Aus für offenen Bücherschrank

Aus für offenen Bücherschrank
Der Erfinder des Erfolgskonzepts will nicht noch mehr offene Bücherschränke unentgeltlich warten.

Frau Ernestine stöbert nach Krimis und stößt auf Ken Follett und Martha Grimes. Herr Hölzel wiederum sucht ein Mal im Monat nichts Bestimmtes und sahnt doch regelmäßig einen Stapel Bücher ab. "Das ist schon eine feine Sache, so ein offener Bücherschrank", sagt der Pensionist. Fein, aber nicht billig.

Erfinder Frank Gassner weiß das. Drei Schränke hat er in Wien mittlerweile aufgestellt (Neubau, Ottakring, Alsergrund). Schränke, denen jeder ohne zu zahlen gebrauchte Bücher entnehmen kann. "Die Errichtungskosten von 3000 Euro pro Schrank habe ich selbst geschultert", sagt Gassner. "Zwar will fast jeder Bezirk das Konzept übernehmen, aber offenbar sind die Politiker zu blöd, die Sache auch zu finanzieren." Der Künstler habe Anfragen aus fünf Bezirken vorliegen. "Aber ich sehe nicht ein, warum ich das unentgeltlich machen sollte." Die Politiker seien nur solange mit an Bord, solange dabei ein Foto für die Bezirkszeitung herausschaue.

Erfolgsgeschichte

Die Geschichte des Bücherschranks nahm ihren Ausgang im deutschen Mainz und ist mittlerweile in vielen europäischen Städten verbreitet. Auch in Wien ist die Nachfrage groß. Allein während des 20-minütigen Interviews kommen acht Personen, die alte Bücher bringen und gegen neue, alte Bücher eintauschen. Gassner glaubt an 400.000 "Kunden" pro Jahr. Für ihn steht dennoch fest: "Ich werde die bestehenden drei Schränke weiter warten. Mehr wird's aber nicht geben. Leider." Frau Ernestine bedauert das ebenfalls. "Das ist schade. Ich gehe lieber hierher als in die Bücherei."

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