Aufstand gegen Burn-out-Zentrum im Westen Wiens

„Hörndlwald soll nicht verbaut werden“, fordert Silke Kobald.
Die Stadt plant eine Einrichtung für psychisch Kranke. Doch der Standort ist Anrainern ein Dorn im Auge.

"Das ist der helle Wahnsinn", findet Günter Klemenjak. Seit Jahren macht sich der Hietzinger für die Renaturierung des Hörndlwalds – ein Naherholungsgebiet im Südwesten der Stadt – stark. Im rahmen einer Petition hat Klemenjak bereits 7800 Unterschriften gesammelt. Umsonst, wie es jetzt scheint.

Denn die Stadt Wien plant ein Burn-out-Zentrum auf dem Gelände des ehemaligen Josef-Afritsch-Heimes. Auf einem Drittel des rund 6000 Quadratmeter großen Areals sollen 6,5 Meter hohe Gebäude entstehen und 80 Patienten-Betten Platz bieten. Laut Statistik ist jeder dritte Österreicher zumindest einmal im Leben von einer psychischen Erkrankung betroffen. Daher ist die Stadt Wien von der Wichtigkeit des Instituts überzeugt.

Dass es so eine Einrichtung gibt, dagegen haben weder Bürger noch Parteikollegen aus dem Bezirk etwas einzuwenden. Doch mit der Standortwahl ist Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP) gar nicht einverstanden. Sie fragt: "Im Norden Wiens werden gerade neue Grünflächen angelegt und hier zerstört man einfach ein Naherholungsgebiet?"

Sanfte Nutzung

Wohnbaustadtrat Michael Ludwig verspricht jedoch eine "sanfte Nutzung" des Hörndlwalds. Gegner können das nicht glauben. "Dass das Areal selbst sanft genutzt wird, das kann ja sein", meint Klemenjak. "Aber die Nachbarn müssen dann dran glauben." Denn neben Patienten müssten ja auch Personal und Besucher das Zentrum erreichen.

Bezirksvorsteherin Kobald will alle Hebel in Bewegung setzen, um das Projekt an diesem Standort zu verhindern. Bei der heutigen Sitzung der Bezirksvertretung stehen mehrere Hörndlwald-bezogene Anträge von ÖVP und FPÖ auf der Agenda. Warum bringt man das Institut nicht im verkehrstechnisch besser erschlossenen Geriatriezentrum Wienerwald unter, fragt etwa FP-Gemeinderat Günter Kasal. Dort gebe es ja auch schon die entsprechende Infrastruktur.

Die Zeit arbeitet jedoch gegen die Projekt-Kritiker. Am Montag wurde der Akt im Bauausschuss behandelt und angenommen. Noch im Dezember soll im Gemeinderat darüber abgestimmt werden.

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