"Curved Approach": Heilmittel gegen Fluglärm?

"Curved Approach": Heilmittel gegen Fluglärm?
Der gekurvte Anflug könnte bald Standard sein und lärmgeplagte Anrainer entlasten. Ab September wird getestet.

Der „Curved Approach“ ist in aller Munde. Bürgerinitiativen in Wien und NÖ sehnen den gekurvten Anflug auf den Flughafen Schwechat herbei, weil sie sich davon massive Entlastungen versprechen. Die Fluglärm-geplagten Anrainer brauchen allerdings noch etwas Geduld.

Zwar ist das GPS-gesteuerte Landeverfahren technisch bereits möglich. Doch laut Austro Control (ACG) ist die Anzahl der Flugzeuge, die die sogenannte „Required Navigation Performance“ (RNP) fliegen können, noch zu gering, um einen Regelbetrieb einführen zu können.

Bei den Austrian Airlines wäre zum Beispiel etwa die Hälfte der Flugzeuge für die Technologie gerüstet. Dazu gehören unter anderem die Airbus-Flotte oder auch die Boeing-777-Maschinen. Am gekurvten Anflug zeigt auch die AUA Interesse.

Satelliten-gesteuert

„Curved Approach“ bedeutet, dass die Flieger nicht einem langen, geraden Landestrahl, wie beim Instrumentenlandesystem (ILS) folgen, sondern erst kurz vor der Piste einschwenken und zum Landeanflug ansetzen. Durch das Satelliten-gesteuerte System könnten lärmsensible Zonen einfach umflogen werden.

"Curved Approach": Heilmittel gegen Fluglärm?

Für den standardisierten gekurvten Anflug gibt es drei Voraussetzungen: „Erstens müssen die Flugzeuge über die technische Ausrüstung dafür verfügen. Zweitens brauchen die Crews ein spezielles Training. Und drittens müssen sich die Fluglinien das Verfahren von der nationalen Behörde genehmigen lassen“, erläutert ACG-Sprecher Markus Pohanka.

Für Wien-Schwechat gilt zudem noch eine weitere Bedingung: Sind alle Voraussetzungen erfüllt, muss im Dialogforum (in dem neben der Flugverkehrswirtschaft auch die Anrainer vertreten sind) ein Konsens gefunden werden. Sprich: Kommt das Verfahren zum Einsatz – und, wenn ja: auf welchen Routen?

Erste Messungen

„Wir werden die Katze sicher nicht im Sack kaufen“, sagt Wolfgang Hesina, Geschäftsführer des Dialogforums. Deshalb wird ab September mithilfe mobiler Messstationen die Lärmentwicklung durch den gekurvten Anflug auf Piste 16 gemessen.

„Das ist keine Präjudiz für irgendeine Route“, betont Hesina. „Es geht darum, festzustellen, ob es punkto Lärm überhaupt Unterschiede zum geraden Anflug gibt. Erst, wenn es ausreichende Erkenntnisse gibt, können wir in die Diskussion gehen.“ Bis Ende des Jahres könnten erste Ergebnisse vorliegen.

Den Anrainern kann es nicht schnell genug gehen. „Wir fordern dieses Verfahren seit Jahren“, sagt etwa Johann Hinteregger von der Bürgerinitiative „Lärmschutz Laaerberg“. Skeptisch ist dagegen Viktor Horak aus Liesing: „Der Vorteil wäre, dass man dicht verbautem Gebiet präzise ausweichen kann. Bloß gibt es rund um Wien kaum unverbautes Gebiet.“

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