Bemalte Wohnstraßen: Wie Blumen helfen sollen, die Regeln einzuhalten

Bemalte Wohnstraßen: Wie Blumen helfen sollen, die Regeln einzuhalten
Im 15. Bezirk wurden 27 Blüten auf die Fahrbahn der Langmaisgasse gesprüht. Genehmigt werden solche Aktionen nur in Ausnahmefällen.

Mitten auf der Wiener Langmaisgasse blühen gerade 27 Blüten auf. Allerdings keine echten, sondern welche aus Spezial-Farbe: 300 Kilo der Farbe werden in mehreren Schichten dort aufgesprüht. Spätestens heute, Mittwoch, wird das ganze „Beet“ (das bis in die Markgraf-Rüdiger-Straße reicht) fertig sein.

Was nach  einer  bloßen Behübschungsaktion klingt, hat einen tiefer gehenden Hintergrund: Die Initiative Space and Place will mit den Blumen auf die geltenden Verkehrsregeln  hinweisen. Die Langmaisgasse im 15. Bezirk ist nämlich eine Wohnstraße. „Die Idee ist, dass sich  Autos einbremsen und dass sich Anrainer trauen, den Straßenraum zu nutzen“, sagt Brigitte Vettori von der Initiative.

Zur Erklärung: In Wohnstraßen gelten besondere Regeln. Autolenker dürfen sie nicht durchfahren, sondern nur zu- oder abfahren – und das in Schrittgeschwindigkeit. Das Gehen und das Spielen auf der Fahrbahn ist ausdrücklich erlaubt.

Bemalte Wohnstraßen: Wie Blumen helfen sollen, die Regeln einzuhalten

Am Mittwoch soll die Bemalungs-Aktion abgeschlossen sein. 

Bewusst sei das aber den wenigsten, sagt Vettori. Die Blumen auf dem Asphalt soll das ändern. Oder, wie es Bezirkschef Gerhard Zatlokal (SPÖ)  formuliert: „Wenn man schon eine Wohnstraße hat, dann kann man den Autofahrern auch zeigen, dass hier etwas anders ist.“

Pläne für 6. und 17. Bezirk

Mit der Langmaisgasse hat Wien nun bereits die vierte Straße mit bemalter Fahrbahn. Sie wird nicht die letzte bleiben: Weitere bunte Straßen sind schon in Planung.

Bemalte Wohnstraßen: Wie Blumen helfen sollen, die Regeln einzuhalten

Bemalung im 2. Bezirk

Das türkise Tierchen in der Ernst-Melchior-Gasse ...

Bemalte Wohnstraßen: Wie Blumen helfen sollen, die Regeln einzuhalten

Bemalung im 2. Bezirk

... dient als Radspielplatz.

Bemalte Wohnstraßen: Wie Blumen helfen sollen, die Regeln einzuhalten

Bemalung im 4. Bezirk

300 Kilogramm Farbe und zwei Tage Arbeit...

Bemalte Wohnstraßen: Wie Blumen helfen sollen, die Regeln einzuhalten

Bemalung im 4. Bezirk

... stecken in dieser Bemalung in der Waltergasse. 

Bemalte Wohnstraßen: Wie Blumen helfen sollen, die Regeln einzuhalten

Bemalung im 15. Bezirk

Die Grafikerin Sylvia Kostenzer mit ihrem Bemalungs-Projekt ....

Bemalte Wohnstraßen: Wie Blumen helfen sollen, die Regeln einzuhalten

Bemalung im 15. Bezirk

... der bunten Staglgasse.

Space and Place etwa  führt bereits mit dem 17. Bezirk Gespräche, Details werden aber noch nicht verraten. Der 6. Bezirk plant, noch diesen Sommer die Fügergasse bemalen zu lassen.

Effekt wird getestet

Ganz so einfach ist das aber nicht: Der Magistrat  muss  derartige Projekte genehmigen – was er (wegen Sicherheitsbedenken) nur in Einzelfällen tut. Eine Voraussetzung dafür ist, dass die Farbe rutschfest ist. Und: Es muss geklärt sein, wer für etwaige Unfälle haftet.

In der Langmaisgasse war das lange nicht der Fall. Denn Space and Place konnte das Geld für die vorgeschriebene Haftpflichtversicherung nicht auftreiben. Dann sprang der Bezirk ein: Er bezahlt die 20.000 Euro teuren Blumen.

Die MA 28 (Straßenbau) sprüht die Motive auf und  haftet auch dafür. Bezirksvorsteher Zatlokal lässt außerdem den Effekt der Blumen  untersuchen: Im Vorfeld der Spray-Aktion wurden die illegalen Durchfahrten gezählt, im Herbst wird das wiederholt.

Vorbild Mahü

Die Mariahilfer SPÖ hat sich übrigens eine weitere Strategie überlegt, damit Wohnstraßen ihrem Zweck entsprechend genutzt werden. In allen elf Wohnstraßen des Bezirks sollen Gehsteige und Fahrbahnen auf ein Niveau gehoben werden – so, wie das etwa in Begegnungszonen üblich ist.

Bemalte Wohnstraßen: Wie Blumen helfen sollen, die Regeln einzuhalten

In jenem Teil der Otto-Bauer-Gasse, die eine Begegnungszone ist, gibt es keinen Unterschied zwischen Fahrbahn und Gehbereich. 

Der Grund: „Die Mariahilfer Straße hat gezeigt, dass sich das Verhalten der Verkehrsteilnehmer nur dann ändert, wenn es auch bauliche Veränderungen gibt“, heißt es aus dem Büro von Bezirksvorsteher Markus Rumelhart.

Der Bezirk kann derartige Umbauten allerdings nicht alleine stemmen. Die SPÖ will daher das Rathaus auffordern, die Förderquote für solche Projekte zu erhöhen. Das Bezirksparlament wird am Donnerstag einen entsprechenden Antrag abstimmen.

Kommentare