Das Licht bleibt an: Strickerinnen erobern das Kino

Das Licht bleibt an: Strickerinnen erobern das Kino
Alle sechs Wochen verwandelt sich der Saal in den Breitenseer Lichtspielen in eine Handarbeitsstube

Leises Klackern erfüllt den alten Kinosaal. Zwei glatt, zwei verkehrt, die Wolle nachziehen und weiter. Die Finger der Frauen bewegen sich flink. Ihre Blicke sind auf die Leinwand geheftet. Das Stimmengemurmel ebbt langsam ab – doch das Licht bleibt an.

Alle sechs Wochen verwandelt sich der Kinosaal in den Breitenseer Lichtspielen (14. Bezirk) in eine Strickstube. Gut dreißig Hobby-Handarbeiterinnen haben sich auch diesmal eingefunden, um Leonardo diCaprio in seiner Rolle als „The Great Gatsby“ zu verfolgen. Mit Wollknäuel und Nadeln ausgestattet haben die Zuseher auf den hölzernen Klappsitzen Platz genommen.

Strickabhängige

Das Licht bleibt an: Strickerinnen erobern das Kino
Die Idee kommt von Susanne Kristek, Gründerin des1. Wiener Strickvereins. Durch eine schwere Grippe ans Bett gefesselt, entdeckte die 39-Jährige vor einigen Jahren die Liebe zur Handarbeit. Mittlerweile strickt sie so gut wie überall – vor dem Fernseher, am Spielplatz, in den Öffis. Manchmal nimmt sie Wolle und Stricknadeln sogar ins Restaurant mit. Einen Ort musste sie bis dato aussparen: das Kino. „Weil es hier zu dunkel ist“. Dabei macht ihr Handarbeiten gerade beim Fernsehen Spaß.

Die Stammkundin der Breitenseer Lichtspiele trat mit ihrer Idee des Strickfilms an Besitzerin Anna Nitsch-Fitz heran. Die 74-Jährige war sofort begeistert. Ebenso wie Dutzende strickfreudige Wiener. Studentin Elisa Hahn ist bereits zum dritten Mal im Kino, diesmal hat sie zwei Freundinnen mitgenommen. Auch drei Burschen waren das letzte Mal dabei und haben eifrig gehäkelt. Denen könnte auch der nächste Film gefallen. Am 4. März wird der Western „Lone Ranger“ gezeigt.

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