Bandenkämpfe am Handelskai

Am Samstag eskalierte hier ein Streit zwischen jungen Männern.
Viele Anwohner haben nach der Massenschlägerei zwischen mehr als 50 Afghanen und Tschetschenen Angst.

"Dass junge Menschen streiten, kommt vor. Aber das ist nicht mehr normal." Kopfschüttelnd stehen die Passanten Thomas und Manuela Sonntagfrüh an der Ecke der Engerthstraße in der Brigittenau und begutachten die Blutflecken am Gehsteig und am Fahrradständer. Am Vorabend war hier ein Streit zwischen mehr als 50 Afghanen und Tschetschenen eskaliert. Mit Holzlatten, Eisenstangen und Messern dürften die Männer aufeinander losgegangen sein. Zwei Personen schweben in Lebensgefahr. Es gab zwei Anzeigen wegen Mordversuchs und fünf wegen schwerer Körperverletzung.

Auslöser soll laut Polizei ein via Facebook ausgetragener Disput zwischen den Gruppierungen gewesen sein. Die Tschetschenen dürften sich in der Nähe eines Jugendzentrums in der Engerthstraße aufgehalten haben, als etwa 40 Afghanen eintrafen.

Eskalation

Innerhalb weniger Minuten eskalierte die Situation. Laut einer Sozialarbeiterin, die Zeugin der Gewalt wurde, war die angegriffene Gruppe zahlenmäßig unterlegen. Manche der Tschetschenen sollen demnach von bis zu fünf Angreifern gleichzeitig attackiert worden sein.

Bandenkämpfe am Handelskai
Die Polizei markierte den Tatort
Als die Polizei wenige Minuten später eintraf, hatte der Großteil der Täter bereits die Flucht ergriffen. Sechs verdächtige Afghanen konnten von den Einsatzkräften noch festgenommen werden.

Massenschlägereien mit der Beteiligung von Tschetschenen häuften sich zuletzt in Wien, Linz, Graz, St. Pölten und Salzburgder KURIER berichtete. Bei tschetschenischen Jugendlichen spielt nach der Erfahrung von Kriminalisten häufig Nationalstolz gepaart mit einem Hang zu Kampfsport eine Rolle. Zudem würden junge Tschetschenen oft Wert darauf legen, ihre "Territorien" zu kontrollieren.

Am Sonntag herrschte jedenfalls Bestürzung unter den Passanten rund um die Station Handelskai: "Viele Bewohner haben jetzt ein ungutes Gefühl", sagt Renate Hofstätter, die in der Engerthstraße ihre Hündin ausführt. Das bestätigt Maria Ritt, die berichtet, mehrmals Rivalitäten zwischen jungen Leuten beobachtet zu haben: "Ich fühle mich unwohl, wenn ich alleine unterwegs bin."

Drogenkriminalität

Auch die Passantin Manuela schildert: "Ich bin Hausbesorgerin und viele der älteren Mieter erzählen mir, dass sie sich abends nicht mehr auf die Straße trauen." Sorgen bereite ihr auch die Drogenkriminalität: Oft finde sie beim Putzen Spritzen im Stiegenhaus oder in der Waschküche. Sie wünsche sich mehr Polizei auf der Straße.

Bestürzt zeigt sich auch Hannes Derfler, Bezirksvorsteher der Brigittenau (SPÖ): Der Vorfall sei beängstigend. Am Mittwoch treffe er Mitarbeiter der Polizei, da spreche man über Lösungen.

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