abzocke." Dieses Wort fällt oft, wenn man sich mit den Bewohnern des 14. Bezirks über das Parkpickerl unterhält.

Als einer der vorerst letzten Bezirke beschloss Penzing Donnerstagabend die Einführung der Parkraumbewirtschaftung. Von einer "verantwortungsbewussten, wenngleich sicherlich auch unpopulären Entscheidung" spricht Bezirksvorsteherin Andrea Kalchbrenner (SPÖ).

Unpopulär ist keineswegs übertrieben, wie ein Rundgang  durch den Bezirk zeigt: "Das Parkpickerl wird sicher nichts bringen", ärgert sich Reinhart Hawle, der in der Märzstraße ein Feinkostgeschäft betreibt. "In der Innenstadt haben sie längst schon eines. Trotzdem fährt man dort ewig im Kreis, wenn man einen Parkplatz braucht."

Hawles Unmut richtet sich vor allem gegen die Grünen in der Rathausregierung. "Man hätte die Bevölkerung wenigstens abstimmen lassen sollen. Doch die Grünen sind nur so lange für die Basisdemokratie, bis sie selbst an der Macht sind."

Dass der Lebensmittelhändler  mit seiner Meinung nicht allein ist, zeigt ein Paket von mehr als 10.000 Unterschriften, die zuletzt   die ÖVP gegen das Pickerl gesammelt hat.

"Pendler sollen zahlen" 

Nicht weit weg vom Feinkostgeschäft  Hawle arbeitet Anna Henninger in einer Trafik: "Bei meinem letzten Jobwechsel hab ich extra darauf geschaut, dass ich in einem Bezirk ohne Pickerl arbeiten kann. Ich komme aus Hietzing und brauche mit den Öffis hierher fast eine Stunde." Sie würde es viel sinnvoller finden, wenn anstelle der Wiener die  Pendler aus Niederösterreich zur Kasse gebeten würden.

Um sie zu verscheuchen, sieht der von den Bezirks-SPÖ und den Grünen getragene Beschluss neben der Pickerlzone im Osten und Süden des Bezirks eine Sonder-Parkzone rund um die U4-Endstation Hütteldorf vor, die zwischen 12 und 17 oder 18 Uhr gelten soll (siehe Grafik). Die genaue Grenzziehung muss aber noch in Verhandlungen mit der Stadt geklärt werden.

Bezirkschefin Kalchbrenner ist jedenfalls von dieser Lösung überzeugt: "Die Erfahrungen aus anderen Bezirken zeigen uns, dass das Verkehrsaufkommen zurückgehen und  die Stellplatzsituation sich für die Penzinger Bevölkerung verbessern wird."

"Abzocke" 

Engelbert Sigmund, der in der Meiselstraße wohnt, will das nicht so recht glauben. "Beim Parkpickerl geht es in Wirklichkeit nur um Abzocke. Gerade erst hat man die Gebühren für die Parkscheine erhöht, was ja auch schon ein Wahnsinn ist."    

Skeptisch ist auch Alexander Schallmayer, der gerade seinen Hund Oskar Gassi führt: "Selbst hab ich zwar kein Auto, aber als Autofahrer wäre ich auch gegen das Pickerl. Ich glaube nicht, dass man damit die Autos wegbringen wird. Und außerdem  kostet heute eh schon alles genug."

Neue Regelung soll ab 1. Oktober gelten

Penzing ist neben Meidling, Rudolfsheim-Fünfhaus, Ottakring und Hernals der mittlerweile fünfte Bezirk, der sich nun für die Einführung des Parkpickerls entschieden hat. Geplanter Starttermin ist der 1. Oktober.

Favoriten muss sich als mittlerweile einziger ausstehender Bezirk noch entscheiden. Einen Termin dafür wird es vor Ostern nicht mehr geben, da man im 10. Bezirk noch auf Infodetails seitens der für Stadtplanung zuständigen Magistratsabteilung 18 wartet. Der städtische Parkpickerl-Koordinator Leopold Bubak hatte die Bezirke unlängst dazu aufgefordert, bis Ende März eine Entscheidung zu treffen. Ansonsten werde sich die Einführung mit 1. Oktober aufgrund der notwendigen Vorlaufzeit nicht mehr ausgehen.

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