Auf Geisterjagd im Prater

Auf Geisterjagd im Prater
Gruselorte: Als Geisterjäger sorgen sie schon länger für Furore. Nun wollen die Wiener den Spuk wissenschaftlich fassen – etwa im Prater.

Am Watschenmann ziehen sie stoisch vorüber und auch der Zuckerwatte im Wiener Prater schenken sie keine Beachtung. Wo andere zum Vergnügen hingehen, suchen Uschi Hepp und Gabi Hasmann nach etwas anderem. Nach etwas ganz anderem. Man könnte auch sagen, die beiden Frauen suchen im Prater nach etwas, das es gar nicht gibt. Oder zumindest nicht geben dürfte. Gabi Hasmann und Uschi Hepp suchen nach dem Geist aus einem alten Stummfilm.

 

Geisterjagd

„Natürlich schauen die Leute etwas verzwickt, wenn sie von Geisterjagd hören“, sagt Hasmann und schmunzelt. Die Neugier reizt das ungewöhnliche Hobby aber allemal. Auch jene von Stefan Raab. 2009 lud sie der deutsche Moderator in seine Show, wo ein Millionenpublikum über die modernen „Geisterjäger“ staunte und lachte.

„Die Leute glauben ja, wir sind Spinner“, sagt Hepp, während der Rummel im Prater ihre Worte verschluckt. Zum Lachen ist Hepp ob dieser Missverständnisse nicht. Deshalb hat das neunköpfige Team der „Austria Paranormal Investigators“ (API) das Instrumentarium zur Geisterjagd nun überarbeitet und an die Erfordernisse des 21. Jahrhunderts angepasst.

„Früher haben wir Messgeräte wie Infrarotkameras mitgenommen, um das Übersinnliche nachweisen zu können. Heute sehen wir die Ursache vor allem in der Psychologie der Menschen. 90 Prozent der Phänomene sind wissenschaftlich erklärbar“, sagt Hepp.

Calypso

Und die restlichen 10 Prozent? Denen gehen die Geisterjäger vor Ort auf den Grund. An diesem sonnigen Samstag etwa im Prater, wo die Verzerrspiegel des Calypso nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Bilden von urban legends anregen. „Es gibt übereinstimmende Berichte von Besuchern, die einen alten Mann in den Spiegeln gesehen haben wollen“, sagt Hasmann. Das Aussehen des Mannes beschrieben die Besucher jeweils gleich: glatt gekämmtes Haar, alt­modische Kleidung. „Als ob er einem Stummfilm entstiegen wäre“, schilderte einer der Augenzeugen.

Die Autorin Hasmann (www.wunschtext.at) ging den Berichten nach und kann den Geist nun zumindest benennen. Es soll sich um Anton Kratky-Baschik, den ehemaligen Besitzer des Calypso, handeln. Und weil der Name gar so lang ist und der Geist schon öfter gesehen worden sein soll, nennt man ihn im Prater einfach „den Kratky“.

Keine Fotos

Fototermine sind die Sache des alten Kratky aber scheinbar nicht. Beim KURIER-Lokalaugenschein wollte er sich partout nicht in den Spiegeln blicken lassen. Die Jäger des Übersinnlichen lassen sich von diesem Rückschlag aber nicht entmutigen. Alleine für Wien listet Gabi Hasmann in ihrem neuen Buch sechs weitere Spukorte auf und stellt diese urban legends humorvoll dar.

Dass die Recherche an den Gruselorten mitunter auch zu Gänsehaut führen kann, stellte Hasmann etwa auf der Burg Lockenhaus im Burgenland fest. „Wir haben uns über Nacht in der Burg einsperren lassen und Videokameras aufgestellt. Nach Mitternacht sind im Rittersaal auf einmal alle Kameras ausgefallen. Als wir nachsehen gingen, waren in dem Saal sämtliche Sessel verrückt. Ich weiß bis heute nicht, wie das vonstatten ging, weil sämtliche Außentüren abgesperrt waren“, erzählt Hasmann von jener seltsamen Nacht, die ihr noch heute zu denken gibt. Abschrecken ließ sich die Autorin von den Geistern freilich nicht: „Dafür ist das Thema einfach zu spannend.“

Spukorte: Mysteriöses in ganz Österreich

Bundespolizeidirektion Ein Schild am Gebäude der Bundespolizeidirektion Wien am Schottenring 7 erinnert noch heute an eine der tragischsten Brandkatastrophen Wiens: 1881 starben an diesem Ort mindestens 384 Menschen, als das ehemalige Ringtheater in Flammen aufging. Beerdigt wurden die Brandopfer in einem Massengrab auf dem Zen­tralfriedhof, Gruppe 30A. Angeblich hört man dort noch heute ein leises Wimmern über den Gräbern.

Carnuntum Die ehemalige Römerstadt bietet Gruselfreunden allerhand Überraschungen. So soll man durch das Heidentor etwa in die Vergangenheit sehen können. Zum Gruseln ist auch ein Tonband, das Hasmann und Hepp beim früheren Amphitheater, wo die Gladiatorenkämpfe stattgefunden haben, aufzeichneten: Darauf sei der römische Schlachtruf „Iugula“ zu hören. Zu Deutsch: „Tötet ihn“.

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