Biberplage in Floridsdorf

Biberplage in Floridsdorf
Floridsdorfs Gärtner klagen über massive Biberschäden. Über die Herkunft des Verursachers tobt ein kurioser Streit.

Mit Zwetschken, Birnen und Marillen aus eigenem Anbau wird Leo Emminger die nächsten Jahre nicht aufwarten können. Seit zwei Jahren bekommt der Floridsdorfer Kleingärtner unliebsamen Besuch aus dem angrenzenden Marchfeldkanal: „Sechs Obstbäume haben die Biber schon gefällt. Inzwischen haben sie es sogar schon auf meine Thujen abgesehen."
Löcher im Gartenzaun zeigen, dass Maschendraht für die Nager kein Hindernis ist. Um weiteren Schaden abzuwenden, hat Emminger den noch verbliebenen Bäumen einen Gitterkäfig verpasst. „Ich will nicht, dass man die Biber ausrottet. Aber reduzieren sollte man sie schon."


Wie Emminger denken viele Gärtner in Stammersdorf. Der streng geschützte Nager ist mittlerweile sogar zum Politikum geworden: Eine Expertengruppe zur Lösung des Problems fordert etwa Bezirksrat Hans Jörg Schimanek (Liste „Wir für Floridsdorf"). Sogar über eine Sammelklage gegen die Stadt wird nachgedacht.

Schuld ist der kanadische Biber

Laut Schimanek der Hauptschuldige: der kanadische Biber. „Er wurde bei uns ausgesetzt, hat sich mit heimischen Exemplaren gekreuzt und ist besonders aggressiv." Dafür würden für diese Tiere aber nicht so strenge Schutzbestimmungen gelten. „In Kanada macht man Gulasch aus ihnen."

Nur: Zoologen wissen nichts von der Existenz kanadischer Biber in Wien. „Das Gerücht hält sich seit Ewigkeiten. Seit Jahren gibt es aber kein Indiz dafür, dass sie in unserer Population vertreten sind. Sie können sich auch nicht mit den europäischen Bibern kreuzen", sagt BOKU-Wildbiologin Rosemarie Parz-Gollner.


Einziges Mittel  „In den 70er-Jahren hat man zwar nordamerikanische Biber bei uns ausgesetzt. Sie haben aber alle nicht überlebt", betont Forstdirektor Andreas Januskovecz. Und die heute ansässigen Tiere seien laut EU-Richtlinie so streng geschützt, dass sie nicht einmal eingefangen werden dürfen. „Ich verstehe den Ärger der Menschen. Aber außer dichten Zäunen und starken Drahtgittern gibt es kein Mittel gegen die Biber."

Nager: Bis zu 200 Biber leben in Wien

Comeback  Im 19. Jahrhundert ausgerottet, wurde der Biber ab 1976 in den Donauauen wieder angesiedelt. Rund 40 Tiere wurden in den folgenden Jahren dort ausgesetzt. Nach und nach
eroberten die Nager ihren alten Lebensraum auch entlang der Wiener Gewässer wieder zurück.
Gegenwart   Derzeit leben in Wien 180 bis 200 Biber, vor allem in den Bereichen Lobau, Donaukanal, Donauinsel, Wienfluss und Marchfeldkanal. Die Tiere zählen sowohl auf internationaler Ebene als auch nach dem Wiener Naturschutzgesetz zu den streng geschützten Tierarten.

 

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